Читать книгу Ein Jahr mit einem Narzissten - Katrin Roth - Страница 13

Sex

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Die darauffolgenden Wochen und Tage verliefen immer gleich. Wir schrieben uns tagtäglich von früh bis spät. Ich schickte ihm morgens Bilder und bemühte mich, durch das Ausprobieren verschiedener Posen kreativ und abwechslungsreich zu bleiben. Was meine Selfies anbelangte, so hatte ich mich schon sehr gebessert und war in Bezug auf meinen Körper nicht mehr ganz so selbstkritisch.

Am meisten störte mich seit der Geburt meiner Kinder mein Bauch. Alle drei waren an die fünf Kilo Babys gewesen, weshalb ich jedes Mal so viel zugenommen hatte, dass mein Bindegewebe gerissen war. Nun bildete es sich nicht mehr zurück. Durch die Bilder, welche er verlangte, schaute ich meinen Körper nach wirklich langer Zeit zum ersten Mal wieder bewusst an. Anfangs zögerte ich lange und brauchte für jede Aufnahme eine Ewigkeit, bis sie mir gut genug gefiel und ich mich als halbwegs schlank empfand. Dabei verschwendete ich Zeit, die ich sowieso nicht hatte. Um die Bilder für ihn machen zu können, musste ich lernen die kritische Stimme in mir abzuschalten und einfach zu machen. Irgendwann fragte ich mich, warum ich mich die ganze Zeit eigentlich gesorgt hatte. Er weiß doch sowieso wie du aussiehst und ihm macht es nichts aus!, verdeutlichte ich mir.

Nachdem ich mich zwangsweise tagtäglich auf den Bildern betrachten musste, war mir mein Äußeres irgendwann egal geworden. Auch eine gute Therapie, dachte ich.

Neben den unbekleideten Aufnahmen wies er mich an, ihm täglich Bilder von meiner Kleidung zu schicken. Er wollte wissen, was genau ich trug und gab mir entweder sein Okay oder machte Veränderungsvorschläge. Bilder von ihm bekam ich auch jeden Morgen. Es war ein schönes Ritual, welches mir, trotz unserer Entfernung voneinander, stets ein Gefühl der Verbundenheit und Nähe zu ihm vermittelte. Zudem wusste ich, dass er an mich dachte.

Ich genoss die aufsteigende Lust, welche meistens morgens begann und sich dann so sehr steigerte, dass ich mich oft tagsüber nicht mehr richtig auf meine Arbeit konzentrieren konnte, bis ich bei unserem Mittagstreffen endlich von ihm genommen wurde. Mein Schritt war ständig feucht und das Gefühl von Geilheit hielt aufgrund unseres Sex-Chats durchgehend an.

»Ich würde dich leiden lassen, dich an mein Bett fesseln, deinen Arsch ficken und dir dabei einen riesen Dildo in dein Loch schieben! Du würdest liegen bleiben, so wie du bist und am nächsten Morgen würde ich dich gleich nochmal benutzen«, fantasierte er. Es war wie eine Dauerekstase, in der sich all meine Gedanken nur noch um ihn drehten und das Gefühl, endlich wieder von ihm benutzt zu werden. Er brachte mir Erleichterung.

Er hatte eine Art mich anzufassen, wenn seine Hand langsam in meinen Schritt glitt, um zu testen, ob ich feucht war. Von einem Mann war ich noch nie zuvor so gefühlvoll und doch mit solcher Stärke berührt worden. Er schien genau zu wissen, was sich für mich gut anfühlt. Die meisten Männer rubbeln einfach nur irgendwie, so nach dem Motto: ›Umso schneller, desto eher kommt sie.‹ Warum fragen die wenigsten Männer eigentlich nach, was einer Frau wirklich gefällt?, wunderte ich mich immer wieder.

An seinem Schwanz zu sein und mit meinem Kopf auf seinem Schoß zu liegen, hatte etwas Beruhigendes. Ich wusste, dass er dies am meisten mochte. Und von seinem Saft war ich abhängig geworden. Er konnte seine Erektion sehr lange halten und genoss es mir beim Blasen direkt in die Augen zu sehen. Sein Blick sagte ganz klar: »Du gehörst mir!«

Deepthroating verlangte er jedes Mal, egal ob ich wollte oder nicht. Es erregte ihn zu sehen, dass ich litt. Beschweren tat ich mich nie, da ich wusste, dass dieses Leiden von meiner Devotion abverlangt wurde. Zudem war mein Stolz zu groß, um Schwäche zu zeigen.

Mit der Zeit hatte ich mir antrainiert dabei ruhig zu bleiben und den Würgereflex zu unterdrücken. Anfangs waren mir oft Tränen dabei gekommen, doch er hatte meinen Kopf immer wieder und immer weiter runtergedrückt.

»Das machst du gut«, lobte er mich und ich versuchte standhaft zu bleiben. Auch wenn mein Rachen vom Vortag schmerzte, tat ich es am nächsten Tag, ohne zu jammern, wieder. In diesen Momenten fragte ich mich, wie es wohl sein würde, wenn wir tatsächlich zusammenleben und uns jeden Tag sähen. Wahrscheinlich würde ich nach dem dritten Tag spätestens kraftlos aufgeben.

Trotz des Schmerzes turnte mich sein Verlangen an. Für den Sex mit ihm hätte ich sterben können, auch wenn er manchmal zu viel forderte. Ich gehörte ihm und war stolz darauf.

Wenn er Sex mit mir hatte, tauchte ich jedes Mal in eine andere Welt ab. Das Gefühl der Lust war einfach unbeschreiblich. Unfair war nur, dass er mich am Ende meistens nicht kommen ließ.

»Beim Sex zu kommen ist für mich nicht wichtig. Und dafür, dass du kommen kannst, hast du selbst zu sorgen«, gab er mir zu verstehen.

»Turnt es dich nicht an, wenn ich komme?«, wollte ich wissen.

Seine Antwort darauf lautete, dass ihn der Akt an sich und das bloße Benutzen viel geiler machten.

»Verstehe. Einerseits finde ich es ja irgendwie gut. Mein Ex-Freund hat mich immer dazu gezwungen zu kommen. Unter Druck kann ich so etwas sowieso nicht. Mir ist das Vorspiel am wichtigsten«, erklärte ich.

»Siehst du, deshalb bist du bei mir«, antwortete er und fuhr fort, »Ich will, dass du mir das gibst, was ich brauche.«

Es war aufregend, nicht nur Fantasien mit ihm auszutauschen, sondern diese auch wirklich auszuleben.

Obwohl alles schnell zu einer Routine geworden war, fühlte sich jedes unserer Treffen trotzdem wie ein unvergessliches Abenteuer an. Es war verboten, dreckig und einfach nur geil. Die Gefahr jederzeit erwischt zu werden spielte natürlich auch ein wenig mit ein. Wenn wir in seiner Praxis waren, saßen draußen immerhin viele Patienten und es hätte jederzeit eine der Helferinnen hereinkommen können. Aus diesem Grund hatte er mich angewiesen, nichts auf seine Kleidung kommen zu lassen. Wegen einem versehentlichen Make-up Fleck auf seinem weißen Poloshirt, hatte er mir einmal eine gehörige Ohrfeige verpasst und mir klargemacht, dass das nicht noch einmal passieren durfte.

»Es ist dein Job, in Zukunft besser darauf zu achten!«, schimpfte er verärgert. Aus dieser Besorgnis heraus wies er mich wahrscheinlich später auch an, nicht mehr so viel Make-up zu tragen.

Sein Saft durfte auch nirgendwo hinkommen, weshalb er immer in mir abspritzte oder es mich schlucken ließ. Dass ich gelegentlich Flecken auf seinem Patientensessel oder auf dem Boden hinterließ, konnte ich nicht verhindern.

»Das macht auch nichts«, beschwichtigte er. Er wies mich an, seinen Saft so lange innezuhalten wie möglich, was mir sehr peinlich war, da ich hinterher zurück auf meine Arbeit musste. Irgendwann spürte ich dann, wie der Saft plötzlich unkontrolliert wieder aus mir tropfte. Dabei musste ich die ganze Zeit an ihn denken.

»Du bist jetzt schon der Grund, warum ich mich gut fühle und warum ich mich auf die kommenden Wochen und Monate freue. Bald werden wir viel mehr Zeit zusammen haben, wenn meine Arbeit nicht mehr ganz so stressig ist und ich mit meiner Buchbearbeitung fertig bin. Dann wirst du bald komplett mir gehören. Darauf freue ich mich schon sehr«, schrieb er vorfreudig und machte mir Hoffnung auf mehr Zeit mit ihm zusammen.

Ich konnte geduldig sein und war gewillt auf ihn zu warten. Die meiste Zeit war ich sowieso selbst sehr gestresst und unter Zeitdruck. Meine Freiräume zu haben, war mir außerdem wichtig. Und dadurch, dass wir uns nicht ständig auf der Pelle hingen, blieb die Beziehung in gewisser Weise frisch und aufregend.

Während sich unsere Beziehung entwickelte, hatte ich das Gefühl, dass alles andere in meinem Leben immer mehr außer Kontrolle geriet. Er war der einzige Mensch, der mir Halt und Beständigkeit gab. Er war mein Fixpunkt.

»Du bist eine wunderbare Person und ich habe dich mehr als gern. Hoffentlich bin ich nicht der Einzige, der dir das sagt.« Seine Worte waren sehr gütig. Am liebsten hätte ich geantwortet: »Ich liebe dich«, tat es aber nicht.

»Ich bin auch mehr als froh, dich in meinem Leben zu haben. Es geht mir einfach sehr gut bei und mit dir«, stimmte ich zu. Diese Worte waren absolut ehrlich. Meiner Meinung nach werden Worte schnell missbraucht. Wenn man überlegt, wie oft und auch viel zu voreilig man Menschen sagt, dass sie toll sind. Später, wenn man sie dann besser kennt, wundert man sich warum man so etwas jemals ausgesprochen hat!

Aber diesmal konnte ich wirklich sagen, dass ich solch starke Gefühle noch nie zuvor empfunden hatte. Das Gefühl von Freiheit und einfach so akzeptiert zu werden wie ich war, ohne dass irgendwelche Zwänge oder wirkliche Verpflichtungen bestanden, welche mich in irgendeiner Weise belasteten oder gar einengten, war wunderschön. Er bestätigte mir auch dasselbe für sich. Vorherige Partnerinnen hatten wohl immer nur spielen wollen, den Sex gewollt, aber hatten sich sonst nicht für ihn interessiert.

»Du bist unkompliziert, forderst und nörgelst nicht ständig. Devot und willig, mir zu gehören, bist du auch - einfach perfekt«, schrieb er mit freudigem Unterton.

»Und du bist nicht so ein narzisstisches, selbstverliebtes Arschloch, wie zum Beispiel mein Ex«, erwiderte ich mit leicht bitterem Geschmack im Mund bei den Erinnerungen, die dabei hochkamen.

Die Offenheit meines Freundes und seine Ansichten und Vorstellungen schätzte ich und seine leichte Verrücktheit reizte mich. Nicht nur der Sex mit ihm war unglaublich, sondern auch er als Person war etwas absolut Besonderes.

Hätte ich zu diesem Zeitpunkt nur geahnt, wie besonders er wirklich ist.

Ein Jahr mit einem Narzissten

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