Читать книгу Seyringer Satiren - Klaus Potsch - Страница 31

Nr. 69 – Der neue österreichische Film – 2018-03-20 Wie oft liest man in letzter Zeit bei Hollywoodfilmen: „nach einer wahren Begebenheit“. Diese Idee greift die österreichische Filmindustrie auf. Die Vorgänge im BM.I geben genug her für ein zugkräftiges Sujet: Agenten, Überfälle, Razzien, Blaulicht, Intrigen etc. Der Drehbuchautor ist sich nur noch nicht im Klaren, ob er es als Komödie oder Tragödie anlegen soll. Kollegen raten, das Thema sei in einer Serie besser zu vermarkten. Irgendeinen Skandal wird es auch in Zukunft geben. Nr. 70 – Russland, Präsidentenwahl – 2018-03-20 Bei der Präsidentenwahl letztes Wochenende waren auch Wahlbeobachter zugegen. Berichte signalisieren, dass es Verfehlungen gegeben habe. So soll es zu massivem Reinstopfen von Stimmzetteln in Wahlurnen gegeben haben. Das stimmt im Prinzip ja, aber vielmehr haben Anhänger von Kandidat Vladimir Vladimirovich seinen Namen auf den Straßen skandiert und die Wahlhelfer haben „put in“ verstanden. Daraufhin haben sie mit dem Urnenstopfen begonnen. Nr. 71 – AMS – 2018-03-20 Der Kopf des AMS namens Kopf gab heute in einem Interview zu verstehen, wie schwer es sei, kulturell andersgeartete Arbeitsuchende zu vermitteln. So kann man Burgenländler nicht im Westen unterbringen, sie bekommen in den engen Bergtälern Platzangst. Detto sollen Wiener in den westlichen Bundesländern die rot aufgehende Sonne vermissen. Beim Anblick der Mittagssonne soll ihnen regelmäßig schwarz vor den Augen werden. Besonders die Dialekte haben es in sich: Lehrer kann man nur im Umkreis von 50 km unterbringen, sonst verstehen sie die Schüler nicht mehr. Steirer in Wien vermissen ihr Gösser, Ottakringer und Schwechater sind kein vollwertiger Ersatz. Waldviertlern gehen in Salzburg ihre Kartoffelklebeknödel ab, denn in der Festspielstadt gibt es nur Haute Cuisine. So ließen sich noch weitere Inkompatibilitäten finden. Nr. 72 – Andere Länder – 2018-03-20 Wenn wir schon bei der kulturellen Unvereinbarkeit sind. So war aus dem Außenamt zu hören, dass ein Steirer in der Golfregion keine Arbeitsgenehmigung erhalten hat. Er wollte nämlich partout nicht seinen Hut mit Gamsbart ablegen. Auch die Lederne fand keinen Gefallen, weil sie aus billigem Schweinsleder gefertigt war. Eine Rehlederne hätte es getan, sofern das Reh halal-i getötet worden wäre. Aber wer schafft es, sich einem Reh so zu nähern, dass er es mit einem Messer erlegen kann? So wurde dem Steirer geraten, wenn er schon eine Liebe zum Golf hat, entweder in Wolfsburg zu arbeiten oder sich zum GTI-Treffen an den Wörthersee zu begeben. Nr. 73 – Krieg – 2018-03-20 Der Krieg in Syrien übersteigt alles bisher Dagewesene. NGOs fordern permanent humanitäre Korridore zu den Enklaven Afrin und Ost-Damaskus. Leben die am Mond? Krieg ist doch nicht human! Wenn wir in die Vergangenheit zurückblicken, so war die Methode des Aushungerns weitverbreitet. Man denke nur an Massada, Leningrad, Wien usw. Die Waffen werden immer präziser, weitreichender in ihrer Wirkung. Den humanen Stellungskrieg gibt es nicht mehr. Der Erste Weltkrieg war der Letzte dieser Art. Was in Syrien bedauerlich ist, ist, dass Kriegsberichtler ihre Daten nicht mehr publizieren dürfen. Dabei wären die „Luftwürzungen“ anzuprangern, zumal sie schon geächtet sind. (Hintergrund: Russland hat die Veröffentlichung eines Kriegsberichts über Syrien im Sicherheitsrat mit einem Veto belegt.) Nr. 74 – Hase – 2018-03-20 Laudamotion geht doch eine Verbindung mit Ryanair ein. Vorigen Freitag meinte Lauda, er habe null Ahnung. Wenn er gesagt hätte: „Ich schau aus wie ein Hase und weiß von nichts“, dann hätte man jetzt wenigstens lachen können. So fühlt man sich an der Nase herumgeführt. So ist seine Aussage in die Kategorie Fake News oder Lügen einzuordnen. Nr. 75 – Realsatire No. 1 – 2018-03-22 Meiner Tochter fällt ein Ohrstecker ins Waschbecken und der verschwindet. Einen Angstanruf kann ich abwehren, indem ich versichere, dass er im Siphon gelandet ist. Also mache ich mich ans Zerlegen desselbigen. Weil halt die Dichtung schon verkalkt ist, bricht sie. Auf zum nächsten Heimwerkermarkt. Dort suche ich vergebens nach der richtigen Größe der Dichtung. Der Verkäufer meint, wenn ich sie nicht sehe, dann haben sie sie nicht. Verdutzt frage ich, ob ich mir nun einen neuen Siphon kaufen muss, meint der Verkäufer: „Wenn’s wollen, dass der Abfluss funktioniert, dann schon.“ Und wenn der neue Siphon nicht im Waschbeckenunterbau Platz hat, dann muss ich mir folglich einen neuen Unterbau kaufen. Soviel zu einer der Nachhaltigkeit verschriebenen Industrie. Oder hat sie sich die Gewinnmaximierung zur Maxime gemacht? Das Problem löse ich für 2,99 Euro, indem ich eine halbwegs passende Dichtung kaufe und diese „faconiere“. Nr. 76 – Realsatire No. 2 – 2018-03-22 Wie ihr vielleicht bemerkt habt oder nicht mehr wisst, habe ich eine Familienkunstausstellung organisiert. Dazu musste ich, wie man mir im Rathaus mitteilte, beim Bürgermeister vorsprechen, der wird diese genehmigen oder nicht. Einen Vorsprechtermin bekam ich in drei Wochen. Am Tage des Vorsprechens gab es eine Absage. Drei Tage später rief mich der Bürgermeister an und meinte, dass die Miete 200.- EUR/Tag kosten würde. Meine Antwort: „Ich habe mir gedacht, eine Ausstellung würde das Kulturleben bereichern. Das wäre doch im Interesse der Gemeinde, in der ich wohne.“ „Ach, wenn das so ist und Sie in der Gemeinde wohnen, dann kostet es nur 30.– EUR/Tag.“ Es begann der Papierkram: Formulare ausfüllen. Die Anmeldung lt. NÖ Veranstaltungsgesetz § 4 Abs. 1 erforderte folgende Beilagen:

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 Strafregisterbescheinigung nach § 12 Abs. 1 Z. 2

 Lageplan nach § 5 Z. 4

 Bewilligung der Veranstaltungsbetriebsstätte bzw. Bescheinigung über Zertifizierung nach § 5 Z. 7

 Sicherheitstechnisches Konzept nach § 5 Z. 9 (mit Bestätigung eines Fachkundigen)

 Brandschutztechnisches Konzept nach § 5 Z. 9 (mit Bestätigung eines Fachkundigen)

 Rettungstechnisches Konzept nach § 5 Z. 9 (mit Bestätigung eines Fachkundigen)

 Nachweis einer ausreichenden Haftpflichtversicherung nach § 5 Z.10 (Zahlungsbestätigung)

 Konzept zur Vermeidung sanitärer Missstände nach § 5 Z. 12 (bei Veranstaltungen im Freien)

 Konzept zur Vermeidung einer unzumutbaren Beeinträchtigung der Nachbarschaft nach § 5 Z. 12 (bei Veranstaltungen im Freien)

 Darstellung der Verkehrssituation unter Anschluss eines Verkehrskonzeptes nach § 5 Z. 15

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