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Fein sein, zuhause bleibn

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Vom vergangenen Sonntag ist zu berichten, dass er vom Bruch zweier Rituale begleitet wurde. Normalerweise umfasst der Sonntag körperliche Ertüchtigung in jahreszeitenabhängigen Formaten, die von der Besteigung des Hohen Lindkogels bis zur Praterrunde reichen können, die traditionsgemäß in der Luftburg endet. Nachdem die Frau an meiner Seite aber aus ungeklärten Gründen unter Magen- und ich aus sehr geklärten Gründen unter Kopfschmerzen litt, wurde vom Verlassen des Hauses abgesehen. Und nachdem die Kopfschmerzen ursächlich damit zusammenhingen, dass Freunde am vorhergehenden Abend gute Laune und Geschenkkörbe vorbeigebracht hatten, fielen auch die traditionsgemäßen Pommes mit Aioli als TV-Dinner zum „Tatort“ aus (ein Gericht, das ich aus Nigel Slaters Kochbuch „Einfach gut essen“ habe – beides, Gericht wie Buch, kann ich sehr empfehlen).

Normalerweise löst das Stubenhocken bei mir bald einmal Kasernierungsdepressionen aus, aber diesmal vertrug ich es erstaunlich gut. Bekanntlich rührt ja fast alles Unglück des Menschen von dem Umstand her, dass der nicht ruhig in den eigenen vier Wänden auf seinem Hintern sitzen kann. Die wunderbare Schauspielerin Julianne Moore hat vor einiger Zeit in einem Interview gestanden, dass sie nicht gerne ausgehe und nun endlich einen Mann gefunden habe, der ihr darin ein guter Begleiter sei. Mit Julianne Moore würde auch ich jederzeit nicht ausgehen, und vielleicht gelingt es mir ja, sie als Ehrenpräsidentin der soeben von mir gegründeten Society for Staying at Home (SSH) zu gewinnen.

Das Konzept von „Ausgehen“ habe ich übrigens noch nie verstanden. Man geht ins Wirtshaus oder ins Theater, aber man geht doch nicht aus! Ausgehen tut allenfalls das Bier – dann muss man zur Tankstelle. Ausgehen ist so etwas wie eine hypermobile Form von Party. Bei einer Party begibt man sich in gutbeschallte und schlechtgelüftete Räume, um auf Leute zu treffen, neben denen man nicht einmal in der Straßenbahn zu stehen kommen will; und beim Ausgehen sucht man gleich eine ganze Reihe solcher Räumlichkeiten auf: zuerst Happy Hour in der Ballermannbar, dann ab ins Multiplexx mit Nachos und Popcorn, hernach Disco und dann noch zu einer Party, die ein Typ gibt, den keiner kennt, bei der man aber gratis zu Koks und Bumsbekanntschaft zu kommen hofft. Und dann reihert man doch wieder nur aufs Parkett und macht andere uncoole Sachen. Wozu?!

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