Читать книгу Hollywood Hills - Sex, Laughs & Rock 'n' Roll - Kerstin Steiner - Страница 8
6. Kapitel
ОглавлениеJennifer stand müde in der Schlange vor der Autovermietung und wartete. Die Familie vor ihr schien endlos lange zu brauchen, bis sie sich für ein Auto entschieden hatte. Die Kinder tobten lautstark durch die kleine Halle, während die Eltern verzweifelt versuchten, den Mann hinter dem Schreibtisch zu verstehen.
Jenny tippelte ungeduldig mit den Schuhen. Ihre Füße schmerzten vom langen Stehen.
Nachdem sie ihr Gepäck vom Laufband gefischt hatte, war sie gleich in den Restrooms verschwunden um sich umzuziehen.
„Ja ja“, sagte sie zu sich selbst, „gib ’s zu, du bist vollkommen verrückt, dich sofort nach der Landung in schicke Klamotten zu werfen, keiner kennt dich hier.“
Aber trotzdem wollte sie wie immer perfekt aussehen und so hatte sie sich in der engen Kabine samt großem Koffer und Rucksack versucht umzukleiden. Beinahe wunderte sie sich schon selbst, da dieses Mal kein Malheur passiert war und sie wider Erwarten nun in einem engen, eleganten weißen Designer-Top steckte. Sie trug dazu einen kurzen dunkelblauen Rock aus Shirt-Stoff und die obligatorischen hohen Sandalen. Die langen, blonden Haare hatte sie mit einem breiten blauen Band zurückgebunden.
Während sie darüber nachdachte, ob sie mit ihrem Klamotten-Tick nicht maßlos übertrieb und ob flache Schuhe nicht auch ganz hübsch wären, kam sie endlich an die Reihe.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragte der junge Mann, der sichtlich erleichtert schien, die nervige Familie endlich los zu sein.
„Ich hätte sehr gern ein Cabrio gemietet“, antwortete Jennifer freundlich.
„Das tut mir sehr leid, die Cabrios sind im Sommer schon lange im Voraus bestellt“, bedauerte der Mann.
„Aber wir haben noch eine 68er Corvette auf dem Hof stehen, wenn Sie vielleicht auch einen Oldtimer nehmen wollen“, schlug er freundlich vor und deutete nach links.
Jennifer spähte aus dem Fenster und sah den kleinen Oldtimer mit Verdeck am Rande des Parkplatzes.
„Okay, den nehme ich gern, er ist wirklich niedlich.“
Kurz darauf saß sie mit wehenden Haaren hinter dem Steuer und atmete tief ein.
Los Angeles hatte sich trotz des Smogs immer noch einen besonderen Geruch bewahrt, an den sie sich immer wieder erinnerte.
Während Jennifer den Wilshire Boulevard herunterfuhr, überlegte sie, in welchem Hotel sie absteigen sollte. Meist blieb sie im einzigartigen „Mondrian“ am Sunset Boulevard, doch heute stand ihr der Sinn nach Meeresluft und vor allem wollte sie näher bei Julia sein.
Juls Haus stand zwischen St. Monica und Malibu auf einem Hügel am Meer, ganz in der Nähe von Stevens Restaurant „Red Lobster“, das sich in kürzester Zeit zu einem der In-Lokale in Los Angeles entwickelt hatte.
Jennifer war in St. Monica angekommen und bog links ab. Sie konnte das Meer schon riechen und entschied sich blitzschnell für das „Shutters on the Beach“, ein wunderschönes Hotel der besten Kategorie, direkt am Pico Boulevard gelegen und somit der ideale Ausgangspunkt für den Strand und mit einer traumhaften Poolanlage.
Außerdem war sie von dort aus über den Highway Nr. 1 schnell bei Julia; ein wichtiger Punkt.
Bevor sie jedoch eincheckte, wollte sie unbedingt noch an den Strand – das war ihr Ritual.
Immer, wenn sie in Los Angeles war, ging sie zuerst an den Strand, streckte die Füße in den Pazifik und rief „Hi, I’m back!“ Das hatte sie auch jetzt vor.
Sie suchte einen freien Parkplatz und hatte erstaunlicherweise Glück.
Nachdem sie ihr Cabrio abgestellt hatte, zog ihr ein herrlicher Kaffee-Duft in die Nase. Sie merkte erst jetzt, wie müde sie eigentlich war und dass sie sofort eine Ladung Koffein und einen dieser fantastischen mit Erdbeerglasur überzogenen Donuts brauchte.
Sie marschierte, so schnell es die hohen Sandalen erlaubten, über die Straße, machte einen großen Bogen um den Kanaldeckel, um dort nicht mit dem Absatz stecken zu bleiben, und betrat den Coffee-Shop. Bewaffnet mit einem riesigen Cappuccino und einem fast ebenso großen Donut kam sie wieder heraus und lief zum Strand hinunter.
Wieder bemerkte sie den erstaunten Blick aus weit geöffneten grünen Augen nicht, der ihr interessiert folgte.
Jennifer stakste auf den hohen Absätzen über den breiten Strand und ließ sich, am Wasser angekommen, in den feinen, warmen Sand fallen.
Endlich! Sie riss sich die Sandalen von den Füßen, rammte den Cappuccino-Becher in den Sand und legte den Donut vorsichtig obenauf.
„Gut, dass der Kaffee hier Deckel hat“, murmelte sie. Dann hüpfte sie mit beiden Füßen ins Meer und brüllte laut: „Hi, I’m back!“
Während sie dort so auf und ab sprang, bemerkte sie nicht, dass sie währenddessen immer weiter nach vorn geraten war. Eine Welle brach und mit einem großen Platsch wurde Jennifer von oben bis unten nass gespritzt.
Erschrocken machte sie einige Schritte zurück, ließ sich in den warmen Sand fallen und griff nach dem Cappuccino.
Nachdenklich saß sie dort und sah auf das Meer hinaus.
Als die Wellen langsam und gleichmäßig ans Ufer rollten und sie die Sonne auf der Haut spürte, wurde sie ganz ruhig.
Hier kannte sie kein Mensch, niemand wusste von ihrem Desaster bei der Verleihung, sie konnte endlich ganz unbefangen sein.
„Puh“, schnaufte sie und ließ sich langsam weiter in den Sand sinken und streckte sich aus, um ihre Kleidung zu trocknen und die innere Ruhe zu genießen.
Nicht weit von Jennifer entfernt lehnte ein junger Mann an der Mauer der Uferpromenade und beobachtete ein für ihn sehr seltsames Schauspiel.
Er war der hübschen, blonden Frau vom Coffee-Shop aus gefolgt. Sie erinnerte ihn an etwas, aber woran, wusste er beim besten Willen nicht genau. Es schien, als wäre er ihr vor Kurzem erst begegnet, aber an all seine Frauen aus den letzten Wochen erinnerte er sich noch ziemlich genau und diese Frau gehörte sicher nicht dazu.
Sie war mit entsetzlich hohen Schuhen – irgendetwas rührte sich ganz weit hinten in seinem Gedächtnis – über den breiten Sandstrand balanciert, hatte sich dann diese Stöckel von den Füßen gerissen und war laut kreischend ins Wasser gesprungen und hatte begonnen zu hüpfen.
Er grinste breit. Ob sie einen Knall hatte?
Wäre schade drum, denn nach der Dusche durch die Welle war ihr weißes T-Shirt ziemlich durchsichtig geworden und auch der enge Rock klebte an den Beinen.
Kein übler Anblick, dachte er und fühlte ein leichtes Kribbeln in sich aufsteigen.
Nun ließ sie sich lang in den Sand fallen, mitsamt ihrer offensichtlich extrem teuren Designer-Kleidung. Sie schien sich zu räkeln.
„Da würde ich mich gerne mal dazu legen“, tuschelte er seinem Hund Sammy ins fellige Ohr. Sammy schien ihn aber falsch verstanden zu haben, denn plötzlich flitzte er wie wild über den Strand in Richtung der jungen Frau und blieb direkt hinter ihr stehen.
Jennifer lag wohlig im Sand und fühlte die leichte Brise des Pazifiks, als sie direkt hinter sich ein merkwürdiges tiefes Schnaufen und Keuchen vernahm.
Innerlich grollte sie – warum musste bei einem so breiten Strand nun gerade jemand direkt hinter ihr so dermaßen laut hecheln. Langsam drehte sie den Kopf in Richtung des Geräusches und schaute in zwei glänzende braune Augen – Hundeaugen! Erwartungsvoll sah der kleine Kerl sie an, die Zunge hing weit aus dem Maul heraus.
Jenny hob die Hand um den süßen Kerl zu kraulen, doch der kleine Bursche war offensichtlich auf etwas ganz anderes scharf. Er schnappte sich blitzschnell den Erdbeerdonut, stieß dabei ihren Cappuccino um und flitzte mit seiner Beute und wehenden Ohren in Richtung der Uferpromenade.
Verdutzt schaute Jennifer dem Hund nach.
Er tobte mit seinem Leckerchen fröhlich auf einen jungen Mann zu, der ausgesprochen lässig an der Mauer lehnte und das seltsame Szenario aus dem anderen Blickwinkel beobachtete.
Jennifers Blick kreuzte sich mit dem Blick des Mannes, sie fühlte ein seltsames Prickeln auf der Haut, die feinen Nackenhärchen stellten sich langsam auf.
Jennifer war verwirrt. Was war denn das?
Sicher die Meeresbrise und die nasse Kleidung, dachte sie und schaute erneut hoch. Der Mann lachte zu ihr herüber, pfiff den Hund zu sich und schlenderte betont langsam davon.
Hm, dachte Jennifer, diese alten Jogginghosen und Flip-Flops findet man sonst doch nur bei Europäern, die tragen das doch sogar im Supermarkt.
Was Jennifer nicht wirklich als Gedanken zulassen wollte, war jedoch etwas ganz anderes. Eigentlich fragte sie sich nämlich, wie jemand in derart gammeliger Kleidung so verdammt lasziv und sexy aussehen konnte. Schade, dass er so schnell verschwunden war …
Verschwunden war allerdings in der Zwischenzeit auch etwas anderes – eine ihrer Sandalen war von einer Welle erfasst und ins Wasser hinausgezogen worden und trieb nun fröhlich tanzend auf einem Wellenkamm von dannen.
Na toll, das konnte ja auch nur ihr passieren.
Da starrte sie nach Jahren mal wieder einem Mann nach, war nass wie ein begossener Pudel und dann schwamm obendrein auch noch ihr Schuh davon.
Schnell nahm sie die verbliebene Sandale und den Becher und rannte barfuß über den Strand zurück zur Promenade. Sie warf die Sandale und den Becher in einen Mülleimer und schaute sich verstohlen um. Der Mann war nirgendwo mehr zu sehen.
Zu ärgerlich, dass sie mal wieder keine Brille trug.
Sie sprang ins Auto, riss den vorn angebrachten Strafzettel ab, warf ihn grollend auf den Beifahrersitz und fuhr zum Hotel.