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1.1 Intention und Ziel der Arbeit

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Pädagogen in diversen Bereichen der Jugendhilfe und Jugendfürsorge, aber auch Lehrer und Erzieher in Kindertagesstätten werden mit Verhaltensstörungen bei Kindern konfrontiert, die nicht selten eine aggressive Komponente haben. Jüngste Nachrichtenberichte weisen auf eine erschreckende Gewaltbereitschaft nicht nur bei amerikanischen Kindern, sondern auch in unserer jungen Generation in Deutschland hin. Wenn Kinder aufgrund von Gewalttaten vor Gericht müssen, dann ist neben der Frage ihrer Schuldigkeit auch immer die Frage nach einem versteckten Schuldigen zu stellen. Wer hat das Kind angestiftet, wer hat es so weit gebracht eine solche Tat zu vollziehen? Zwei Antworten stehen dabei zur Diskussion, zum einen wird die Familie des Täters, zum anderen die gesellschaftliche Situation verantwortlich gemacht. Gesellschaftliche Faktoren, die Aggressionen fördern können, sind sicherlich die Gewaltverherrlichung in den Medien (Videos, Comics, Internet, Fernsehen etc.), der wir ständig begegnen und die leistungsorientierte und emotionslose Atmosphäre der meisten Schulen. Es ist eine Schande, dass zu jeder Tageszeit Gewalt auf dem Fernsehprogramm steht, und dass schon kleine Kinder sich in Videospielen gegenseitig tot schießen dürfen. Hier stellt die Gesellschaft der Familie eine große Aufgabe: Sie soll ihre Kinder von all dem abschirmen, was eigentlich für sie produziert wird. Für Eltern bedeutet das, eine Reihe von Verboten aufzustellen, die den Umgang mit Medien betreffen. In der Schule erhalten Kinder nur dann Anerkennung, wenn sie die geforderten, streng definierten Leistungen erbringen. Die Eltern müssen daheim den Leistungsdruck aus der Schule abfangen, indem sie ihre Kinder zu Hause wieder ein Kind sein lassen, das Geborgenheit suchen darf. Es ist eine schwierige Anforderung, aber viele Eltern meistern diese. Sie bieten somit ihrem Kind Schutz vor der Außenwelt, behüten es vor schlechten Einflüssen oder geben ihm die Stärke, sich selbst beschützen zu können. Die Medien oder die Gesellschaft im Ganzen als alleinige Übeltäter hinzustellen, würde der Komplexität der kindlichen Entwicklung nicht gerecht werden. Das würde auch nicht erklären, warum so viele Kinder nicht verhaltensauffällig werden. Ob ein Kind für negative gesellschaftliche Einflüsse anfällig ist oder nicht, hängt mit seiner inneren Sicherheit und Stabilität zusammen. Das Fundament für diese Eigenschaften wird während der ersten Lebensjahre in der frühen Eltern-Kind-Bindung gebildet.

Da die Rolle der Familie in der Entwicklung eines Kindes so bedeutsam ist, möchte ich genauer betrachten, wie Kinder in ihrer Fähigkeit sich selbst zu beschützen und Gefahren auszuweichen bestärkt beziehungsweise geschwächt werden. Welche innerfamiliären interaktionalen Strukturen kann man ausfindig machen? Welche Funktion hat die Mutter-Kind-Interaktion in den ersten Lebensjahren, wenn die Gesellschaft im weiteren Sinne noch keine Bedeutung für das Kind hat? Ich möchte Erklärungen finden für die Entstehung von Aggression. Jedoch kann ich nicht alle existierenden Theorien zu diesem Thema, wie die Frustrations-Aggressions-Theorie, die lerntheoretisch-kognitiv orientierte Theorie, die Triebtheorie oder die Ethologische Aggressionstheorie, behandeln. Ich werde die Entstehung von Aggression aus bindungstheoretischem Blickwinkel betrachten und durch einen psychoanalytischen Ansatz ergänzen. Dass ich damit nicht alle möglichen Entstehungswege der Aggression abdecke, sei hier voraus geschickt.

Die Eltern-Kind-Bindung und ihre Implikationen für die kindliche Entwicklung sind also das Thema dieser Arbeit. Ich beschäftige mich hier mit den Grundlagen und neueren Entwicklungen der Bindungstheorie und hoffe dadurch neue Einsichten und Ideen für den pädagogischen Umgang mit Kindern mit Verhaltensstörungen zu finden.

Aggressive Kinder

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