Читать книгу Hollywood Hills - Sex, Laughs & Rock 'n' Roll - Kerstin Steiner - Страница 15
13. Kapitel
ОглавлениеWie klar Jennifer sehen konnte, verblüffte sie einige Minuten später selbst am meisten.
Sie hatte die Linsen eingesetzt und blinzelte einige Male, um die Tränenflüssigkeit zu verteilen. Dann spähte sie neugierig aus dem Fenster, um zu testen, wie gut sie mit den Kontaktlinsen nun wieder sehen konnte.
Was sie sah, ließ ihr den Atem stocken.
Da war er schon wieder!
Sie erkannte ihn dieses Mal sofort, denn er stand nur mit den Fußballshorts bekleidet am Poolrand und machte Anstalten hineinzuspringen.
Sein durchtrainierter Körper wirkte kraftvoll und athletisch während er absprang und ins glitzernde Wasser tauchte.
Jennifer trat zurück und sank stöhnend auf den Rand der Badewanne.
Wurde sie jetzt vollkommen verrückt? Litt sie an Wahnvorstellungen?
Schnell sprang sie auf, um noch einmal aus dem Fenster zu sehen. Er war nicht mehr dort.
Langsam begann Jennifer an ihrem Verstand zu zweifeln.
Da tobte in Julias Garten eine ganze Horde gut aussehender, junger Männer herum und was tat sie? Sie bildete sich schon wieder ein, diesen Typ aus ihrem Traum gesehen zu haben, und das auch schon wieder halb nackt. Und warum träumte sie von einem Mann mit Tattoos, wo sie normalerweise gar nicht auf solche Typen stand? Je länger sie über diesen Mann nachdachte, umso heftiger begann ihr Herz zu klopfen.
Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, schien es, als hätte ihr Unterbewusstsein genau den Typ Mann in ihren Träumen entstehen lassen, der ihre tief vergrabenen erotischen Fantasien mehr als erweckt hatte und so gar nicht in das Schema passen wollte, nach dem sie normalerweise ihre Freunde aussuchte: nette, glatte und langweilige Männer, die Jennifers Vermögen oft interessanter fanden als sie selbst.
Reiß dich zusammen und geh endlich wieder zu den anderen. Du kannst doch nicht den ganzen Abend hier auf dem Badewannenrand hocken und glauben, du hast einen Knall, sagte sie zu sich selbst und stand entschlossen auf und verließ das Badezimmer.
Auf der Suche nach dem Ausgang irrte Jennifer nun schon zum dritten Malƒ durch die untere Etage des Hauses.
Wie immer hatte sie sich in den vielen Gängen und Nischen der Strandvilla vollkommen verlaufen, war an der Kellertür gelandet, in der Vorratskammer und wusste nun auch, wo Juanita ihr Bügelzimmer hatte.
Aber die Terrassentür schien immer in noch weitere Ferne gerückt zu sein.
Aus einem der Zimmer klang ein Geräusch. Vielleicht waren das Juanita oder Julia, die ihr den Weg aus diesem Labyrinth zeigen konnten, hoffte Jennifer.
Zielstrebig folgte sie dem Geräusch und öffnete die Tür des Raumes einen Spalt breit und spähte vorsichtig hinein.
Sie spürte, wie ihr Mund trocken wurde.
In einem der Gästezimmer stand ein Mann splitternackt und rubbelte sich mit einem dicken Handtuch ab und summte dabei leise eine Melodie. Der Fremde hatte eine äußerst männliche Ausstrahlung und sinnliche Intensität, dass es ihr den Atem nahm.
Sie war mehr als verwirrt.
Er bewegte sich langsam und lässig und wirkte dabei seltsam verlockend auf sie.
Ihr wurde heiß. Sie schnaufte leise und versuchte, Luft zu holen. Das Geräusch musste sie jedoch verraten haben, denn plötzlich drehte er sich aufreizend langsam zu ihr um und sah sie an.
Das war zu viel für Jennifer. Vor ihren Augen begann es zu flackern und in ihrem Kopf drehte es sich immer schneller: grüne Augen, Schlangen, die Lobby, der Hund am Strand – alles raste in Hochgeschwindigkeit an ihr vorbei.
Sie wurde kreideweiß und rutschte mit dem Rücken am Türrahmen ganz langsam auf den Boden.
Sie rieb sich die Augen und schaute ungläubig noch einmal hin. Doch dieses Mal stand er immer noch dort, inzwischen ein Handtuch um die Hüften geschlungen und sah sie vollkommen ungeniert an.
Jennifer saß immer noch unbeweglich im Türrahmen und wünschte, sie wäre unsichtbar.
Er kam langsam auf sie zu, blieb direkt vor ihr stehen und zog sie an den Händen vorsichtig hoch.
Jennifers Haut prickelte unter der Berührung seiner Hände, wie unter Zwang schaute sie zu ihm hoch und blickte in zwei funkelnde grüne Augen.
„Hi, ich bin Tom“, sagte er schlicht und blickte ihr in die Augen.
Jennifers Gedanken überschlugen sich.
Die Art, wie er sie ansah, das anziehende Funkeln in seinen Augen ließen sämtliche Alarmglocken bei ihr schrillen.
Das war genau der Typ Mann, der den Frauen das Herz brach und sich dann unbeeindruckt nach der nächsten Eroberung umsah. Von solchen Typen hatte sie sich stets ferngehalten.
Nun allerdings rührte sie sich nicht vom Fleck, sie stand immer noch wie erstarrt und sagte kein einziges Wort.
Ihre Blicke begegneten sich erneut und Jennifer fühlte, wie eine ihr bisher unbekannte Spannung im Raum lag – man konnte sie fast knistern hören.
Endlich ließ er ihre Hände los und Jennifer war sich gar nicht mehr so sicher, ob sie das wirklich wollte.
Sie bekam weiche Knie, taumelte auf ihren viel zu hohen Pumps gegen ihn und suchte instinktiv nach etwas zum Festhalten. Sie griff nach dem Nächstbesten, was ihr vor die Hände kam.
Mit einem Ruck zog sie ein Stück weichen Stoffes an sich und schaute verdutzt auf ihre Hand, in der sie das Handtuch hielt, welches er vor wenigen Sekunden noch um die Hüften geschlungen hatte.
Erschrocken trat sie einen Schritt zurück und senkte den Blick. Doch schließlich siegte die Neugier und sie schaute vorsichtig unter den Ponyfransen hoch.
Wie vom Donner gerührt stand Jennifer da und starrte ihn wortlos an, während er nackt, wie Gott ihn schuf, vor ihr stand und keine Anstalten machte, sich wieder zu bedecken.
Jennifer musterte ihn verstohlen und stellte fest, dass er ziemlich gut gebaut war. Noch immer sagte sie kein Wort.
Mit einem ziemlich anzüglichen Grinsen fragte er nach einer schier endlos scheinenden Weile: „Schaust du dir alle Männer so genau an, bevor du mit ihnen sprichst?“
Jennifer musste trotz der angespannten Situation lachen.
Die Lage hatte er ja noch ganz charmant gerettet.
Sie hielt ihm das Handtuch wieder hin und sagte forsch: „Ich wollte mir den Mann, der mich fast abgeschossen hat, mal genauer ansehen und ihm etwas Nachhilfe am Ball anbieten.“
Auf den Mund gefallen ist sie nicht, dachte er mit einem Grinsen.
Sein Blick glitt über ihre Figur. Unter dem engen, grünen Top zeichneten sich volle Brüste ab, die perfekt in seine Hände zu passen schienen. Er stellte sich vor, wie sie wohl aussahen und konnte ein Stöhnen gerade noch unterdrücken.
Schnell schnappte er sich das Handtuch aus ihrer Hand, schlang es um seine Hüften und drehte sich um.
Bisher hatte er die Situation doch cool gemeistert. Okay, er war von Steven auch vorbereitet worden, wer sich offenbar hinter den vier Frauen verbarg, die ihm den Kopf so verdreht hatten, aber als sie so plötzlich in der Tür gestanden hatte, hatte auch er Mühe, den Coolen zu mimen. Aber das war er dann doch wohl zumindest seinem Ruf schuldig.
Er schluckte.
Da stand sie nun also in einer einzigen Person leibhaftig vor ihm. Seine Augen begannen zu glänzen. Diese Frau war eine echte Herausforderung, da war er sich ziemlich sicher. Er hatte von Freunden schon oft gehört, dass Frauen einen Mann auf den ersten Blick verzaubern und fesseln, aber bis jetzt hatte er das noch nicht am eigenen Leib erfahren. Bis jetzt!
Er war ziemlich überwältigt von der Situation und überlegte angestrengt, wie er nun weiter reagieren sollte.
„Ehm ja, also“, stotterte er, „ich würde den Unfall mit dem Grill gerne wiedergutmachen und dich zum Essen einladen.“
Kaum, dass er ausgesprochen hatte, ärgerte er sich über diese einfallslose Idee, ein Treffen mit ihr zu arrangieren. Da hätte ihm doch etwas Originelleres einfallen können, um sie zu beeindrucken.
Aber normalerweise trafen sich die Frauen sowieso alle gern mit ihm, er war noch nie gezwungen gewesen, sich Gedanken zu machen. Eigentlich reichte es immer, ihnen tief in die Augen zu sehen und ein paar Komplimente zu streuen, schon kamen sie mit. Was machte er sich hier eigentlich so viele Gedanken über diese Frau, die zudem schon wieder ihre Sprache verloren zu haben schien? Seine Ungeduld wuchs.
Jennifers Gesicht verriet nur zu deutlich ihre Gedanken. Sie zögerte, denn sein etwas hölzerner Versuch, sie einzuladen, hatte sich in eine gefährlich verführerische und unwiderstehliche Selbstsicherheit gewandelt.
Es kostete Jennifer einige Anstrengung, der Einladung zu widerstehen, denn wäre sie nach ihrem Gefühl gegangen, hätte sie ihm am liebsten gleich hier das Handtuch wieder weggerissen und sich genauer mit ihm bekannt gemacht.
Sie erschrak über ihre eigenen, ihr bisher fremden Gedanken und Gefühle, die er in ihr hervorrief und entschied, dass sie erst einmal in Ruhe über die vergangenen Tage nachdenken wollte.
„Es tut mir leid“, antwortete sie also zögerlich. „Ich kann das jetzt nicht.“ Sie drehte sich um und verließ fluchtartig den Raum.
„Hey, warte!“ Er folgte ihr und Jennifer blieb im Flur stehen, obwohl ihr Verstand ihr das Gegenteil riet.
Er zögerte kurz. Hatte er es wirklich nötig, einer Frau nachzulaufen? Er wollte umdrehen, als sein Blick ihrem erneut begegnete. Das Feuer in ihren Augen ließ sie noch anziehender wirken. Er schaute fasziniert auf ihren sinnlichen Mund. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle geküsst.
Beide traten einen Schritt aufeinander zu, als in diesem Moment eine in lautem Spanisch schimpfende Juanita aus dem Nebenzimmer geschossen kam und den Zauber brach.
Juanita stand wütend mit einem Eimer bewaffnet vor ihnen, drückte Tom einen Wischmopp in die Hand und schob ihn wild gestikulierend ins Zimmer zurück zu der Pfütze, die er auf dem Parkett hinterlassen hatte.
Jennifer bemerkte den um Hilfe suchenden Blick nicht mehr, sondern nutzte die Situation zur Flucht und stürzte eilig den Flur entlang.
Sie fand Julia und Steven turtelnd in der Küche.
Beide schauten schuldbewusst auf, als sie Jennifer bemerkten.
Nur zu deutlich konnte man von ihrem Gesicht ablesen, dass sie inzwischen auf Tom getroffen sein musste, denn ihre Wangen leuchteten hochrot und die Augen blitzten ärgerlich.
„Ihr habt es beide gewusst, nicht wahr?“, fragte sie atemlos.
„Naja“, kam kleinlaut die Antwort.
„Wir haben es auch erst vorhin bemerkt“, rückte Julia mit der Wahrheit heraus. „Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte, um dich nicht zu erschrecken.“
„Warum erschrecken?“, fragte Jennifer. „Ich habe mich noch viel mehr erschreckt, als ich ihn gerade getroffen habe.“
„Getroffen?“, fiel Steven ihr ins Wort. „Er wollte doch duschen.“
„Ja genau“, sagte Jennifer nur und sah auf ihre Schuhspitzen.
Steven brach in lautes Gelächter aus. „Du willst mir sagen, dass du ihn unter der Dusche getroffen hast?“
Er pustete vor Lachen und schlug sich auf die Schenkel. Steven stellte sich gerade seinen Freund vor, wie er splitternackt auf seine Angebetete traf.
„Jenny, du ahnst gar nicht, wie viele Frauen davon träumen“, bekam er halb erstickt vor Lachen heraus.
Jennifer starrte Steven erstaunt an. Waren hier jetzt alle vollkommen verrückt geworden? Was war an der Sache so irrsinnig komisch? Und warum um alles in der Welt sollten alle Frauen davon träumen, den Typen unter der Dusche zu sehen? Sie verstand überhaupt nichts mehr und schaute Julia Hilfe suchend an.
„Julia, was ist hier eigentlich los?“, fragte sie verzweifelt.
Der Typ war zwar der sinnlichste Mann, der ihr je begegnet war, aber sie hatte dennoch arge Zweifel daran, dass es nun gleich mehreren Frauen so gehen sollte.
Steven wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln und machte, dass er aus der Küche kam.
Julia zog Jennifer hinaus auf die Terrasse und drückte sie in einen der Sessel.
„Jenny, kann es sein, dass du nicht die allergeringste Ahnung hast, wer der Mann ist, den du so attraktiv findest?“, fragte Julia und ließ sich in den anderen Sessel fallen.
„Doch natürlich, jetzt schon“, antwortete Jennifer trotzig.
Was wollte Julia bloß von ihr?
„Er ist ein Freund von Steven und spielt in seinem Fußballteam – und gescheit schießen kann er wohl auch nicht“, fuhr sie schmollend fort.
„Ach Jennifer, man sollte nicht meinen, dass du beim Fernsehen arbeitest“, stöhnte Julia entnervt.
„Sag’ mal, schaust du dir nie Franks „Star News“ in eurer Sendung an?“
„Nein“, antwortete Jennifer verwirrt.
„Ich mag es nicht, wie Frank im Privatleben der Prominenten herumwühlt. Deshalb haben wir die Sendeteile immer strikt getrennt.“
Julia schüttelte den Kopf.
Ihre Freundin schien hinter dem Mond zu leben und den hübschen Kopf nur voll mit Lifestyle, Klamotten und Schuhen zu haben. Da hätte sie jedes Modell sofort erkannt, vermutlich sogar durch reines Abtasten. Sie schüttete Jennifer erst einmal ein großes Glas Prosecco ein, ehe sie fortfuhr.
„Also Jenny, der Typ ist kein Unbekannter. Du hast dich da in einen der bekanntesten Musiker Europas verguckt.“
Jennifers Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
„Oh Mann, Jennifer“, stöhnte Julia, „so blind kannst doch selbst du nicht sein. Hattest du dich denn gar nicht auf deine Award-Verleihung vorbereitet?“
Jennifer rätselte, was der Mann mit der Verleihung zu tun haben sollte, wenn er hier in Los Angeles war.
„Was meinst du damit?“, fragte sie kläglich.
„Du solltest ihm einen Award übergeben, aber kurz vorher ist dir dieses, naja, Missgeschick passiert“, klärte Julia sie auf.
Jennifer wurde erst heiß und darauf sofort eiskalt. Sie nahm das Glas Prosecco und schüttete es in einem Zug herunter und schlug dann die Hände vors Gesicht.
Julia überlegte, ob die Freundin in Tränen ausgebrochen war, da sie nur ein ersticktes Schluchzen hörte.
Aber Jennifer lachte, sie lachte so sehr, dass ihr die Tränen das Gesicht hinunterliefen. Meine Güte, was war sie blind gewesen. Das war schon nicht mehr kurzsichtig, nein, sie war einfach zu einfältig gewesen. Das konnte wieder nur ihr passieren.
Julia rüttelte sie an den Schultern.
„Süße, der Mann ist Tom Blake! Den solltest selbst du kennen!“
Jennifer tupfte sich das Gesicht ab und versuchte, sich wieder zu beruhigen.
„Julia, warum hast du mir nichts gesagt? Du hättest mir die Blamage doch ersparen können“, brummelte Jennifer.
„Jen, ich hab’s mir doch auch vorhin erst zusammengereimt“, gab Julia zu.
Jennifer putzte sich die Nase und sagte: „Was für eine saublöde Situation. Wie peinlich für mich. Hast du ihm etwa verraten, was ich dir erzählt habe?“
„Nein“, kam Julias Antwort prompt.
„Aber ich weiß etwas von Steven, das ich dir jetzt verraten werde, damit du dir nicht so blöd vorkommst“, tuschelte Julia in Jennifers Ohr.
„Ihm ging es genau wie dir, Jen. Er dachte, du wärest immer eine andere Frau, aber er fand alle toll und zweifelte schon an seinem Verstand. Du warst also nicht allein mit deinen Verwirrungen.“
„Wie tröstlich“, grollte Jennifer.
„Er soll mich also toll finden? Erzähl mir doch nicht so einen Quatsch, nur um mich zu beruhigen. Der Mann kann jede Frau abschleppen, der macht sich höchstens lustig über mich, die nicht mal merkt, wer er ist. Und außerdem waren alle Begegnungen mehr als peinlich.“
Julia schüttelte energisch den Kopf.
„Jennifer, ich kenne ihn schon eine ganze Weile. Er ist ein Frauenheld und lässt nichts anbrennen, das stimmt sicher. Aber ich habe noch nie erlebt, dass er sich mehr Gedanken über eine Frau gemacht hat, als unbedingt nötig. Du bist ihm aber gar nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Gib ihm doch eine Chance, vielleicht wird er auch endlich erwachsen.“
Jennifers Kopf begann zu schmerzen. Das war alles eine Spur zu viel für sie.
„Julia, bitte sei mir nicht böse, ich will nur noch ins Bett und schlafen“, bat sie kleinlaut.
„Ich hatte heute einen echt langen Tag und das ist mir einfach zu viel.“
Beide Frauen verabschiedeten sich und während Jennifer ins Auto stieg, flüsterte ihr Julia noch ins Ohr: „Jennifer, verpass’ deine Chance zu leben nicht. Du bist viel zu ängstlich. Mach’, was dein Gefühl dir sagt! Hätte ich nicht auf mein Gefühl gehört, würde ich Steven nicht in zehn Tagen heiraten.“
Am Fenster des Gästezimmers standen Steven und Tom und schauten dem davonrasenden Auto nach.
„So, nun kannst du dich wieder nach unten trauen“, sagte Steven grinsend. So zurückhaltend kannte er seinen Freund gar nicht. Er hatte sich strikt geweigert, mit ihm nach unten in die Küche zu gehen, weil er Jennifer heute nicht mehr begegnen wollte. Stattdessen hatte er Steven über Jennifer ausgequetscht. Steven konnte sich gar nicht erinnern, dass Tom überhaupt schon einmal Interesse am Leben einer Frau gezeigt hatte, es sei denn es bezog sich auf ihre weiblichen Reize.
Er erzählte Tom ausführlich, was er von Julia über Jennifer erfahren hatte und das war ziemlich viel.
Tom saß still auf dem Bett und hörte aufmerksam zu.
So fand Julia die beiden vor, als sie das Zimmer betrat.
„Hier steckt ihr also, ihr zwei“, sagte sie. „Jenny ist schon ins Hotel gefahren.“
Tom schaute hoch. „Und? Hast du ihr erzählt, wer ich bin?“
„Mhm“, brummte Julia, „hab’ ich. Aber sie war inzwischen wohl auch selbst daraufgekommen, auch wenn es lange gedauert hat. Ich glaube, sie hat einfach gar nicht die Chance gehabt, sich Gedanken darüber zu machen, wer du bist. Beim ersten Mal ist sie heulend weggelaufen, dann sind ihr immer irgendwelche Missgeschicke passiert und mit dir hätte sie ja sowieso nie gerechnet, Tom. Und nun ist sie natürlich ziemlich durcheinander.“
„Geht mir genauso“, murmelte Tom leise. „Meinst du, sie hat überhaupt noch Lust, mich kennenzulernen?“
„Hört, hört!“, frotzelte Steven. „Das sind ja ganz neue Töne von dir.“ Julia schaute Steven beschwörend an und wandte sich dann wieder dem betreten dreinschauenden Tom zu.
„Tom, dein Ruf eilt dir ja voraus und Jennifer weiß das. Du wirst dich ganz schön ins Zeug legen müssen, wenn es dir ernst mit ihr ist“, warnte sie ihn. „Aber ich habe ihr etwas ins Gewissen geredet und verraten, dass du kein übler Kerl bist.“
Julia schaute ihn aufmunternd an.
Er nickte und hob müde die Schultern. „Leute, ich kann nicht mehr klar denken. Ich muss ins Bett.“
„Ich rufe dir ein Taxi, Tom. Du hast doch zurzeit deine Leute alle in die Ferien geschickt, oder?“, sagte Julia und sauste eilig aus dem Zimmer.
Steven klopfte seinem Freund auf die Schulter.
„Na, es scheint, als hätte es dich auch endlich mal richtig erwischt. Mit deinem Charme wirst du sie sowieso um den Finger wickeln. Aber Tom, denk’ dran, sie ist die beste Freundin von Julia. Keine Spielchen, sonst macht Julia mir hier die Hölle heiß. Jenny ist eine tolle Frau, vergiss das nicht.“
„Als ob ich das nicht auch bemerkt hätte“, brummelte Tom vor sich hin. Er stand auf, nahm seine Jacke und war froh, als endlich der Taxifahrer klingelte.