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Wo den Spaten ansetzen?

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Mit dem Begriff ›Archäologie‹ verbinden sich meist Bilder von berühmten Bauten oder Kunstwerken. Aber nicht nur sie sind das Ziel der Forschung, sondern auch (noch) unbekannte Orte, die wir bislang lediglich aus alten Texten kennen. Die geschichtliche Überlieferung berichtet beispielsweise von zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen, welche ironischerweise einen Teil des Grundgerüsts bilden, mit dem noch in der Gegenwart Schülergenerationen malträtiert werden – wer kennt es nicht, das berühmte »333: Issos Keilerei!«. Ähnlich bekannt ist die Varusschlacht im Teutoburger Wald im Jahr 9 n. Chr. Antike Quellen bezeugen das Ereignis und seine weitreichenden Folgen für die Germanienpolitik des römischen Reiches. Dass die Schlacht tatsächlich stattgefunden hat, ist nicht zuletzt durch den Grabstein eines römischen Gefallenen im Rheinischen Landesmuseum Bonn belegt. Bis heute ist es allerdings nicht gelungen, den genauen Ort zu identifizieren. Das mag zum einen daran liegen, dass die Kampfhandlungen sich wohl über mehrere Tage hinzogen. Zum anderen aber sind die antiken Quellen meist zu unpräzise, weswegen man in jüngster Zeit etliche Orte favorisierte, um sie kurz darauf wieder zu verwerfen.

Die Gratwanderung zwischen belastbarer Erkenntnis und Wunschdenken ist immer schmal. Eine auf antiken Mythen basierende Methode der Auffindung von historischen Orten etwa muss mit äußerster Vorsicht angewendet werden und sollte sich stets auf das wissenschaftlich tatsächlich Beweisbare beschränken.

Aus dem Neuen Testament ist eine Fülle an Orten und Ereignissen überliefert, die das Leben Jesu beschreiben. In dem Fall korrelieren einzelne Fakten mit unabhängigen Quellen lateinischer Autoren, die frei von jedem Verdacht sind, dem Christentum nahezustehen. Die Person des Jesus wird erwähnt, ebenso der Statthalter Pontius Pilatus und nicht zuletzt die Tatsache, dass Ersterer gekreuzigt wurde. Und tatsächlich ist es vor Ort in Israel möglich, zumindest näherungsweise die einzelnen Ereignisse zu lokalisieren, die Wege Jesu bis zu dessen Hinrichtung in Jerusalem zu rekonstruieren.

Als recht verlässlich erweisen sich antike Texte, deren Verfasser einen neutralen und wissenschaftlichen Stil pflegen. Chronologisch sind sie der römischen Kaiserzeit zuzuordnen. Dem aus Griechenland stammenden Autor Pausanias verdanken wir eine Art Reiseführer durch sein antikes Heimatland; er beschreibt mal mehr, mal weniger detailreich die wichtigsten Stätten, deren Tempel und weitere Gebäude. Daraus resultiert unter anderem eine genaue Bestandsaufnahme der Bauten des im gesamten Mittelmeerraum berühmten Olympia, Geburtsstätte der antiken und schließlich der modernen Olympischen Spiele. Die Anlage war also theoretisch seit Jahrhunderten bekannt, allerdings blieb es Archäologen des 19. Jahrhunderts vorbehalten, sie beinahe vollständig freizulegen und die Grundmauern der einzelnen Gebäude anhand der erwähnten Beschreibungen des Pausanias zu identifizieren. Es stellte sich heraus, dass diese erstaunlich präzise waren.

Dies waren nur ein paar wenige Beispiele dafür, wie Archäologen auf der Basis einer literarischen Überlieferung nach etwas Bestimmtem suchen – Pompeji ist ein ähnlicher Fall, das haben wir schon gesehen.

Archäologie. 100 Seiten

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