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Der Reichstag von 1530 und der Einigungsversuch mit der katholischen Kontroverstheologie

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Friedensschlüsse mit dem Papsttum und mit Frankreich ermöglichten Karl V. als „erwähltem Kaiser“, der in Bologna 1530 auch noch vom Papst gekrönt wurde, sich persönlich um die Angelegenheiten im Reich zu kümmern. Ein Reichstag in Augsburg 1530 sollte in Glaubensfragen die Einheit bringen. Schon nach dem Speyerer Reichstag 1529 hatte der sächsische Kurfürst Philipp Melanchthon damit beauftragt, eine kurze Apologie der Reformation zu verfassen. Diese bearbeitete er nunmehr für die Glaubensverhandlungen in Augsburg, wobei die von ihm und Luther gegen die Schweizer Reformation verfassten „Schwabacher Artikel“ und die sog. „Torgauer Artikel“, ein Gutachten der Wittenberger Theologen zu den zeremoniellen Änderungen der Reformation, die Grundlage bildeten. Dieses Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana = CA) wurde am 25. Juni 1530 in Augsburg erst auf Deutsch vor dem Kaiser verlesen und dann vom sächsischen Kanzler diesem offiziell überreicht. Neben dem sächsischen Kürfürsten Johann (1468–1532) hatten sechs weitere Fürsten und zwei Reichsstädte unterzeichnet, weitere Reichsstädte traten bald darauf bei. Sie wurde die wichtigste Bekenntnis- und Bündnisgrundlage im Luthertum und erhielt 1555 reichsrechtliche Anerkennung.

Die Confessio Augustana

Die CA sollte in den Artikeln 1–21 den Nachweis führen, dass die lutherische Reformation den alten katholischen Glauben bewahrt hat; nur missbräuchliche und falsche Zeremonien wurden verändert (Art. 22–28). Sündenvergebung und Gerechtigkeit vor Gott erreicht man nach Art. 4 nicht durch gute Werke (die nach Art. 6 aber eine Folge oder Frucht des Glaubens sind), sondern nur im Glauben an das Versöhnungsopfer Christi. Dieser Glaube wird gnadenweise geschenkt und vor Gott als Gerechtigkeit angerechnet. Gott hat nach Art. 5 das Evangelium und die Sakramente eingesetzt und zu deren Verkündigung bzw. Verwaltung das Amt in der Kirche. Der Amtsträger muss nach Art. 14 ordentlich berufen (rite ordinatus) sein. So kann in Art. 7 die Kirche als Gemeinschaft der Heiligen bestimmt werden, in der das Evangelium recht verkündet wird und die Sakramente ordentlich verwaltet werden. Zusätzliche Kriterien der wahren Kirche gibt es nicht (satis est). Als Sakramente werden Taufe, Abendmahl und Beichte anerkannt und die wirkliche Gegenwart im Abendmahl betont (Art. 10). Als zeremonielle Veränderungen, die eine nicht schriftgemäße Praxis beenden, den Glauben aber unangetastet lassen sollen, werden aufgeführt: der Laienkelch, die Abschaffung der Zölibatspflicht und der Opfermesse, die Pflicht zur Aufzählung der einzelnen Sünden bei der Beichte, Fastengebote als heilsentscheidend, die Klostergelübde und ein Ausgreifen des Bischofsamts in den weltlichen Bereich oder gegen das Evangelium.

Ausgleichsverhandlungen

Der Kaiser beauftragte in Augsburg katholische Theologen um Johann Eck mit einer Stellungnahme. Diese fiel anfangs so polemisch aus, dass Karl V. sie zurückwies. Gemäß dem Auftrag, eine Einigung zu erzielen, erklärte sich die daraufhin neu erarbeitete katholische Confutatio Confessionis Augustanae schließlich mit 16 der 21 Glaubensartikel einverstanden. In Ausgleichsverhandlungen im kleineren Kreis näherten sich vor allem Eck und Melanchthon an, so dass Eck überzeugt war, dass nur noch ein „Streit um Worte“ beide Seiten trenne. Doch die Einigung scheiterte dann v. a. deshalb, da sich das protestantische Lager hierauf nicht einigen konnte. Luther selbst, der als Gebannter nicht nach Augsburg kommen konnte, anerkannte die CA zwar, sah aber die Einigungsmöglichkeiten mit der Papstkirche viel skeptischer. Nach Abbruch der Verhandlungen verlangte der Kaiser die Rückkehr zum alten Glauben bis April 1531. Die Verlesung der Confessio Augustana vor dem Kaiser und der Inhalt des Dokuments wurden identitätsstiftend für die deutschen Protestanten. Im Luthertum entstanden Ende des Jahrhunderts zur Erinnerung daran die sog. Konfessionsbilder.


Abb. 1 Konfessionsbild von Andreas Herreisen (1538–1610) in Bad Windsheim (Mittelfranken) 1602

Im Vordergrund der Reichstag, bei dem der sächsische Kurfürst mit der CA vor dem Kaiser steht; im Hintergrund der protestantische Gottesdienst mit Sakramenten, dazu Predigt und Christenlehre. Im Hintergrund wird Zwingli mit Hunden aus der Kirche vertrieben; der Teufel im Vordergrund hat eine Liste von Ketzern in seinem Buch notiert.

Kirchengeschichte der frühen Neuzeit

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