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Troja und Heinrich Schliemann

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Herakles und der nemeische Löwe, Theseus und das Labyrinth, die Irrfahrten des Odysseus und der einäugige Polyphem. Die Sagen des klassischen Altertums sind fast so bekannt wie Grimms Märchen. Man stelle sich nun vor, ein Wissenschaftler würde beschließen, anhand der von den Brüdern Grimm überlieferten Geschichte über Hänsel und Gretel das darin erwähnte Hexenhaus zu suchen. Ja, genau … Ganz ähnliches mussten die Altertumswissenschaftler des späten 19. Jahrhunderts gedacht haben, als Heinrich Schliemann (1822–1890) sich auf den Weg in die Türkei machte, um das sagenhafte Troja zu finden, laut antiker Überlieferung (Homer) Zentrum eines mythischen Krieges.

Schliemann wollte an dem Ort sein, an dem Helden in Streitwagen über die staubige Ebene fegten, Achilleus gegen Hektor kämpfte, antike Götter fleißig mitmischten – alles wegen eines Prinzen namens Paris und einer Fürstengattin namens Helena. Verständlicherweise erntete Schliemann nur Kopfschütteln, wurde bestenfalls milde belächelt. Aber er hatte Erfolg. Mit ziemlicher Sicherheit ermittelte er tatsächlich den in der Sage vom trojanischen Krieg beschriebenen Ort (auch wenn inzwischen kein Historiker mehr davon ausgeht, dass die Auseinandersetzung so, wie bei Homer beschrieben, tatsächlich stattgefunden hat). Später spürte Schliemann mithilfe der griechischen Sagenwelt unter anderem den Herrschaftssitz des Agamemnon in Mykene auf, wandelte auf den Spuren des Odysseus und lokalisierte den Palast des greisen Nestor. Ob die Helden der griechischen Bronzezeit wirklich existierten, wird nicht mehr zu klären sein, jedoch erwies sich die Übereinstimmung zwischen den überlieferten Sagen und den tatsächlichen topographischen Gegebenheiten und Gebäuderesten als erstaunlich hoch.

»Mein fester Glaube an Homer und die Tradition ist nie von der modernen Kritik erschüttert worden, und diesem Glauben verdanke ich die Entdeckung Trojas.«

Heinrich Schliemann

Schliemann war der festen Überzeugung, genau da zu stehen, wo Achilleus Hektor tötete und dessen Leichnam an seinen Streitwagen band (und später in Mykene genau dort, wo Agamemnon im Bad von seiner Gattin gemeuchelt wurde). Heute wissen wir, dass er sich bei der chronologischen Abfolge der Schichten in Troja vertan hat. Er identifizierte nicht die Lage, auf der zeitlich der trojanische Krieg anzusiedeln wäre. Und die Goldmasken aus Mykene stellten nicht das Antlitz des Agamemnon und seiner Zeitgenossen dar. Aber dies soll Schliemanns Verdienst nicht schmälern, diverse Orte aus dem homerischen Sagenkreis lokalisiert zu haben.

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