Читать книгу Ein Jahr mit einem Narzissten - Katrin Roth - Страница 11
Die Party
ОглавлениеEin paar Wochen später war es endlich soweit: Wir hatten ein ganzes Wochenende nur für uns! Mein Freund holte mich ab und zusammen fuhren wir zum Hotel. Ich fühlte mich die ganze Zeit über eigentlich recht entspannt. Wir hatten uns im Auto über Themen wie Lieblingsmusik und die damit verbundenen Erinnerungen unterhalten und dabei Hotel California gehört. Unter anderem hatte er mir auch von seinen vorherigen Erlebnissen auf diversen vergangenen Swinger-Events erzählt.
»Ich bin in der Szene ziemlich bekannt«, erklärte er stolz, »Die meisten lieben mich und die anderen verachten mich, weil sie neidisch sind.«
»Und worauf genau sind sie neidisch?«
»Auf meine Dominanz und dass ich sie offen auslebe. Und weil ich so erfolgreich bin«, erklärte er und kam mir dabei fast schon ein bisschen zu arrogant vor.
Als wir im Hotel ankamen, regte sich plötzlich die Nervosität in mir. Während er uns an der Rezeption anmeldete, stand ich ein paar Schritte hinter ihm und fühlte mich plötzlich sehr merkwürdig - ein wenig wie eine Hündin, die ihrem Herrchen hinterherlief. Der Rezeptionist beäugte mich mit einem fragenden Blick. Wahrscheinlich wunderte er sich, ob ich die Tochter, Geliebte oder Freundin war. Immerhin lag ein sichtbarer Altersunterschied von elf Jahren zwischen uns.
Auf dem sehr kleinen, aber heimisch eingerichteten Zimmer ging ich mich duschen, während er sich umzog. Ich hatte ein schwarzes kurzes Kleid mitgenommen, welches zwar die Schultern bedeckte, aber trotzdem durch die schwarze Spitze leicht durchsichtig war. Darunter trug ich einen schwarzen trägerlosen BH und schwarze Pumps, sonst nichts. Er sah elegant aus, aber trotzdem schlicht gekleidet, in seinem weißen Hemd, dunklen Lederschuhen und dunkler Stoffhose. Er hatte mich in den Arm genommen, geküsst, mir ein Kompliment gemacht und dann fuhren wir zu der Party.
Draußen war es sehr kalt gewesen. Zum Glück mussten wir vom Auto aus nicht weit laufen. Auf unserem kurzen Fußweg trafen wir schon einige Paare, welche ihrer Kleidung nach ganz offensichtlich zu derselben Party wollten. An der Tür begrüßte mein Freund den Gastgeber überschwänglich. Der Mann war angeblich ein sehr guter Bekannter von ihm. Die Reaktion des anderen hatte mich etwas verwundert. Dafür, dass sie so gute Freunde waren, zeigte er keine so große Begeisterung, meines Eindruckes nach.
Wir wurden von weiteren Menschen im Eingangsbereich begrüßt und hereingeführt. Innen war alles recht bunt und mit vielen Lichtern und winterlichen Dekorationen geschmückt. Der Stil schwankte zwischen klassischem Chic und kitschiger Moderne. Da er hier schon einige Partys besucht hatte, kannte er sich gut aus. Er wies mich an eine Wendeltreppe hochzugehen. Ich fühlte mich etwas unwohl und zudem unsicher, da ich nicht gut in Pumps laufen konnte. Langsam stieg ich die Stufen empor, wobei ich betete nicht zu stolpern und womöglich noch zu stürzen. Das wäre wirklich äußerst peinlich gewesen. Vor allem ihn wollte ich nicht blamieren.
Wir schauten uns erst einmal um. Ich fand es immer wieder erstaunlich, welche Menschen sich auf solchen Partys herumtrieben. Menschen, bei denen, wenn sie einem auf der Straße begegnen würden, man wahrscheinlich nie im Leben vermuteten würde, dass sie solche sexuellen Neigungen und Interessen haben.
Naja, bei mir würde man so etwas sicherlich auch nicht erwarten, dachte ich. Die meisten Vorstellungen, die man von anderen hat, treffen sowieso nur selten zu. Das hatte ich schon oft festgestellt.
In der Villa gab es viele verschiedene Räume – unter anderem einen FKK-Bereich und eine Bar. Wir holten uns Drinks und setzten uns dann in die Nähe einer kleinen Tanzfläche. An den Wänden waren zwei große Monitore angebracht, auf denen billige Pornos liefen. Wer sich wohl so etwas freiwillig anguckt?, fragte ich mich. Wir setzten uns eng nebeneinander. Gegenüber von uns saß ein Pärchen, das mehr als peinlich berührt dreinschaute.
Man konnte sofort sehen, welche Pärchen sich miteinander wohlfühlten und welche nicht. In dem ganzen Getümmel stach besonders ein Pärchen hervor, bei dem der Mann seine Frau stolz an einer Kette herumführte. Das Bizarre daran war, dass die Frau sehr selbstsicher auftrat und sichtlich dazu angeregt war zu tanzen, während der Mann - ihr ›Herr‹ - eher unsicher aussah und still neben ihr stand.
Wir waren uns einig, dass dies nicht der Kracher von einer Party war. Dennoch bemerkte ich, dass mein Freund ein Dauergrinsen auf seinem Gesicht hatte und sich sichtlich glücklich und wohlfühlte. Das freute mich.
»Hol mir einen neuen Drink«, wies er mich an. Ich gehorchte. Wir saßen eine ganze Weile zusammen und redeten hauptsächlich über die anderen Gäste, die wir beobachten konnten. Später entschlossen wir uns dann zu tanzen. Ich war nicht die beste Tänzerin, das wusste ich. Laut seiner Angaben hatte er auch zwei linke Füße. Gut, dachte ich beruhigt, dann falle ich wenigstens nicht so peinlich auf. Auf der Tanzfläche aber haute er mich um. Nachdem er sich anfänglich langsam und scheinbar etwas unbeholfen beweget hatte, begann er plötzlich wie ein Chippendale zu tanzen. Ich war absolut sprachlos und konnte nicht aufhören, ihn anzustarren. Noch mehr staunte ich, als er sich dann auch noch sein Hemd während seiner Tanz-Show vom Leibe riß.
»Und du kannst nicht tanzen!?«, fragte ich ihn ungläubig. Er sah definitiv nicht wie der Party-Typ aus und schon gar nicht wie ein Profitänzer. Generell behielt er auch immer eine sehr geradlinige, aufrechte, ja schon fast starre Pose ein. Ihn sich nun so frei bewegen zu sehen, war unfassbar. In seiner Jugend habe er nebenjobmäßig als Gogo-Tänzer gearbeitet, offenbarte er mir. In einem Menschen steckt man doch wirklich nicht drin!
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich meine Fassung wiedergewann. Beim Tanzen streifte er mir immer wieder meinen Rock hoch, sodass von hinten wahrscheinlich mein blanker Po zu sehen gewesen war. Dabei strich er flüchtig mit seinen Händen über meine Haut. Es kribbelte in mir. Dann presste er seinen Körper enger an mich. Es war erregend seine Wärme und seine Berührungen an meinen Innenschenkeln zu spüren. Am liebsten hätte ich beide seiner Hände an mir gehabt und für immer so mit ihm weitergetanzt.
Später aßen wir ein paar Canapés und schauten uns nach seinen Freuden um, die angeblich auch zu der Party kommen wollten. Nachdem wir sie nicht finden konnten und die Party auch so nicht reizvoller wurde, entschieden wir uns gegen ein Uhr zurück zum Hotel zu fahren. Auf dem Zimmer landeten wir sofort im Bett. Er befahl mir seinen Schwanz rauszuholen und ihn zu blasen. Ich tat wie er angewiesen hatte. Kurze Zeit darauf zog er sich komplett aus.
»Nimm ihn wieder in den Mund!«, befahl er auf ein Neues. Plötzlich fuhr er mich mit erboster Stimme an: »Wer hat dir eigentlich beigebracht so zu blasen?« Ich erschrak. Im ersten Moment wusste ich gar nicht, wie ich auf seinen plötzlichen Wutanfall reagieren sollte.
»Du bist wie eine Maschine«, sagte er dann erbost. Ich war komplett verwirrt. Bis jetzt hatte ich es immer so getan und er hatte nie etwas bemängelt. Dennoch hatte er Recht - ich ›machte‹ einfach, ohne etwas dabei zu empfinden. Das habe ich schon immer so getan.
»Wer hat dir das beigebracht?«, fragte er noch einmal mit Nachdruck. Ich wusste genau, warum ich so war. Tausende Gedanken kreisten plötzlich in meinem Kopf - Erinnerungen und Schuldgefühle. Er hatte keine Ahnung, was in mir in diesem Augenblick vorging. Meine Kehle hatte sich zugeschnürt, sodass ich keinen Ton herausbekam. Ich guckte ihn nur beschämt an und konnte die Tränen, welche in meine Augen schossen, nicht unterdrücken. Er packte mein Kinn mit seiner rechten Hand und zog mich zu sich. »Antworte mir!«, zischte er.
»Ich weiß es nicht«, log ich und versuchte seinem Blick auszuweichen.
»Ich will, dass du mich fickst«, befahl er dann in einem scharfen Ton. Ich befolgte seine Anweisungen und fing an auf seinem harten Schwanz zu reiten.
»Ist das alles? Fick mich gefälligst richtig«, befahl er nochmals. Dieser innere Schmerz, der in mir aufstieg, breitete sich immer mehr aus.
»Ich will, dass du weitermachst, auch wenn dir deine Pussy wehtut!«, sagte er streng, ergriff dabei mein Becken und bewegte es mit einem festen Griff heftiger. Meine Tränen liefen weiter. »Was ist los?«, fragte er schroff.
Ich versuchte meine Stimme und Worte wiederzufinden, die mir irgendwo tief in meinem Hals feststeckten.
»Ich habe schon immer nur das getan, was Männer von mir verlangt haben«, sagte ich dann leise, »egal ob ich es wollte oder nicht. Ich bin immer nur benutzt worden und habe mich benutzen lassen, um zu gefallen.« Mein Körper sackte in sich zusammen. Ich fühlte mich schrecklich. Tiefer Schmerz und Trauer hatten sich in mir breitgemacht und seine Herzlosigkeit und abweisende Art halfen mir in dem Augenblick überhaupt nicht.
»Komm her«, er zog mich zu sich runter. Seine angespannten Gesichtsmuskeln lösten sich plötzlich. Er schien nicht mehr wütend zu sein. »Ich weiß«, sagte er mitfühlend, »ich werde das nicht tun.« Bei den Worten nahm er mich in seinen Arm. Er gab mir zu verstehen, dass er mich besser behandeln würde als die anderen Männer es getan hatten - mit Respekt, Zuneigung und Verständnis. Er würde mich beschützen und mir dabei helfen, mich neu zu entdecken.
Sein Wutausbruch kurz zuvor hatte mich verängstigt, aber nun fühlte ich mich sicher und geborgen bei ihm. Es war ein unheimlich beruhigendes Gefühl in seinem Arm zu liegen.
»Ich will nicht, dass du dich für mich verstellst. Ich will, dass du mir wahre Leidenschaft zeigst«, betonte er. Plötzlich verspürte ich eine unheimliche Erleichterung, weil er mir sein Okay dafür gab, so zu sein, wie ich wirklich bin. Es war wie ein Schalter, welchen er plötzlich in meinem Kopf umgelegt hatte. Meine gespielte Show hatte er durchschaut, aber gab mir trotzdem noch eine Chance. Auf einmal hatte ich neuen Mut und neue Kraft, mich ihm gegenüber zu öffnen und einfach nur ich zu sein. Bisher hatte ich immer große Angst gehabt, meine Partner zu verlieren, wenn ich nicht das tat, was sie von mir verlangten. Durch seine Worte fühlte ich mich frei und mein Vertrauen zu ihm wuchs. Durch ihn würde ich wieder zu mir selbst finden und mich von meinen inneren Zwängen befreien können.
»Fick mich weiter!«, sagte er nach kurzer Zeit, wieder in einem etwas härterem Ton. Ich hatte keine Kraft mehr und alles schmerzte, aber gehorchte trotzdem.
»Ich will, dass deine Pussy brennt!«
Als wir beide am nächsten Tag wieder in unser Alltagsleben zurückkehrten, schrieb er mir, dass ich ihm sehr gut getan hätte und dass er sich seit dem Wochenende wieder viel ruhiger und entspannter fühlte. Das Wochenende mit ihm hatte mir auch sehr gut gefallen, allerdings beschäftigten mich immer noch aufgewühlte Emotionen. Ich entschuldigte mich bei ihm, dass ich so angespannt gewesen war und erklärte ihm, dass ich mich, umso näher mir ein Mann kam, automatisch immer mehr verschloss. Meinen eigenen Willen hatte ich einem Partner gegenüber noch nie zum Ausdruck bringen können. Das war schier unmöglich. Ich befolgte einfach das, was von mir verlangt wurde und war so immer auf der sicheren Seite. Ich durfte nicht zulassen, durch Eigenregie etwas Falsches zu tun. Er beteuerte mir noch einmal, dass er mir Zeit geben würde, um mein Selbstvertrauen wiederzufinden. »Entschuldige meine Unersättlichkeit. Oft scheint es, als ob ich nicht zufrieden sein kann, ignorier das einfach«, bat er.
»Ist schon in Ordnung, ich nehme es dir nicht übel.« Trotzdem legte er Betonung auf seine Ansprüche und Anforderungen, welche er stetig steigern und meine Grenzen kontinuierlich ausweiten würde.
»Das ist okay. Du machst dir um mich und mein Wohlbefinden Gedanken und berücksichtigst meine Wünsche in gewissem Maße«, bestätigte ich.
»Natürlich, denn du weißt nicht, wer ich bin und was ich von dir erwarte und umgekehrt. Wir werden uns langsam herantasten und zusammen daran arbeiten«, versicherte er. »Deine Potentiale werden wir steigern, nicht nur in sexueller Hinsicht, sondern auch in deinem Privatleben«, versicherte er mir.