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Carly blickte auf, als ihr Vater nach vielen Stunden das Arbeitszimmer verließ. Er blieb an der Treppe stehen, ohne sich zu ihr herum zu drehen, oder sie anzusehen.
„Conleth wird in einer guten halben Stunde eintreffen. Du solltest deine Koffer schon mal runter holen.“
Carly nickte stumm. Hatte er so wenig für sie übrig, das er ihr nicht mal jetzt in die Augen sehen konnte? So kurz bevor sie ihn verlassen würde? Würde es keinen Abschied geben?
Carly biss sich auf die Innenseite ihrer Unterlippe. Dann stand sie auf und stieg mühselig die Treppen hinauf. In ihrem leeren Zimmer sah sie sich um. Was sie in ihrem Koffer nicht mit nahm, war nun in Kisten verstaut worden. Sie würden in das neue Haus gefahren werden, wenn die Firma am nächsten Tag kam.
Carly sah sich wehmütig im Raum um. Dann setzte sie sich auf den Boden, wo zuvor ein großer Teppich gelegen hatte und begann leise zu weinen. Wenn ihre Mutter jetzt da wäre, würde sie niemals zulassen, dass er Carly weg schickte.
Sie sah zu einer der Wände, die sie gemeinsam mit ihrer Mutter bemalt hatte. Kopfschüttelnd und weinend zog Carly die Knie an die Brust. Sie wollte nicht weg gehen. Sie wolle nicht in diese blöde Schule, von der ihr Vater schon immer geschwärmt hatte.
„Du solltest Tate sehen. Er ist richtig erwachsen geworden, seit er dort zur Schule geht“, hatte er geschwärmt.
„Er wird mal ein guter General und viel Geld verdienen.“
Was kümmerte es Carly schon. Sie wollte nie so einen Job ausführen. Sie war sehr sportlich, ja. Aber sie hätte lieber so etwas wie Personal Trainer gemacht, an einer Hochschule Sport studiert. Oder Sportlehrerin.
Doch ihr Vater hatte andere Pläne für sie. Es kümmerte ihn gar nicht, was Carly wollte. Und das machte Carly wieder wütend. Sie schöpfte aus der Wut nun die Kraft aufzustehen und ihre Koffer hoch zu hieven, um sie in den Flur runter zu tragen.
Als sie den letzten Koffer abgestellt hatte, hörte sie ihren Vater in der Küche. Etwas klirrte und ging zu Bruch. Carly folgte dem Geräusch und blieb schließlich in der Tür stehen. Überrascht, vielleicht auch etwas peinlich berührt.
Ihr Vater stand an der Arbeitszeile. Sein Kaffeebecher lag zersprungen am anderen Ende des Raumes auf dem Boden. Der Kaffee floss in Rinnsalen über die Fugen der Fliesen.
Ihr Vater sah nicht auf, als er Carly bemerkte. Aber das brauchte er auch nicht, damit Carly erkannte, dass er geweint hatte.
Unsicher blieb sie in der Tür stehen, fühlte sich mit einem mal hilflos. So hatte sie ihren Vater noch nie gesehen. Keiner sagte etwas und die Sekunden schienen sich wie Kaugummi zu ziehen.
Dann atmete er schwer durch und schüttelte den Kopf. „Ich ... es tut mir leid.“
Carly war sich nicht sicher, was er mit der Entschuldigung meinte. Die Tasse, oder die Tatsache, dass er sie weg schickte. Nun sah er zu ihr auf. Er wirkte um Jahre gealtert. Tiefe Falten zogen sich über seine Stirn und seinen Mund. Sein Gesicht war blass und er hatte schwarze Ränder unter den Augen. Fast war Carly erleichtert, als es an der Tür klingelte. Langsam löste sie sich aus ihrer Starre und ging in den Flur zurück, um die Türe zu öffnen.
Gut fünf Minuten zu früh als angekündigt, stand Conleth vor ihr. Carly machte sich keine Hoffnung, dass in diesen fünf Minuten etwas passiert wäre, das ihre Abreise hätte verhindern können. Und doch ärgerte sie sich darüber.
Conleth trat einen Schritt auf sie zu und nahm sie in den Arm. „Hallo Carly!“
Carly stand steif da und ließ die Begrüßung über sich ergehen. Irgendwie verspürte sie auch Conleth gegenüber Wut. Vielleicht, weil er derjenige war, der Carly abholte und in diese Schule brachte. Als sich Conleth löste, legte er seine großen Hände auf Carlys Schultern. „Mein Beileid.“
Bei diesem Wort zog sich Carlys Magen zusammen. Sie konnte diese Satz einfach nicht mehr hören, war ihm überdrüssig geworden. Er änderte nichts an der Tatsache, dass ihre Mutter weg war und er änderte auch nichts daran, dass sie um den Verlust ihrer Mutter trauerte. Dass es wehtat, das ihre Mutter für immer weg war.
Carly spürte Tränen in ihren Augen brennen. Sie hasste es zu weinen, erst recht vor anderen Leuten. Nur vor ihrer Tante Rachel hatte sie weinen können, ohne dass es ihr unangenehm war.
Sie senkte rasch den Blick und nickte schwach. „Dad ist in der Küche.“
Conleth trat an ihr vorbei ins Haus ein. Er warf einen Blick auf die Taschen, die bereits neben der Treppe standen. „So viel willst du mitnehmen? Weißt du, dass du eine Uniform bekommst?“
Uniform? Carly sah ihn schnaubend an. Mal abwarten, ob sie die anziehen würde.
Conleth winkte ab und ging in die Küche. Carly hörte ihn etwas murmeln, dann begrüßten sich er und ihr Vater und sie unterhielten sich in leisem Ton. Carly meinte ihren Vater schluchzen zu hören und sie war froh, dass Conleth da war. Sie wusste nicht, wie sie mit ihrem Vater umgehen sollte. Eigentlich war sie wütend gewesen. Doch als sie ihn eben in der Küche gesehen hatte, tat er ihr leid.
Carly beschloss die Koffer ans Auto zu tragen und lud sie vor dem Kofferraum ab. Mit einem Griff prüfte sie, ob das Auto offen war, doch Conleth hatte den Wagen abgeschlossen. Also setzte sie sich an den Bordstein und wartete. Sie wollte nicht zurück ins Haus, wo ihr Vater am Boden zerstört zu sein schien.
Carly dachte erneut darüber nach, ob sie ihren Vater je weinen gesehen hatte. Schließlich erinnerte sie sich an etwas, das schon viele Jahre her war. Sie war noch ein kleines Kind gewesen. Ihre Eltern hatten mitten in der Nacht mit ihr ins Krankenhaus fahren müssen, weil sie hohes Fieber bekommen hatte. Sie war wie benebelt gewesen, trotzdem erinnerte sie sich, dass sie im Bett lag und ihre Eltern vor der Zimmertür mit dem Arzt gesprochen hatten. Auch da war sie sich sicher gewesen, ihren Vater schluchzen gehört zu haben.
Es war ein Tag vor seiner Abreise nach Afghanistan. Doch er hatte den Rückflug verschoben, damit er neben ihr am Krankenbett bleiben konnte. Und er war geblieben, die ganzen vier Tage, die sie dort bleiben musste und sogar nach zwei Tage länger. Er hatte Carly ihr Lieblingsessen gekocht und mitgebracht, ihr Cracker mit seinem eigenem Dip gemacht und Tees, damit es ihr so bald wie möglich besser ging.
Vielleicht war es auch unfair, jetzt so wütend auf ihn zu sein. Sie bekam ein schlechtes Gewissen.
Dann hörte sie ein Fahrrad quietschen, ein Geräusch, das sie unter hunderten wieder erkannt hätte. Christina fuhr die Auffahrt hinauf und erblickte Carly erst einen Moment später am Bordstein sitzen. Dann stellte sie ihr Rad ab und ging zu ihr rüber.
Christina war eine ihrer Freundinnen in der Schule gewesen. Auch nach der Schule hatten sie immer viel unternommen. Doch in den letzten Wochen hatte sich Carly auch von ihr sehr zurückgezogen. Vielleicht war es auch besser so, dachte Carly. Somit würde der Abschied nicht so schwer fallen.
Christina setzte sich neben sie an den Bordstein und warf einen Blick auf ihre Taschen. „Fahrt ihr in Urlaub?“
Carly schüttelte den Kopf. Wieder brannten Tränen in ihren Augen. Sie war noch gar nicht dazu gekommen, Christina von der Entscheidung ihres Vaters zu erzählen. Als sich Christina umsah, erblickte sie das Zu-verkaufen-Schild und warf Carly einen entsetzten Blick zu. „Ihr zieht weg?“
Carly bekam ein schlechtes Gewissen. Sie schüttelte den Kopf, dann nickte sie „Naja, ja. Dad verkauft das Haus.“
Christina sah sie traurig und entrüstet an. „Das kann er doch nicht einfach so tun. Ich meine...“, sie stieß den Atem aus und hielt inne.
Dass er Carly auf eine Militärschule schickte, durfte sie Christina nicht erzählen, das hatte ihr Vater strickt verboten. Schon damals als sie es von Tate wusste. Es war nicht etwa so eine, wie für schwererziehbare Jugendliche, die sich nicht benehmen konnten. Sie war hoch angesehen und nur für Jugendliche bestimmt, die erstklassig qualifiziert waren. Meist welche, deren Eltern selbst für die Regierung arbeiteten. Oder sogar ausschließlich.
Als Carly Tate das letzte Mal sah, erzählte er ihr, dass in in seinem Gemeinschaftshaus nur welche lebten, deren Eltern hohe Ränge schmückten. Diese Schule war die beste Möglichkeit für die Schüler, selbst einen guten Einstieg zu bekommen, egal in welche Richtung. Ob CIA, FBI, NSA, ihnen standen alle Türen offen. Außerdem konnten sie sich nach der Absolvierung aussuchen, ob sie zur Navy, Air Force, Marine Corps, Coast Guards oder zur Army gehen wollen. Zuvor kann man schon eine Art Schnupperkurse in die verschiedenen Richtungen machen und verschiedene Kurse für die ausgesuchten Richtungen wählen. Außerdem gibt es noch mal die Unterteilung der verschiedenen Abteilungen in den Bereichen.
Erneut fragte sich Carly was sie dort überhaupt sollte. Christina und Carly saßen lange da, keine von ihnen sagte ein Wort. Dann seufzte Christina und rückte näher an Carly heran. „Du wirst mir echt fehlen.“
„Du mir auch“, flüsterte Carly und spürte, wie es ihr wieder schwer ums Herz wurde. Auch wenn sie Christina und die anderen in letzter Zeit gemieden hatte, waren sie immer gute Freunde gewesen. Sie hatten tolle Zeiten miteinander erlebt. Nun kramte Christina in der Tasche ihrer Sweatjacke und holte etwas Kleines heraus. Dann reichte sie Carly einen Anhänger mit einem Löwen, der ein Herz in der Hand hielt. Darauf stand Sei stark. Carly schluckte beklommen.
„Das passt ja jetzt sogar noch besser“, flüsterte Christina und wischte mit dem Handrücken ihre Tränen weg.
Carly nickte wortlos und nahm ihre Freundin in den Arm. „Ich schreibe dir so oft ich kann.“
„Versprochen?“
Carly nickte. „Und wenn ich meine Tante besuchen komme, rufe ich dich an. Dann treffen wir uns.“
„Gut“, Christina schluchzte.
Auch Carly konnte sich die Tränen kaum noch verkneifen. Sie hielten einander lange im Arm, bis Conleth nach ihr rief. Er winkte auch Christina zu, die ebenfalls höflich die Hand hob. „Tag, Mister Brewster!“
Beide standen auf und nahmen sich zum Abschied erneut in den Arm. Carly begleitete Christina noch zu ihrem Fahrrad. Einen Moment standen sie beklommen da, beiden wollten sich nicht verabschieden müssen. Doch sie wussten ebenso, das es unabänderlich war. Sie konnten an den Tatsachen nichts verändern, so sehr sie es auch wollten.
„Grüß die anderen von mir“, murmelte Carly.
Christina nickte. „Mach ich. Meld dich mal, wenn ihr euch etwas eingelebt habt.“
Christina wendete ihr Fahrrad. Aus einem Impuls heraus nahm Carly ihre Freundin nochmal in den Arm. Sie hatten schon so viel miteinander erlebt, so viel Unfug gemacht, so viel gemeinsam ausgestanden. Jetzt war es einfach vorbei und Carly bereute es mit einem Mal, sich so völlig zurück gezogen zu haben und die letzten Wochen nicht mit ihren Freundinnen genossen zu haben.
Sie hatte sich selbst nicht erklären können warum sie sich zurück gezogen hatte. Vielleicht war es auch vorgeschoben gewesen, sich nicht all die Beileidsbekundungen anhören zu wollen.
Auch wenn dem so war, wusste Carly dass der Grund dafür viel tiefer ging. So wie die Sache mit ihrem Vater, den sie zuvor das erste Mal in ihrem Leben wirklich hatte weinen sehen. Vielleicht, dachte Carly nun, war es genau das. Er hatte ihr diese Distanziertheit immer vorgelebt.
Traurig sah sie nun dabei zu, wie ihre Freundin über die Auffahrt weg fuhr und auf die Straße abbog. Sie wurde am Ende der Straße immer kleiner, bis Carly sie schließlich nicht mehr sah.
Carly straffte ihre Schultern und sah zu Conleth. Dieser nickte ihr verständnisvoll zu. „Wahre Freundschaft übersteht auch einen Umzug, Carly. Glaub mir.“
Am liebsten hätte sie ihm in den Bauch geboxt. Das sieht man ja, hätte sie am liebsten dabei geschrien. Er und seine Familie waren das beste Beispiel dafür. Sie hatte von Tate nie wieder etwas gehört. Am Anfang schrieb er ihr noch Briefe, die mit der Zeit immer weniger wurden. Er war so beschäftigt, dass er kaum dazu kam, hatte er ihr mal in einem dieser Briefe erklärt. Kurz darauf schrieb er nicht mehr. Als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, entschuldigte er sich sehr dafür. Aber er erklärte ihr gleich sehr ehrlich, das er nicht wüsste, ob er daran etwas ändern könnte. Carly dachte traurig darüber nach.
Wenn sie ehrlich war, hatte auch sie kaum wirklich Zeit gefunden. Sie hatte oft viel lernen müssen und wenn sie frei hatte traf sie sich mit ihren Freundinnen. So war es wohl auch bei Tate. Das war eben die Sache, wenn man älter wurde und sich auseinander lebte.
Sicher würde es nicht anders sein, wenn sie nun auch die gleiche Schule besuchte. Tate würde kaum Zeit für sie haben. Aber es war ihr egal. Sie würde nicht lange dort bleiben, das hatte sie schon seit dem Abend beschlossen, an dem ihr Vater ihr die Wahrheit offenbarte.
Carly folgte Conleth ins Haus. Ihr Vater stand im Flur, bereit sich zu verabschieden. Plötzlich spürte Carly wieder einen dicken Kloß im Hals. Es war so weit. Sie mussten sich verabschieden. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und trat mit der Fußspitze auf den Fließen im Flur herum. Sie standen voreinander und scheinbar wusste keiner der beiden, wie sie beginnen sollten. Conleth wich etwas zur Tür zurück. „Vielleicht warte ich lieber am Wagen.“
Weder Avery noch Carly sagten etwas. Conleth verließ das Haus und ließ die beiden alleine zurück. Sie standen noch eine Weile wortlos da, dann trat Avery auf Carly zu. „Pass auf dich auf, ja?“
Carly hob langsam den Kopf und sah ihren Vater an. Sie war ein Kind. Gut, viel eher eine junge Erwachsene, aber sie war sein Kind. Er musste doch auf sie aufpassen. Doch stattdessen schickte er sie einfach weg.
Sie zuckte bloß die Schultern. Avery sah Carly traurig an „Bitte sei nicht wütend auf mich.“
Er schüttelte langsam den Kopf. „Ich kann es einfach nicht.“
Carly schnaubte. „Du hast allen Grund wütend auf mich zu sein.“
Avery weitete entsetzt die Augen und öffnete den Mund um etwas zu entgegnen, doch ihm schienen die Worte zu fehlen. Einen langen Augenblick sah er sie entrüstet an, dann schüttelte er den Kopf. „Wieso sollte ich wütend auf dich sein?“
Carly zuckte die Schultern. „Wäre ich nicht gewesen, wäre Mom noch bei uns.“
„So etwas...“, er stockte bestürzt. „So etwas darfst du nicht mal denken, Carly. Es ist nicht deine Schuld.“
„Dann verstehe ich es nicht!“
In Carlys Augen begannen Tränen zu brennen. Sie schluckte hart, kämpfte gegen den Knoten in ihrer Kehle an.
„Dann verstehe ich nicht, wieso du das tust. Du bist wütend auf mich, oder nicht?“ „Um Gotteswillen, nein!“
Ihr Vater trat einen Schritt auf sie zu. „Nein, bin ich nicht. Wie kommst du darauf, Carly?“
Sie schnaubte wütend. „Du schickst mich weg und fragst mich, wie ich zu so einem Eindruck komme?“ „Aber es ist doch nicht deswegen.“
Auch Carlys Vater schluckte nun hart und auch er rang mit den Tränen. „Ich kann es nicht. Ich...“, in seinen Augen schimmerte etwas, Angst, Verlust, Leid und noch etwas, das sie nicht deuten konnte.
Er holte tief Luft. „Ich kann dich nicht alleine groß ziehen, Carly.“
Seine Stimme klang erstickt und rau. Es musste schwer sein, sich das einzugestehen. Carly wusste das ihr Vater stolz war und sich nur ungern Fehler eingestand. Sie schluchzte und schüttelte den Kopf. „Dad... bitte schick mich nicht weg. Bitte!“
Carly schluchzte abermals und ging einen Schritt auf ihren Vater zu ehe sie ihn erstickt anflehte „Wir bekommen das hin. Irgendwie. Aber bitte, schick mich nicht weg. Verkauf nicht unser Haus...“ „Ich kann nicht!“, flüsterte er mit gebrochener Stimme. Er atmete tief durch und senkte den Blick.
Als er Carly nach einer gefühlten Ewigkeit ansieht, schüttelt er erneut den Kopf „Ich habe den neuen Job schon angenommen. Ich kann nicht... ich kann das nicht abbrechen. Und ich kann nicht..." Seine Stimme brach erneut als er Carly verzweifelt ansah „Ich verspreche dir, dass es dir gut gehen wird. Besser als mit mir. Ich wäre kaum zu Hause und ich... ich kann einfach nicht für dich da sein, so wie du es brauchst. Ich bin kaum dazu im Stande... ich könnte deine Mutter niemals ersetzen..“
Carly schluchzte wieder und begann bitterlich zu weinen „Bitte, Dad... bitte schick mich nicht weg..“
Avery wich ihrem Blick aus, konnte den Anblick nicht ertragen. Konnte seine Tochter nicht so leiden sehen. „Es bleibt dabei. Du wirst mit Conleth mit fahren. Noch heute..“ „Nein!“ Carly schrie auf, wollte nicht wahrhaben, dass ihr Vater sie wirklich weg schicken wollte. Sie schnaubte wütend „Mom würde das nicht wollen und das weißt du!.“
Nun sah er sie ruckartig wieder an. Er schluckte schwer, in seinen Augen spiegelte sich das Leid „Sie ist aber nicht da!.“
Mit diesen Worten ging er an ihr vorbei und öffnete ihr die Tür. Carly stand starr und steif da, weigerte sich auch nur einen Schritt zu tun. Als sie ihren Vater so ansah, spürte sie erneut Wut in sich hoch kochen. Es ist ihm völlig egal, was mit ihr passiert. Es war ihm egal, dass sie ihren Vater nun mehr brauchte denn je.
Carly fragte sich, wie man jemandem, den man liebte, so etwas antun konnte. Von wegen, er war nicht wütend auf sie. Wie sonst konnte man jemandem so etwas sonst antun. Besonders, wenn es um die eigene Tochter ging. Das war nahezu unvorstellbar. Und doch war es genau das, was gerade passierte. Und für Carly war es, als zerbräche ihre Welt in Trümmern zusammen, als ihr Vater sie auffordernd und wartend ansah, damit sie endlich zu Conleth in den Wagen stieg.