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Im Winter werden die Kühlschränke kleiner

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Meinen bislang letzten Winterurlaub hatte ich Anfang der Achtzigerjahre mit Eltern und Geschwistern im Pinzgau verbracht. Ich habe währenddessen irgendeinen unfassbar faden Klassiker der Pädagogik für die Uni zu lesen versucht und orangegelbe BASF-Kassetten mit Musik von Thelonious Monk gehört. Auf der Rückfahrt erlitt ich im bayerischen Bad Reichenhall eine Panikattacke. Vielleicht ist das der Grund, warum ich auf Winterurlaube nicht so gut zu sprechen bin. Darunter wird ja gemeinhin nicht der Urlaub vom, sondern der Urlaub im Winter verstanden. So sehr ich meteorologische Schreckhaftigkeit verachte, die Menschen Flugreisen buchen macht, sobald man nach 22 Uhr nicht mehr im Ruderleiberl rumlaufen kann, so wenig verstehe ich, warum man dem Winter unbedingt nachreisen muss. Man kann den doch auch in der Stadt genießen und sich daran erfreuen, wie ein paar Dutzend Flocken den Verkehr zum Erliegen bringen.

Das Problem mit dem Winterurlaub ist, dass dieser in sogenannten Wintersportorten stattfindet. In Wintersportorten benehmen sich die Menschen aber so unwürdig wie ehemalige Finanzminister, und es gibt keine Kinos. Die Landschaft ist selbstverständlich atemberaubend, aber andererseits ist dieses ganze Gebirge doch auch von stark übertriebener Heroik – Geologie gewordener Tschaikowsky. Die Hotelzimmer hingegen sind meist eher klein. Und selbst wenn man das Geld für eine ganze Suite hätte, würde man feststellen, dass auch in dieser immer nur ein kleiner Kühlschrank steht. Da muss man dann erst die zwergenhaften Gläschen und Fläschchen rausnehmen, damit man eine normale Flasche Bier oder einen halben Liter Tonic reinstellen kann. Und weil man natürlich ein bissl anankastisch veranlagt ist, macht man das erst, nachdem die Zimmerreinigungstruppe Polsterkarate betrieben und das Ende des Toilettenpapiers umgeknickt hat. Am nächsten Tag stellt man dann den ganzen diminutiven Getränkekrempel wieder in den Babykühlschrank und versteckt die leeren Bierflaschen hinter der Schmutzwäsche im Kasten.

Das macht man aber alles gerne, weil die Tochter bei einem Holländer mit dem freundlichen Phlegma von Balu, dem Bären, nach der dritten Tüte Snowboardunterricht nehmen will. Drei Tage und 270 Euro später kann sie im Flachen relativ souverän neben dem Board liegen und beherrscht den englischen Fachterminus für diese Tätigkeit. Ich kann nur hoffen, dass ihr Balu nichts von seinen Substanzen überlassen hat.

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