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Auf dem Atlantik

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Es brieste auf, Wind und See nahmen zu, unsere „BRUNSKOOG“ machte bereits Nickbewegungen, fing an zu stampfen und nahm kräftig Spritzwasser über das Vorschiff. Wir näherten uns dem Westende des Ärmelkanals.


Ruppiges Wetter mit hoher Dünung


2. nautischer Offizier Klaus Perschke auf Seewache

Kapitän Melzer hatte oben auf der Brücke im Kartenzimmer sein Quartier aufgeschlagen. Er schlief dort in voller Montur auf der Couch, ab und zu erschien er lautlos auf der Brücke, nahm eine Radarpeilung und trug das Ergebnis im Kartenzimmer in die Seekarte ein. Als die Sicht sich verschlechterte, blieb auch er auf der Brücke und besetzte das Steuerbord-Radargerät, ich bediente auf meiner 12-04-Wache das Backbord-Radargerät und überwachte hauptsächlich den entgegenkommenden und mitlaufenden Schiffsverkehr.

Inzwischen hatten sich ein westnordwestlicher Seegang und eine ausgeprägte West-Dünung hochgeschaukelt.


Sparkies“ getürkte Wetterberichte

Lizard Point lag voraus und etwas weiter westlich davon die Isles of Scilly, die letzte Inselgruppe westlich von Cornwall. Der Wetterbericht über Radio kündete „Weather Conditions moderate to raff“ an. Könnte schlimmer werden. Kam es später auch, als wir den Nordatlantik erreichten. Nur, und das wunderte uns Brückenoffiziere: Kapitän Melzer dachte gar nicht daran, die Maschine einzulegen, also mit den Umdrehungen runter zu gehen. Des Öfteren, wenn das Schiff sehr hart in die See einsetzte, schüttelte sich der Schiffskörper wie ein Hund, der aus dem Wasser gekommen war. Durch das gewaltige Schütteln hatte man den Eindruck, die Mastspitzen oberhalb der Saaling würden abbrechen. Was mochte den Alten nur veranlassen, bei dieser sehr stürmischen See von vorn die Fahrt nicht zu reduzieren? Wollte er einen neuen Geschwindigkeitsrekord bei Bruns aufstellen? Nein, das wollte er nicht. Aber er wollte jemandem einen Denkzettel verpassen! Nämlich unserem Funker, Sparkie! Der Halunke hatte tatsächlich an allem Schuld. Glauben Sie mir nicht, lieber Leser? Kapitän Melzer war dahinter gekommen, dass Sparkie ihm jeden Tag getürkte Wetterberichte auf den Tisch gelegt hatte, weil er, statt von Norddeich-Radio die Wetterberichte aufzunehmen, eines seiner Weiterbildungsprogramme von der Deutschen Welle abhörte, damit er bestimmte Testaufgaben abarbeiten konnte. Und diese Unverschämtheit machte Kapitän Melzer sehr ärgerlich. Also bekam er und der Rest der Crew auch einen Denkzettel: Bei dem offiziell „schönem Wetter“ braucht man nicht unbedingt die Maschinenleistung zu reduzieren.

Irgendwann kam unser Sparkie angstschlotternd aus seinem Kabuff auf die Brücke und sagte zum Kapitän: Bei diesem Wetter könnte er keinen Wetterbericht mehr aufnehmen. „Soo“, meinte Kapitän Melzer und zog etliche Wetterberichte der letzten vier Tage aus seiner Jackentasche, „laut diesen tollen Wetterberichten, die ich von Ihnen bekommen hatte, hätten wir zur Stunde das schönste Wetter. Und wenn wir ‚schönes Wetter’ haben, dann gibt es für uns doch keinerlei Gründe, die Fahrt des Schiffes zu drosseln, da sind wir uns doch einer Meinung Sparkie, oder?“ Der Funker kapitulierte und rückte damit heraus, dass er aus Gründen seines Fernstudiums nicht dazu gekommen war, den Seewetterbericht von Norddeich-Radio aufzunehmen. Darauf antwortete Kapitän Melzer „Sie werden bald viel, viel Zeit bekommen, ihr Fernstudium nachzuholen. Von San Juan aus können Sie den nächsten Flieger besteigen und zurück nach Hamburg fliegen, aber auf eigene Rechnung!“ Anschließend drosselte Kapitän Melzer zur Erleichterung der Besatzung die Umdrehungen der Hauptmaschine auf „langsam voraus“ und ging von der Brücke. Unser abgewichster Funker war plötzlich sehr, sehr klein mit Hut. Trau keinem Funker, der von der Bundesmarine kommt und sein Abi an Bord nachzumachen versucht.


Seefahrt in den 1960-70er Jahren auf Bananenjägern und anderen Schiffen

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