Читать книгу Nur dämlich, lustlos und extrem? - Kurt Möller - Страница 16
POLITISCH-SOZIALES ENGAGEMENT
ОглавлениеHinsichtlich der Bedeutungseinschätzung politischen Engagements haben die weiblichen Befragten im Laufe der Jahre aufgeholt: Mit der Einschätzung, solches Engagement sei »wichtig«, liegen sie mit ihren Altersgenossen gleichauf (jeweils 34 %; ebd., 116). In der Höhe der prozentualen Zustimmungen zu den Werten »sich unter allen Umständen umweltbewusst verhalten« und »sozial Benachteiligten helfen« liegen sie sogar deutlich vor den gleichaltrigen männlichen Befragten (»umweltbewusst verhalten«: 77 % (w.) : 66 % (m.); »Benachteiligten helfen«: 67 % (w.) : 56 % (m.); ebd.).
Unterschiede zeigen sich bei diesen Haltungen aber auch schichtspezifisch: Umweltbewusstes Verhalten und Hilfe bei sozialer Benachteiligung zu leisten finden eher Jugendliche aus den oberen Schichten wichtig. Noch deutlicher fallen in dieser Hinsicht die Differenzen bei der Bedeutungszuweisung eigenen politischen Engagements aus: »Sich politisch engagieren« – dies ist für fast die Hälfte der Jugendlichen aus der oberen Schicht, aber nur rund ein Viertel der jungen Leute aus den unteren Schichten wichtig (vgl. ebd., 122 f.).
Selbst politisch oder sozial engagiert sind bei den 12- bis 25-Jährigen insgesamt 36 % oft, 33 % gelegentlich und 31 % nie. Auch hier zeigt sich, dass die Höhe der Herkunftsschicht und die Höhe des Bildungsniveaus (letztgenanntes allerdings nur leicht) positiv auf die Engagementintensität Einfluss nehmen.
Das Engagement selbst wiederum erstreckt sich inhaltlich vorrangig auf die Durchsetzung der Interessen von Jugendlichen, auf Einsatz für sinnvolle Freizeitgestaltung und auf Umwelt- und Tierschutz (vgl. ebd., 98 ff.). Das meiste davon erfolgt in alltäglichen Zusammenhängen durch persönliche Aktivität (bei 39 %), Mitarbeit in Vereinen (bei 37 %) oder in Form (hoch) schulischen Engagements (bei 26 %; ebd., 101). Jugendliche tragen aber auch ganz wesentlich soziale Bewegungen und politischen Protest. Aktivitäten in und Bezugnahmen auf Aktionsformen wie etwa Fridays for Future, Ende Gelände oder Black Lives Matter prägen ihre politische Sozialisation und ihr politisches Lernen (vgl. auch Bundesministerium 2020). In welcher Form dies geschieht, zeigen nicht zuletzt einschlägige Interviews zu solchem Engagement in diesem Band.