Читать книгу Seefahrt in den 1960-70er Jahren auf Bananenjägern und anderen Schiffen - Klaus Perschke - Страница 15
Unsere Azoren-Schiffspost
ОглавлениеDie Reise verlief per Großkreisnavigation weiter bis zu der Inselgruppe der Azoren, wo sich das Wetter, Wind und See beruhigte und wir zwischen Ponta Delgado und Madalena ganz dicht unter Horta die Küste passierten. Der Grund: Unsere Schiffspost sollte an Land!
Der Elektriker hatte einen wasserdichten Postbehälter angefertigt, in den unsere gesamte Besatzungspost mit einem Geldbetrag in Dollar hineingetan und wasserdicht verschlossen wurde.
Postboje
Postboje schwimmt Fotos von Jürgen Coprian
Sobald wir uns mit dem Typhon angekündigt hatten, sprangen bereits die auf uns wartenden Fischer in ihre Boote und ruderten um die Wette in Richtung unseres näherkommenden Schiffes. Kapitän Melzer hatte die Fahrt nach Absprache mit dem Chief erst auf „ganz langsam voraus“ reduziert und dann vorübergehend gestoppt. Jeder, der einen Fotoapparat besaß, stand an Deck oder auf der Brücke und machte Schnappschüsse. Sobald das erste Ruderboot nur noch zirka 10 Meter von uns entfernt war, flog der Behälter im hohen Bogen über Bord und wurde vom schnellsten Fischer aus dem Wasser gefischt. Interessant war, bei dieser außergewöhnlichen Methode der Postbeförderung kamen unsere Briefe in Deutschland auch tatsächlich an, nie ging ein Brief verloren. Selbstverständlich waren alle Briefe mit den seltenen Briefmarken der Azoren frankiert, die bei manchem Sammler einen hohen Wert hatten. Wir freuten uns, als der schnellste Fischer unseren „Postbehälter“ aus dem Wasser fischte, und bestimmt freute sich der betreffende Fischer auch, wenn er den etwas reichlichen Geldbetrag auf seiner Azoren-Bank in seine Währung umtauschte, und dafür die Briefe frankieren konnte. Immerhin fiel für ihn genügend Verdienst ab.
Alle Bilder von Jürgen Coprian aus Band 53
Postboje schwimmt
Die Postboje wird unter viel Geschrei und Gewinke an Bord des nächsten Fischerbootes genommen