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Vorzeitige Blüte? Kommunikation und Überlieferung

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Die Überlieferung – Briefsammlungen des Codex Carolinus zu Nikolaus I. und Hadrian II., schließlich eine fragmentarische Registerabschrift zu Johannes VIII. – und die je unterschiedlichen Überlieferungschancen der Urkunden haben dafür gesorgt, dass ein gleichmäßiges Bild der Entwicklung dieser Zeit kaum zu zeichnen ist. Dabei scheinen sowohl bei der Ablösung von Byzanz wie auch bei der Hinwendung zu den Franken Appellationen und Anfragen die Formulierung theoretischer Positionen und Ansprüche gefördert zu haben. Klassische Kommunikationsformen wie Briefe und Urkunden sind aber besonders für die zunehmende Hinwendung zu den Franken durch Nachrichten über den Transfer von Liturgie, Recht und Heiligenkulten zu ergänzen, will man einen entsprechenden „Tiefgang“ erreichen. Im Karolingerreich scheinen je nach den Teilreichen und den Pontifikaten unterschiedliche Kontaktformen dominiert zu haben. Der Wirkungsbereich der Päpste nach außen blieb aber trotz der Missionierungen in Bulgarien und im Mährerreich eingeschränkt; die Außenbeziehungen der Päpste betrafen in dieser Zeit vor allem Rom und Italien, das Frankenreich und Byzanz.

Byzanz war in Rom weiterhin präsent, so dass Rom, Byzanz und das Frankenreich in ihrem jeweiligen Gefüge betrachtet werden müssen. Dies betrifft Fragen des päpstlichen Besitzes in Italien, das Kaisertum, aber auch theologische und kirchenrechtliche Fragen. Die Ablösung von Byzanz scheint dabei ebenso in hohem Maße gegen Ende des 9. Jahrhunderts durch teilweise polemische Auseinandersetzungen sowie durch literarische Schöpfungen in intellektuellen Milieus weiterverarbeitet worden zu sein.

Das Spannungsfeld von Konzeption und Realität blieb jedoch weiterhin bestimmend. Auf ganz verschiedenen Ebenen und an verschiedenen Orten wurden konkurrierende Schlüsseltexte zur Bedeutung der geistlich-päpstlichen Gewalt (teilweise im Verhältnis zum Kaisertum) verfasst oder zusammengestellt: Constitutum Constantini, pseudo-isidorische Fälschungen, Hludowicianum und Constitutio Romana, die nur zum geringsten Teil in Rom entstanden, aber die Verhältnisse in Rom direkt oder indirekt bestimmen wollten oder später sollten. Nimmt man hinzu, dass außer dem offiziösen Liber pontificalis viele weitere Quellen außerhalb Roms zum Beispiel in Briefsammlungen bewahrt wurden, dann wird das karolingische Reich für die heute historisch erschließbaren Kenntnisse über das Papsttum im 8. und 9. Jahrhundert sehr wichtig. Dies ist nicht ohne Bedeutung für die Perspektive und die Wertungen geblieben.

Geschichte des Papsttums im Mittelalter

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