Читать книгу Sterben mit oder ohne Gott? - Käthy Hess-Widmer - Страница 4
ОглавлениеVorwort
Weiß ich, dass es ein Leben aus dem Geistigen/Ewigen gibt, das meine Seele nährt, führt und glücklich machen will? Oder kenne ich nur die materielle Welt, wie ich sie hier erfahre und lebe? Bin ich damit restlos zufrieden oder fehlt mir etwas, das ich im Augenblick vielleicht noch nicht benennen kann?
Damit wir diese Kernfrage beantworten können, müssen wir einmal wenigstens erlebt haben, was es mit uns macht, wenn wir tief im Herzen angerührt werden. Nicht bloß angerührt von der weltlichen Liebe und Freude, sondern angerührt von einer viel tieferen Herzenswärme, die man kaum in Worte fassen kann. Man kann sie nur erfahren.
Wir sind nicht andere in dem Moment, wenn unsere irdische Zeit abgelaufen sein wird. Wir werden alle einmal so ins Sterben hineinkommen, wie wir gelebt und miteinander umgegangen sind. Im Sterben kommt die Summe unseres Lebens zum Tragen. Das lehrt mich meine Erfahrung an den Sterbebetten.
Sterben hat viel mit Versöhnung zu tun. Nicht nur lässt sich ruhiger sterben mit einem guten, aufgeräumten Gewissen; es lässt sich auch viel freudiger leben, wenn wir mit unserem Schöpfer, unserem Umfeld und mit uns selbst in Frieden sind.
Ein guter und ehrlicher Mensch weiß, dass er sich trotz all seiner Bemühungen immer wieder schuldig macht. Es geht gar nicht anders, da wir nebst vielen guten Eigenschaften auch unzählige Mängel in uns tragen, die wir aus unserer Ahnenkette als Erbe in diese Welt mitgebracht oder die wir uns selbst angeeignet haben.
Glücklich der Mensch, der früher oder später in sich die Sehnsucht nach Umkehr verspürt! Das Thema der Versöhnung auf allen drei Ebenen (Gott – Mitmensch - sich selbst) wird ihm wichtig werden.
Wer es wagt, diesen Weg unter seine Füße zu nehmen, wird mit Freuden feststellen, dass er seine täglichen Arbeiten bewusster und auch liebevoller angeht und ein hörendes Ohr bekommt für die vielfältigen Anliegen der Mitmenschen. Unter vielen anderen Eigenschaften wird ihm echte Empathie heranwachsen.
Der arrogante Mensch hingegen sieht das anders. Er ist der festen Überzeugung, dass er alles gut und richtig macht. Er erkennt eigene Schuld kaum an und ist durch seine Arroganz dafür blind geworden. Er sucht den Fehler stets bei den anderen. Wir kennen dieses Verhalten, da die Arroganz mehr oder weniger leider auch Teil von uns allen ist.
Meine Begleitungen am Bett sterbender Menschen laufen parallel mit den Erfahrungen meiner ganzheitlichen Massage. Meine treue Freundin sagte mir vor 35 Jahren:
„Lehre die Menschen den Weg zu Gott, solange sie gesund sind! Wenn sie ins Sterben kommen, wird ihnen die Kraft für eine wahre Umkehr weitgehend fehlen.“
Ich nahm ihr Anliegen ernst. Sie werden das in meinem Erfahrungsbericht sehen.