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POLITIK

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»Politik ist ein schmutziges Geschäft«, »Politik wird in Parteien und Parlamenten gemacht«, »Politik ist alles, was nicht in deiner Wohnung passiert«, »Politik ›von unten‹ findet als Protest auf der Straße statt« – bereits diese kleine Auswahl von formelhaften Verständnissen von dem, was mit dem Begriff »Politik« gemeint sein kann, zeigt auf: Eine auch nur einigermaßen gesamtgesellschaftlich geteilte Definition von »Politik« kann wohl nicht angenommen werden. Mehr noch: »Das Private ist politisch.« Das, was dieser vor allem in der Frauenbewegung verbreitete Slogan ausdrückt, macht die Sache noch komplizierter. Er reißt die Auffassung ein, es ließe sich zwischen einer öffentlichen Sphäre der Politik und einer der Privatheit trennen.

Was nun? Vielleicht führt es weiter, einer Unterscheidung zu folgen, die in der Politikwissenschaft praktiziert wird: der zwischen »Politik« und dem »Politischen«. Bezeichnet »Politik« das gesellschaftliche Funktionssystem aus Parteien, anderen Organisationen, Parlament und Regierung, das letztlich einen Staat ausmacht, so zielt der Begriff des »Politischen« auf die politische Dimension des sozialen Mit-, Neben- und Gegeneinanders – auch im Alltag.

Wenn wir nun mit diesem Beitrag gerade auf das Verhältnis von Jugend und Politik blenden, dann erscheint ein enger Politikbegriff wenig angebracht: Im gesellschaftlichen Funktionssystem spielen Jugendliche kaum eine Rolle. Es ist in erheblichem Maße erwachsenendominiert. Zwar beziehen sich auch Jugendliche auf dieses System, etwa dann, wenn sie die Regierungen und Volksvertretungen dafür kritisieren, zu wenig gegen die drohende Klimakatastrophe oder rassistische Tendenzen in der Gesellschaft insgesamt und in staatlichen Behörden im Besonderen zu unternehmen. Selbst unmittelbar aktiv darin sind sie aber nur in wenigen Fällen; dies nicht nur, weil Jugendliche etablierte Positionen an den »Schalthebeln der Macht« noch nicht erreicht haben, sondern allein schon deshalb, weil das aktive und passive Wahlrecht dem einen Riegel vorschiebt. Aber auch ungeachtet dessen dürfte der Löwenanteil an politisch relevanten Erfahrungen von (jungen) Menschen in den Lebensvollzügen des Alltags gesammelt werden: beim (Nicht-) Mitbestimmenkönnen in Kita, Schule und Berufsausbildung, beim Agieren in Vereinen und Jugendarbeit, bei der Kommunikation auf Onlineplattformen; bei der Regelung von familiären Konflikten und Auseinandersetzungen zwischen Peers, beim Leben in Jugendkulturen sowie auf öffentlichen Straßen und Plätzen etc. Erst recht dort, wo es um Politik geht, die junge Menschen selbst betreiben, ist von Sphären wie den zuletzt genannten gar nicht abzusehen.

Und doch macht es wenig Sinn, sich angesichts dieser Breite der Erscheinungsweisen des Politischen in die Aussage zu flüchten: Letztlich ist alles politisch. Damit würde der Begriff des Politischen grenzenlos verwässert. Eine Alternative zu derartiger begrifflicher Ausuferung ist in Anknüpfung an das folgende Politikverständnis in Aussicht: Lässt sich Politik knapp als die Gesamtheit der Aktivitäten und Strukturen verstehen, die auf die Herstellung, Durchsetzung und Infragestellung von kollektiv verbindlichen Regelungen öffentlicher Belange ausgerichtet sind (vgl. auch Bundesministerium 2020), so ist das Politische als das begreifbar, was einerseits als Auswirkungen dieser Regelungen und Regelungsprozesse in den (alltäglichen) Lebensvollzügen der Menschen zutage tritt und was andererseits in ihren Impulsen zu kollektiv angestrebten Neuregelungen und neuen Thematisierungen besteht. Es handelt sich mithin um das Betroffensein von politischen Verhältnissen, etwa in Form von sozialer Ungleichheit, Lasten klimaschädlicher Produktion, Ungerechtigkeiten der Reichtumsverteilung, institutionellen Diskriminierungen etc., aber auch um die Entwicklung von Widerstand, Gegenwehr und überhaupt um Interessen, öffentlich relevante Sachverhalte mit zu beeinflussen.

Zugleich stellt sich mit einer solchen Feststellung auch die Frage nach Macht: nach dem Ausgesetztsein von Machtausübung, aus dem Betroffensein resultiert, genauso wie nach der Potenzialität machtvollen Mitmischens.

Nur dämlich, lustlos und extrem?

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