Читать книгу BESESSENHEIT - Kiki Abers - Страница 8
6.Kapitel
Оглавление-Ich danke dir noch mal, Maja, für dieses großartige Geschenk.
Weißt du, bei der Premiere ist doch im Zuschauerraum eine besondere Atmosphäre. Ich kann mir vorstellen, welche Anspannung hinter den Kulissen herrscht. Domingo, als Cavaradossi, hat sich selbst übertroffen, und diese junge Sängerin, als Tosca, hat sich tapfer neben ihm behauptet. Ein großartiger Dirigent, ein großartiges Orchester, die Regie und das Bühnenbild waren zum Glück nicht zu sehr modern. Ich denke, die Kritiker werden nichts zu bemängeln haben. -
Alexander hatte Ahnung von der Musik. Seit der Kindheit lernte er das Klavierspielen. Seine Lehrerin war seine Mutter, die doch Pianistin war. Seit jüngstem Alter ging er in die Konzerte in der Philharmonie und in die Oper, war also ein geübter Zuhörer.
-Bei der heutigen Technik ist die Welt klein geworden.
Mittagessen in Mailand, Abendessen in Warschau.
Schade, dass das Wochenende so schnell vergangen ist. Ich hatte nicht mal genug Zeit, um durch die Geschäfte zu schlendern. Ich mag die italienische Mode sehr. Alex, mach mir bitte den Reißverschluss auf. – Sie drehte sich mit dem Rücken zu ihm und streifte, die in Italien neu gekauften hochhackigen Pumps, ab.
-Maja, wie hältst du solche Tortur aus? – Er schaute die sehr hohen und sehr dünnen Absätze an. – Für mich siehst du auch dann sexy aus, wenn du an den Füßen flache Schuhe hast.-
Wie jeder Mann hatte er keine Ahnung davon, dass eine Frau nicht nur ihrem eigenen Mann gefallen möchte, sondern auch anderen und vor allem sich selbst und ihren Freundinnen.
Er half ihr das Kleid auszuziehen und begab sich ins Bad.
-Gehst du unter die Dusche? Warte, dann duschen wir
Zusammen. – rief sie ihm nach und fing an den Schmuck abzunehmen.
-Ich möchte mich nur schnell erfrischen und träume vom
Bett. Ich falle wörtlich um. – antwortete er, ohne sich umzudrehen.
-Verfluchter Mist! – dachte sie wütend. – In der letzten Zeit fällst du ständig wörtlich um, nicht mal kuscheln möchtest du.-
Über das ganze Wochenende in Mailand hatte er keine Lust auf sie.
Sie versuchte ihn zu verführen, was er früher sehr gerne hatte, aber ohne Erfolg. Sie drückte sich an ihn, und als sie seine Genitalien anfasste, stellte sie fest, dass er eine Erektion hatte. Sie wunderte sich.
-Maja, bitte, hör auf. – sagte er, als sie seinen Penis in der Hand hielt.
-Hast du keine Lust?- Sie verstand jetzt gar nichts.
-Jetzt nicht. – Er lag mit dem Rücken zu ihr gedreht.
-Und warum steht er dann?-
-Ich weiß nicht. – Er lag bewegungslos.
-Dann streichel mir wenigstens ein bisschen den Rücken. – bat sie ihn und küsste seinen Nacken.
-Nein, du wirst dann sofort mehr wollen. Schlaf schon. – murmelte er mit schläfriger Stimme.
Beleidigt rutschte sie von ihm weg, drehte sich mit dem Rücken zu ihm, drückte die Nase in das Kissen und weinte die halbe Nacht.
Am nächsten Tag frühstückten sie in dem Hotelrestaurant. Sie saß schmollend, mit roter Nase, geschwollen vom Weinen, und sprach mit ihm nicht.
-Maja, bist du böse mit mir? Ich bin wirklich gestresst, überarbeitet und brauche Relax. Du weißt doch, welche Probleme wir mit der Buchhalterin haben, wir müssen sie entlassen, und es ist nicht einfach, jemand wirklich guten für ihre Stelle zu finden. – Seine Stimme verriet Gewissensbisse, und er knetete mit einer Hand ein Stück vom Brötchen.
-Aber wenigstens mit eurer Anästhesistin bist du sehr zufrieden, nicht wahr? – Sie schmierte ein Hörnchen mit Butter, ohne ihn dabei anzuschauen.
Früher bestellte er immer das Frühstück aufs Zimmer. Sie saßen dann in den Morgenmänteln, fütterten sich gegenseitig mit Leckereien, tranken Champagner, scherzten, küssten sich, und schließlich landeten sie wieder im Bett. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wann es so das letzte Mal war. Jetzt saßen sie in dem vollen Restaurant, und sie konnte ihm nichts von dem, was sie dachte, sagen. Die Tische standen so nah neben einander, und es wäre ziemlich dumm, wenn jemand von ihren intimen Sachen hörte.
-Doch, doch, sie ist wirklich gut in dem, was sie tut. – antwortete er, biss endlich in das zerknetete Stück Brötchen und spülte es mit dem Kaffee herunter.
- Ich kann es mir vorstellen. – Sie schaute ihn an, und mit einer gleichgültigen Stimme bat sie ihn, ihr die Marmelade zu reichen. -Ich verstehe nicht die Ironie in deiner Stimme.
-Ich bin mir keiner Ironie bewusst.- sagte sie und lächelte dabei einen gutaussehenden Kellner an, der ihr gerade den Kaffe einschenkte.
-Gut, Maja, das Gespräch führt zu nichts. Ich schlage vor, wir gehen nach dem Frühstück in die Stadt.-
Sie waren schon ein paar Mal in Mailand, also es gab nichts mehr, was sie noch besichtigen konnten. Sie gingen zu Vittorio Emmanuelle, wo es die schönen, teuren Läden gibt. Sie hielt vor den Schaufenstern an, ging hinein, beguckte Kleider, Handtaschen, Gürtel, Schuhe (ein Paar hat sie sogar gekauft), also alles, was es dort gab. Er wartete wütend vor dem Geschäft und verstand nicht, was sie dort so lange machte.
Wenn er etwas brauchte, dann ging er in einen bestimmten Laden, sagte dem Verkäufer was er sich wünschte, entschloss sich schnell, zahlte und ging weg. Sie aber ging in den Laden, um eine Sache zu kaufen, dann schaute sie alles durch und kaufte viele andere Sachen, die sie gar nicht brauchte und vergaß, was sie eigentlich kaufen wollte. Das hat ihn immer genervt, und er konnte es nie verstehen. Er hat es gehasst, mit ihr durch die Boutiquen zu schlendern und fühlte sich gequält, wenn sie ihn beim anprobieren von Klamotten nach seiner Meinung fragte. Um die Sache zu beschleunigen, akzeptierte er alles, ohne nachzudenken.
-Maja, ich werde hier in dem Cafe auf dich warten. Vergiss nur bitte nicht, dass wir um eins verabredet sind. – sagte er und setzte sich bequem an einen Tisch draußen. Die Sonne war schon sehr heiß, und riesige Schirme über dem Kaffeegarten spendeten angenehmen Schatten. Alexander atmete erleichtert auf, bestellte einen Espresso und griff nach einer der Zeitschriften, die in einem kleinen Regal ausgestellt wurden, wollte sie in Ruhe durchblättern, zufrieden, seine Frau jetzt nicht begleiten zu müssen. Er wusste, sie wird bestimmt in einem Rausch viel Geld ausgeben, aber im Moment war es im egal. Er fühlte sich wirklich nicht gut und brauchte ein bisschen Zeit für sich.
-Alessandro! Bist du es?! Mamma mia! – hörte er plötzlich eine bekannte Stimme neben sich. – Ich bin es, Dino, erkennst du mich wieder?-
Alexander schaute hoch und freute sich beim Anblick seines Kumpels, mit dem er einst in Boston ein Jahr lang zusammen wohnte. Na klar, er erkannte ihn sofort, diesen Playboy und Casanova. Der hat ihm damals alle Mädchen weggeschnappt. Er studierte Zahnmedizin und alle wunderten sich, wann er lernte, weil er sich immer nur amüsieren wollte. Dino sah sehr gut aus, war aus einer reichen Familie und gefiel dem schönen Geschlecht. Anscheinend war er ein Genie, weil er das Studium mit einer Auszeichnung beendete.
-Dino, wie könnte ich dich je vergessen?! - rief er, erhob sich und begrüßte ihn sehr herzlich. – Was für eine Überraschung! Wohnst du in Mailand? Setz dich, erzähle!-
-Ja, ich wohne hier und habe auch hier meine eigene Klinik, zusammen mit meiner Schwester. Und wie geht es dir? Hast du eine Frau? Kinder? – fragte er, ohne seine Erregung zu beherrschen und gestikulierte mit den Händen.
-Noch habe ich keine Kinder, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, irgendwann Vater zu werden. Ich habe eine Frau, sie wird hier gleich her kommen. In diesem Augenblick gibt sie das von mir schwerverdiente Geld aus.- erwiderte er scherzend und lachend. --
-Und du? Immer weiter verdrehst du jeder den Kopf, die du siehst?-
-Nein, eine hat mich geschnappt und nicht mehr losgelassen. Wir haben fünf Bambini, und sie spricht davon, sie will mehr.
Ich sagte ihr doch, dass ich es verstehe, das ist ein großer Spaß Bambini zu machen, aber es muss nicht unbedingt Folgen haben. Fünf sind genug! Aber meine Frau ist so ein Vulkan! Ich bemühe mich, an ihren fruchtbaren Tagen, nicht mit ihr Amore zu machen, da hat sie mich einmal vergewaltigt! Kannst du dir das vorstellen? Ich habe nichts zu sagen! – Er erzählte das und nahm eine Espressotasse, die die Kellnerin soeben gebracht hat.
-Na, aber du bist bestimmt glücklich mit dem Vulkan,
zumindest siehst du so aus. – Alexander schaute ihn amüsiert an.
Das Gespräch wurde von Maja unterbrochen, die jetzt an den Tisch kam.
-Deine Frau?- rief schon Dino, sprang auf und küsste ihre
Hand, – Bellissima! – Seine Stimme und seine Augen drückten Begeisterung aus.
-Du hast bei ihr keine Chance, wie du an mir sehen kannst, sie bevorzugt den nordischen Typ. – Alexander lachte, als er sah, wie Dino in einem charmanten Lächeln seine schönen Zähne zeigte, und wie er Maja tief in das Dekolleté, bis zum Bauchnabel, schaute.
- Amici, wie lange bleibt ihr in Milano? Ich lade euch zu uns nach Hause ein!-
- Hab Dank, Dino, aber wir fliegen morgen zurück, und heute haben wir gleich ein Treffen, und am Abend gehen wir in die La Scala zur Premiere. Aber beim nächsten Mal, sehr gern.-
- Ecco! Wunderbar! Wir gehen auch in die Opera, dann können wir nach der Vorstellung zusammen ausgehen. Bene? – Er sah sie zufrieden an und wischte sich ein Paar pechschwarze Haarsträhnen aus der Stirne, die ständig wild herunter fielen. Er konnte sie auf diese Weise nicht bezähmen und schüttelte energisch den Kopf nach hinten, sich der Wirkung auf die Frauen in solchem Moment ganz bewusst.
Sie haben sich bis zum Abend verabschiedet und begaben sich zu dem Restaurant, in dem Alexander mit seinem Kollegen, einem mit einer Italienerin verheiratetem Ungar, verabredet war.
Die Männer hatten sich einst, während eines Kongresses in Wien, kennengelernt, und seit dieser Zeit blieben sie in Kontakt.
Während des Mittagessens, Maja beherrschte vor lauter Langeweile nur mit Mühe das Gähnen, sprach Alexander mit Istvan über berufliche Sachen. Sie haben sich zwar bei den Damen entschuldigt und sie um Verständnis gebeten, aber Istvans Gattin konnte außer italienisch und ein paar Worte ungarisch keine andere Sprache. Maja versuchte sich mit ihr auf Französisch zu verständigen, hatte Hoffnung, die würde etwas kapieren, aber es war umsonst.
Also, auf Englisch hat sie es nicht mal probiert.
So saßen sie beide da, aßen, tranken, ab und zu schauten sie einander an und lächelten ziemlich dämlich.
Später, als Maja an den Ausflug nach Mailand dachte, stellte sie fest:
-Wäre da nicht „Tosca“ und die neuen Schuhe, wäre das ganze Wochenende für den Arsch gewesen!-