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Die goldene Zeit spektakulärer Funde

Die populärwissenschaftliche Literatur zur Geschichte der Archäologie konzentriert sich verständlicherweise auf spektakuläre Funde und Grabungsstätten – ein paar von ihnen wollen auch wir uns im Folgenden näher ansehen. Aber warum erfolgte vor allem im 19. Jahrhundert ein wahrer Sturm auf Hinterlassenschaften untergegangener Kulturen? Schließlich waren die Quellen, zum Beispiel zu Griechen und Römern, seit dem Mittelalter bekannt und deren Rezeption bei Buchgelehrten eine Selbstverständlichkeit. Warum interessierte man sich nun plötzlich für das Forum Romanum, das jahrhundertelang als Steinbruch für umliegende Häuser gedient hatte und einer Müllkippe glich?

In den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts entwickelte sich parallel zum Barock mit seinem üppigen, prunkvollen Stil zunehmend eine neue Stilrichtung, die nüchterne, klarere Linien bevorzugte und sich daher eindeutig an Vorbildern des klassischen Altertums orientierte. Fortan glichen die Bauten mit ihren Säulenfronten griechischen Lang- und Rundtempeln, replizierten nicht selten ein singuläres Element, wie die Kuppel des Pantheons in Rom. Einen wahren Schub erhielt der Klassizismus mit den in der Mitte des 18. Jahrhunderts einsetzenden Ausgrabungen in Herculaneum und Pompeji. Nun spätestens etablierte er sich als alleinige Stilrichtung, der Barock verschwand weitestgehend.

In dieser Zeit sorgte im deutschsprachigen Raum ein Bibliothekar für Furore: Johann Joachim Winckelmann (1717–1768), der als Begründer des Klassizismus gilt. Seine Abhandlung Gedanken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst erschien 1755 und hat die Rezeption antiker Kunst durch eine völlig neue Sichtweise nachhaltig beeinflusst. Nie machte Winckelmann einen Hehl daraus, dass die Kultur des antiken Griechenland in seinen Augen von herausragender Bedeutung sei. Weniger enthusiastisch beurteilte er die römische Kunst. Ironischerweise basierten seine Ausführungen ausgerechnet auf römischen Kopien griechischer Kunstwerke, nicht etwa auf Originalen. Lange Reisen führten ihn nach Italien, wo er in allen wichtigen Städten Material für seine Schriften sammelte. Geheimnisumwoben ist sein Tod. In Triest wurde er von dem vorbestraften Koch Francesco Arcangeli erstochen (ob die Tathintergründe erotischer Natur waren, konnte nie zweifelsfrei geklärt werden).

»Es kann leichter von der Schönheit gesagt werden, was sie nicht ist, als was sie ist; und es verhält sich einigermaßen mit der Schönheit und ihrem Gegenteile, wie mit Gesundheit und Krankheit: diese fühlen wir und jene nicht.«

Johann Joachim Winckelmann

Archäologie. 100 Seiten

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