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PERSÖNLICHE KOMPETENZEN

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Die subjektive Erfahrungsverarbeitung wird zudem bestimmt von individuellen Fähigkeiten, die sich mit dem Begriff der Selbst- und Sozialkompetenzen fassen lassen: von der Sensibilität für die Wahrnehmung eigener Bedürfnisse und der Bedürfnisse anderer, von Empathievermögen, Impulskontrolle, Reflexivität, ausgebildeten Toleranzen gegenüber Frustrationen, Ambivalenzen und Ambiguitäten, Dialogfähigkeit, Fähigkeiten zu verbaler Konfliktregulierung u. Ä. m. Die eigene Lebenserfahrung lehrt diesbezüglich: Solche Kompetenzen sind weder angeboren noch fallen sie vom Himmel. Sie sind vielmehr Produkte der Erfahrungen, die jemand macht. Werden Erfahrungen gemacht wie selbstwirksam sein zu können, zugehörig zu sein, anerkannt und wertgeschätzt zu werden, Teilhabechancen zu erhalten, eigenes Handeln als sinnvoll zu erleben und sinnliche Bedürfnisse genussvoll befriedigen zu können? Und wird die Erfahrung gemacht, dies gemeinsam mit anderen sowie zugleich in Respekt wahrendem Austausch und verhandlungsbasiertem Abgleich mit ihnen umsetzen zu können? Erfährt die Person also solche Formen der Bedürfnisbefriedigung als funktional für die eigene Lebensgestaltung im Kontext kollektiver Lebensgestaltungspraxis? Oder macht sie die Erfahrung, dass eher rücksichtslose Selbstdurchsetzung, z. B. mittels Gewalt, »Treten nach unten«, und das Verfolgen von Partikularinteressen, z. B. nationalistische Vorteilsmaximierung, sie gesellschaftlich und persönlich voranbringt?

Im Übrigen hängt von den persönlichen Kompetenzen und zur Verfügung stehenden Ressourcen zur Einordnung von Erfahrungen sowie zur Artikulation gesellschaftlicher Interessen auch ab, inwieweit politische Anliegen überhaupt als solche begriffen und dann auch entsprechend geäußert werden. Dasselbe gilt dafür, inwieweit soziales Engagement in den kleinen Lebenswelten des Alltags, etwa wechselseitige Unterstützung in der Nachbarschaft, Aktionen zum Erhalt einer sauberen Umwelt oder Mitgestaltungen des kulturellen Lebens vor Ort bzw. in jugendkulturellen Szenen, überhaupt als politisch verstanden werden und damit auch bei quantitativen Befragungen Eingang in die Antworten finden. Gerade bei eher bildungsungewohnten Jugendlichen aus unteren Schichten bleibt das Politische ihrer sozialen Zusammenhänge und Vollzüge hinter einem engen Politikbegriff oft verborgen und kommt in Fragebogenstudien nicht explizit zum Vorschein.

Nur dämlich, lustlos und extrem?

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