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Exkurs: Die Päpstin Johanna

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Vielfach wurde in späterer Zeit zwischen den Pontifikaten Leos IV. und Benedikts III. der Pontifikat einer Päpstin eingeschoben.112 Seit dem 13. Jahrhundert findet sich eine Päpstin in verschiedenen Chroniken eingefügt, zunächst wohl um 1240/50 bei Jean de Mailly. Trotz vieler Varianten ist es meist die Geschichte von einer Frau, die in Männerkleidern Papst wurde. In Mainz geboren, aber englischer Abstammung, verkleidete sie sich als Mann, um mit ihrem Geliebten in Athen studieren zu können. Sie kehrte nach Rom zurück, erwarb sich in der päpstlichen Umgebung Anerkennung und wurde etwa 854/855 Papst, bis nach gut zwei Jahren ein Skandal, meist die Geburt eines Kindes bei einer Prozession, den Betrug auffliegen ließ. Eine zwischen St. Peter und dem Lateran auf der Prozessionsstrecke angebrachte Inschrift wurde dann auf den angeblichen Pontifikat bezogen.

Der Pontifikat der Johanna ist eine Erfindung, bei der im Zuge verschiedener Überlieferungsstränge viele Dinge in unterschiedlichen Kombinationen miteinander verschmolzen wurden. Deshalb ist die Geschichte vor allem mit Blick auf ihre langsame Entstehung und Ausformung seit dem 13. Jahrhundert aufschlussreich, denn in die Papstliste des 9. Jahrhunderts lässt sich der Pontifikat keinesfalls pressen. Der Erfolg der Erzählung erschließt die Welt des späten Mittelalters und ist spannend, denn sie war nicht nur eine Episode zur Unterhaltung, sondern thematisierte gleichzeitig Fragen des verbotenen Frauenpriesteramtes und ermöglichte Papstkritik. Deshalb wurde die Geschichte in den verschiedensten Schriften des ausgehenden Mittelalters mit unterschiedlichen Akzenten verwendet, so auch bei den Debatten um das päpstliche Amt oder bei Fragen wie: Wann und unter welchen Bedingungen darf man einen Papst absetzen?

Geschichte des Papsttums im Mittelalter

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