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2.3Die erste Kontaktaufnahme des Mufti zum Dritten Reich
ОглавлениеDer offen propagierte Antisemitismus des Dritten Reiches und die anscheinend gewollte Konfrontation mit Großbritannien waren Anziehungspunkte, die Deutschland als potentiellen Verbündeten für den arabischen Nationalismus erscheinen ließen. Die Araber begriffen offensichtlich nicht, daß Hitler zunächst erreichen wollte, daß Großbritannien seine ablehnende Haltung gegenüber Deutschlands Expansionsplänen in Osteuropa revidierte, wobei Unruhen in Palästina durchaus nützlich sein könnten, weil sie die Briten von den Ereignissen in Europa ablenken würden. Von einer aktiven Beteiligung an solchen Unruhen – sei es mit Geld oder Waffen – nahm Deutschland Abstand. Es lag nicht in seinem Interesse, in Auseinandersetzungen in Palästina verwickelt zu werden, und arabische Führer, die deutsche diplomatische Unterstützung für die politischen Ziele der arabischen Bewegung in Palästina erwarteten, erhielten lediglich vage Versprechungen.13
Auch der Mufti von Jerusalem, el-Husseini, der bis zur Kontaktaufnahme mit der neuen Führung Deutschlands keine Zeit versäumte, mußte wiederholt diese Erfahrung machen. Bereits am 31. März 1933 sandte Generalkonsul Wolff folgendes Telegramm nach Berlin: „Mufti machte mir heute eingehende Ausführungen, daß Mohammedaner innerhalb und außerhalb Palästinas neues Regime Deutschlands begrüßen, und Ausbreitung faschistischer anti-demokratischer Staatsführung auf andere Länder erhoffen. Jetziger jüdischer Einfluß auf Wirtschaft und Politik sei überall schädlich und zu bekämpfen. Mohammedaner, um Juden in ihrem Wohlstand zu treffen, auf Erklärung Boykotts in Deutschland hoffen, dem sie dann in der ganzen mohammedanischen Welt mit Begeisterung beitreten würden.“14
Einen Monat später fand ein erneutes Treffen Wolffs mit dem Mufti und einigen palästinensischen Scheichs statt, wobei die Sympathie und Bewunderung für das neue Deutschland wieder zum Ausdruck gebracht wurde. Allerdings wurde hierbei der Wunsch geäußert, daß die deutschen Juden nicht nach Palästina geschickt werden sollten.15 In Anbetracht ihrer Haavara-Politik konnten die Deutschen weder einen derartigen Wunsch berücksichtigen, noch unterstützten sie politische Bewegungen in Palästina, die auf nationalsozialistischen Prinzipien basierten. Der Nationalsozialismus stellte keine „Exportware“ dar, und es durfte „keinerlei Einmischung irgend welcher Art in die Politik des Gastlandes stattfinden“.16