Читать книгу Nur dämlich, lustlos und extrem? - Kurt Möller - Страница 24
FAZIT UND PERSPEKTIVEN
ОглавлениеJugend macht Politik. Sie macht sie, wenn sie sich aktiv einmischt. Sie macht sie aber auch, wenn sie Politik Politik sein lässt und dort den Dingen ihren Lauf lässt. »Man kann nicht nicht kommunizieren« – so heißt ein berühmt gewordenes Axiom des bekannten Kommunikationswissenschaftlers und Psychotherapeuten Paul Watzlawick (vgl. z. B. Watzlawick 2016). In analoger Weise ließe sich formulieren: »Man kann nicht nicht politisch sein.« Politisch zustande gekommene Regelungen öffentlicher Belange betreffen jede*n. Manche davon selber mitbewirkt zu haben oder gegen sie lautstark und demonstrativ aufzubegehren, ist nicht politisch relevanter, als sie zu akzeptieren und sich mit ihnen abzufinden. Letzteres allerdings führt auf Dauer in Machtlosigkeit: Wer nichts macht, nutzt seine Macht nicht; jene Macht, die potenziell darin liegt, sich im oben erwähnten Sinne Hannah Arendts »mit anderen zusammenzuschließen und im Einvernehmen mit ihnen zu handeln«.
Wenn wir politische Entscheidungen demokratisch treffen wollen, ist breite politische Beteiligung vonnöten, also ein Politikmachen und Macht nutzen im Sinne Hannah Arendts. Daher sind für den Bestand und die Weiterentwicklung von Demokratie Antworten auf die Frage unabdingbar, wie Mitsprache, Mitentscheidung und Mitwirkung für alle, insbesondere aber für die nachwachsenden Generationen, befördert werden können – auch gerade bei jenen, die von Politik Abstand halten und Demokratie mit Teilnahmslosigkeit oder Misstrauen begegnen. Dafür müssen Lebensgestaltungsoptionen weiter geöffnet werden, damit diese dann auch in Demokratiegestaltung münden können. Erweiterte Möglichkeiten dazu, weitgehend selbst über die persönlichen Lebensbedingungen verfügen und die dafür zu treffenden Entscheidungen mit anderen Menschen diskursiv abstimmen zu können, befördern demokratische Mitwirkung. Der neueste Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung unterbreitet dazu eine Reihe von Vorschlägen für unterschiedliche gesellschaftliche Sphären und im Schwerpunkt für bedeutsame Bildungsbereiche, in denen sich junge Leute bewegen (vgl. Bundesministerium 2020). Wer sich nicht durch den über 600 Seiten starken Berichtsband quälen will, findet auch im vorliegenden Buch einige Hinweise. Hier kommen sie nicht von titelgeschmückten und mit institutionellen Weihen versehenen Expert*innen, sondern von jungen Leuten selbst. Sie erzählen ihre eigene Geschichte, wie sie Politik für sich entdeckt haben. Die Vielfältigkeit, in der sie dies getan haben und weiterhin tun, zeigt auf, dass Politik(machen) beim Nachrichten gucken oder beim Wählen und Gewähltwerden weder anfängt noch aufhört.
1 Lorena (17) in diesem Band.