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Der kaiserliche Militärschlag gegen die Protestanten und sein Scheitern

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Der Sieg des Kaisers gegen Frankreich und der Waffenstillstand mit den Türken ermöglichten ihm nun, den Rechtsstandpunkt der einen wahren Religion durchzusetzen, zumal die Führer des Schmalkaldischen Bundes in den Augen des Kaisers aggressiv Reichsrecht gebrochen hatten. Den sächsischen Herzog Moritz (1521–1553) und einige andere konnte der Kaiser auf seine Seite ziehen und am 24. April 1547 in Mühlberg an der Elbe den Schmalkaldischen Bund vernichtend schlagen. Als Belohnung erhielt Moritz bzw. das albertinische Sachsen die Kurwürde seines ernestinischen Vetters Johann Friedrich (1503–1554), der wie der hessische Landgraf Philipp (1504–1567) gefangen genommen wurde. Da eine Lösung der Glaubensfrage durch das Konzil noch immer nicht erreichbar war, wollte der Kaiser auf dem Reichstag in Augsburg 1547/48 diese zumindest für das Reich interimistisch lösen lassen.

Augsburger Interim

Eine Gruppe gemäßigter, vermittelnder altgläubiger Theologen um Julius Pflug (1499–1564) und der brandenburgische protestantischen Hofprediger Johann Agricola (1494–1566) erarbeiteten, gestützt auf die Ausgleichsverhandlungen 1530 und die Regensburger Teilerfolge 1541, eine Zwischenlösung, die bis zum endgültigen Vergleich auf einem Konzil gelten sollte. Der katholische Glaube sollte beibehalten werden, wobei die Rechtfertigungslehre gemäß der Regensburger Formel gelehrt werden sollte. Auch sei das Messopfer Gedächtnis des Kreuzesopfers und Dankopfer, kein konkurrierendes Bittopfer. Freigestellt wurde der Laienkelch als bisheriges Haupthindernis und die Priesterehe. Das Interim sollte eigentlich auch für die katholische Seite gelten, doch wurde dies von den katholischen Fürsten abgelehnt. Die Katholiken bekamen lediglich Kirchenreformen auferlegt (formula reformationis), da die Unzufriedenheit mit dem eigenen Kirchenwesen als Nährboden für den Erfolg Luthers in der Bevölkerung galt.

Widerstand und Polarisierungen im Luthertum

Es gelang dem Kaiser nur teilweise und nur gewaltsam, das Interim durchzusetzen und das alte Kirchenwesen zu restituieren. Hauptwiderstandszentrum wurde die Stadt Magdeburg, wo sich jene Theologen sammelten, die das reine Erbe Luthers ohne katholisierende Kompromisse erhalten wollten. Besonders der neue sächsische Kurfürst und kaiserliche Verbündete Moritz befand sich in einer heiklen Situation. Er galt den Protestanten als Verräter. Melanchthon, nach Luthers Tod 1546 die führende theologische Autorität in Wittenberg, erhielt den Auftrag, in den „Leipziger Artikeln“ das Interim akzeptabel für Protestanten zu machen. Er unterschied bei den katholisierenden Zeremonien deshalb zwischen unannehmbaren, „abgöttischen“ und neutralen (Adiaphora), die man akzeptieren konnte. Bei den Magdeburgern um Matthias Flacius Illyricus (1520–1575) trug ihm dies den Vorwurf des Verrats am authentischen Erbe Luthers ein, die Grundlage schwerer theologischer Auseinandersetzungen im Luthertum in den nächsten Jahrzehnten.

Fürstenaufstand und Passauer Vertrag

Bald formierte sich neuer antikaiserlicher Widerstand im Reich, der eine habsburgische Übermacht fürchtete. Mit Frankreich wurden Geheimverhandlungen geführt und auch Kurfürst Moritz musste die Seiten wechseln, um im protestantischen Lager nicht völlig isoliert zu sein. Vom Heer der aufständischen Fürsten überrascht, musste der Kaiser aus Innsbruck fliehen und zog sich in der Folge zunehmend aus der Reichspolitik zurück. Sein Bruder Ferdinand handelte in Passau mit Kurfürst Moritz einen Waffenstillstand aus, der Frieden bis zum nächsten Reichstag bringen sollte. Dieser fand dann von Februar bis September 1555 in Augsburg statt.

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