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Die Brandkatastrophe auf dem MS „BRUNSLAND“

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Vor uns lag ein weiterer Reederei-Neubau, die „BRUNSLAND“, der noch vor uns abgeliefert werden sollte. Leider gab es auf diesem Schiff im Maschinenraum einen katastrophalen Zwischenfall. Stellen Sie sich vor, die Besatzung der „BRUNSLAND“ hatte gedanklich bereits die Probefahrt mit ihren Gästen im Kopf, die in den kommenden Stunden in der Neustädter Bucht stattfinden sollte. Eigentlich sollte es bereits die Übergabefahrt an die Reederei werden. Die Besichtiger des Germanischen Lloyds waren von Hamburg angereist. Die Ingenieure des Hauptmaschinen-Herstellers B&W befanden sich im Maschinenraum. Die Werftingenieure, die den Einbau der Hauptmaschine durchgeführt hatten, der technische Reedereiinspektor war in der Maschine, die Fueltanks waren vollgebunkert, der Tagestank in der Maschine war aufgetankt, die Brennstoffleitungen zur Hauptmaschine standen bis zu den einzelnen Zylindern voll unter Druck mit Treibstoff und dann tauchen plötzlich zwei Schweißer in der Maschine auf, die den Auftrag hatten, eine der Brennstoffleitungen zu verlegen. Die Schweißer wussten nicht, dass alle Brennstoffleitungen bereits voll mit Brennstoff waren, die Bordingenieure ahnten nichts Böses, als diese hirnlosen Roboter plötzlich mit einem Brenner vor der Maschine auftauchten. Vielleicht war alles nur ein Missverständnis. Aber die Katastrophe nahm ihren Lauf. Während die Schweißer mit dem Brenner die Leitung zum Glühen brachten, liefen ahnungslose Maschinenangehörige an ihnen herum. Keiner kam auf die Idee, die Schweißer näher unter die Lupe zu nehmen. Es war alles bereits zu spät. Es gab eine fürchterliche Stichflamme, die Schweißer standen in Flammen, die Umgebung der Brennstoffleitungen stand in Flammen, jeder versuchte sich zu retten. Keiner kam auf die Idee, die Brennstoffleitung abzudrehen, weil keiner mehr an das Ventil der Leitung heran kam. Das Feuer breitete sich in Windeseile aus, der ganze Maschinenraum stand in Flammen. Etliche schafften es brennend aus dem Maschinenraum heraus zu kommen. Panik brach an Bord aus. Jeder, vom Kapitän, Chiefingenieur, 1. Offizier bis zum Koch und Stewardpersonal, rettete sich aufs Hauptdeck und, wenn es noch klappte, über die Gangway an Land. Die Werftfeuerwehr kam im großen Aufgebot via Kränen an Bord und setzte alles ein, was es zur Brandbekämpfung gab. Etliche der Besatzungsmitglieder kamen zu uns an Bord, sie waren völlig durcheinander und wir, die Besatzung der „BRUNSKOOG“ waren alle entsetzt und fassungslos. Die meisten Kameraden hatte gerade ihr nacktes Leben gerettet. Der Kapitän hatte hektisch alle Seefahrtsbücher, Mannschaftsunterlagen und sonstigen wichtigen Dokumente ergriffen und mit von Bord genommen. Mittschiffs brannte der gesamte Maschinenraum, die Unterkünfte der Besatzung auf dem Hauptdeck, sogar die Passagierkabinen, aus! Alles vollzog sich rasend schnell, die wenigsten konnten ihre Klamotten oder Papiere einstecken. Das war ein sehr tragischer Schiffsunfall. Willi Bruns als Kaufmann hatte in dieser Situation dennoch Glück im Unglück: noch hatte die Übergabe der „BRUNSLAND“ nicht stattgefunden, noch war sie Eigentum der O&K-Werft. Er war unter diesen schrecklichen Umständen noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.

Der Schock saß uns allen in den Knochen, wir waren plötzlich alle überwachsam geworden. Wir waren uns einig, so ein Unglück durfte auf unserem Schiff nie passieren. Die „BRUNSLAND“ wurde Wochen später von der Werft abgewrackt und verschrottet.


Seefahrt in den 1960-70er Jahren auf Bananenjägern und anderen Schiffen

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