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Prüfung und Optimierung des Risikoscreenings
ОглавлениеDas Risikoscreening ist gewissermaßen das Eingangstor in das Entlassungsmanagement. Das Ergebnis entscheidet darüber, ob eine differenzierte Einschätzung durchgeführt und weitere Maßnahmen eingeleitet werden. Aufgrund dieser großen Bedeutung ist es empfehlenswert, die verwendeten Risikokriterien im Laufe der Zeit zu überprüfen. Das ist relativ leicht machbar, indem verglichen wird, inwieweit die identifizierten »Risikopatienten« tatsächlich einen Bedarf an Entlassungsmanagement aufweisen, d. h. durch einen Vergleich der Ergebnisse des Risikoscreenings und der differenzierten Bedarfseinschätzung ( Kap. 2.2). Führt man einige Monate lang diesen Vergleich durch, so lässt sich feststellen, welche Risikokriterien besonders aussagekräftig sind und welche nicht. Auf diese Art und Weise lässt sich das Verfahren der Identifizierung der Patienten mit Bedarf optimieren. Dies kostet zwar etwas Zeit, kann aber dennoch lohnend sein, weil eine Optimierung des Risikoscreenings letztlich dazu führt, zielgerichteter zu arbeiten und Patienten mit Bedarf sicherer zu identifizieren.
In der Praxis des Entlassungsmanagements ist das Risikoscreening ein kritischer Punkt. Die frühzeitige Erfassung eines möglichen Risikos entscheidet darüber, ob das Entlassungsmanagement eingeleitet wird, vor allem: ob es rechtzeitig eingeleitet wird. Dies ist im Zeitalter der Diagnosis Related Groups (DRGs) wichtiger denn je. Die Erfahrung zeigt, dass gerade der fachgerechte Einstieg in den Prozess des Entlassungsmanagements den Ausschlag für die Effektivität der Arbeit gibt. Das beste Konzept eines Entlassungsmanagements ist nutzlos, wenn der Prozess erst kurz vor der Entlassung, beispielsweise einen Tag vor dem Entlassungstermin, eingeleitet wird, weil irgendjemandem auf der Station am Ende doch noch aufgefallen ist, dass der Patient Unterstützung benötigen könnte. Innerhalb einer so kurzen Frist kann aber kein fach- bzw. bedarfsgerechtes Entlassungsmanagement durchgeführt werden. In einer solchen Situation sind nur »Feuerwehreinsätze« möglich, die die größten Probleme verhindern.
Das Risikoscreening ist kein besonders aufwändiger oder fachlich besonders anspruchsvoller Baustein des Entlassungsmanagements. Und dennoch bereitet die Einführung häufig große Schwierigkeiten. Viele Krankenhäuser, die eine Stelle für das pflegerische Entlassungsmanagement eingerichtet haben, entscheiden sich lieber für den traditionellen Weg der Zuweisung des Patienten durch die Ärzte (manchmal auch durch die Pflegekräfte) der Stationen, ohne ein instrumentengestütztes Risikoscreening zur Pflicht zu machen. Der Grund besteht darin, dass sie dessen Bedeutung unterschätzen oder die Einführung für nicht umsetzbar halten. In der Folge entstehen dann aber oft die oben angedeuteten Probleme, die das Konzept entwerten und letztlich auch zu einer schlechten Kosten-Nutzen-Bilanz führen. Deshalb lohnt es sich, bei der Einführung oder Weiterentwicklung des Entlassungsmanagements an dieser Stelle Aufwand zu investieren. Aufgrund seiner zentralen Bedeutung sollte das initiale, kriteriengestützte Assessment also immer Bestandteil des Aufnahmegesprächs sein. Professionelles Entlassungsmanagement und seine Vorteile lassen sich nicht allein dadurch erreichen, dass man eine entsprechende Personalstelle schafft. Die Arbeitsabläufe auf den Stationen und die Art der Zusammenarbeit müssen ebenfalls weiterentwickelt werden.