Читать книгу Pflegerisches Entlassungsmanagement im Krankenhaus - Klaus Wingenfeld - Страница 29

Veränderungen während des Krankenhausaufenthalts

Оглавление

Es ist wichtig, dass die Pflegenden auf den Stationen nach dem Screening darauf achten, ob sich die Situation jener Patienten verändert, bei denen kein erhöhtes Risiko für poststationäre Probleme festgestellt wurde. Das betrifft nur einen Teil der oben genannten Kriterien. Aspekte wie prästationäre Krankenhausaufenthalte oder prästationäre Pflegebedürftigkeit sind Merkmale, die sich im Verlauf des Krankenhausaufenthalts nicht verändern. Die funktionellen Fähigkeiten des Patienten allerdings können sich im Verlauf der Krankenhausbehandlung erheblich verändern. Das gilt für körperliche und geistige Fähigkeiten gleichermaßen. So erleben nicht gerade wenige hochaltrige Menschen einen Verlust an kognitiven Fähigkeiten infolge einer starken Belastung durch chirurgische Eingriffe. Diese Einbußen geben sich bei vielen Patienten im Laufe der Zeit, aber es gibt auch Patienten, bei denen der Zustand der Verwirrtheit über die Entlassung hinaus anhält. Das Entlassungsmanagement muss auf diese Entwicklungen reagieren.

Es kann also sein, dass beim Risikoscreening zu Beginn des Aufenthalts kein erhöhtes Risiko festgestellt wurde, dies aber im weiteren Verlauf sichtbar wird. Dann ist es Aufgabe der Bezugspflegenden, die weiteren Schritte einzuleiten: Hierunter fällt, das differenzierte Assessment für das pflegerische Entlassungsmanagement durchzuführen bzw. die dafür zuständigen Stellen zu informieren.

Um dies sicherzustellen, können bestimmte Regeln für das Vorgehen der Pflegenden auf den Stationen festgelegt werden. Beispiele:

• In den nichtoperativen Fachabteilungen wird etwa zur Mitte des Krankenhausaufenthalts bei allen Patienten im Alter von über 65 Jahren eine kurze Kriterienliste zur Aktualisierung der Risikoeinschätzung ausgefüllt.

• In allen operativen Bereichen erfolgt dies eine angemessene Zeit nach dem chirurgischen Eingriff. Wann der richtige Zeitpunkt ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Dies hängt u. a. davon ab, wie schwerwiegend der Eingriff war und welche Form der Anästhesie gewählt wurde.

Wie gesagt: Es müssen nicht sämtliche Risikofaktoren noch einmal überprüft werden, die Liste der relevanten Aspekte ist sogar recht kurz. Die Klärung folgender Fragen sollte im Mittelpunkt stehen:

• Hat der Patient ungewöhnliche kognitive Einbußen, psychische Probleme oder Verhaltensweisen entwickelt? Zeigt er anhaltende Verwirrtheit oder ist er sehr ängstlich?

• Zeigen sich neue Beeinträchtigungen der Mobilität/Motorik, die voraussichtlich auch bei der Krankenhausentlassung noch vorhanden sein werden?

• Sind durch die Krankenhausbehandlung hohe Anforderungen oder Belastungen für den Patienten entstanden, die auch über die Krankenhausentlassung hinaus anhalten werden? Sind durch die Diagnostik gesundheitliche Probleme aufgedeckt worden, die einen andauernden Versorgungsbedarf nach der Entlassung erwarten lassen? Gibt es eine infauste Prognose?

• Gibt es neue Erkenntnisse über eine prekäre Lebens- und Versorgungsumgebung nach der Entlassung?

Diese Fragen gelten natürlich nur für Patienten, bei denen bei der Krankenhausaufnahme ein Screening durchgeführt wurde, ohne dass erhöhte Risiken festzustellen waren. Wurde dies aus irgendwelchen Gründen versäumt, so muss das vollständige Screening nachgeholt werden. Schwierigkeiten, das Risikoscreening zu Beginn des Krankenhausaufenthalts durchzuführen oder abzuschließen, können beispielsweise dann auftreten, wenn Patienten in eingetrübtem Bewusstseinszustand notfallmäßig aufgenommen werden. Diese Patienten können selbst keine Auskunft geben, sodass die Mitarbeiter des Krankenhauses auf Angaben der Angehörigen oder anderer Bezugspersonen angewiesen sind. Aber nicht immer sind Angehörige in der Aufnahmesituation anwesend und auch nicht immer in der Lage, in dieser für sie selbst belastenden Situation Auskünfte zu geben. Unter diesen Umständen sollte versucht werden, das Risikoscreening so rasch wie möglich nachzuholen bzw. zu vervollständigen. Für das pflegerische Entlassungsmanagement ist es sehr wichtig, diese Konstellationen im Blick zu behalten, weil sie typischerweise zu Lücken in der Bedarfsfeststellung führen.

Pflegerisches Entlassungsmanagement im Krankenhaus

Подняться наверх