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Ein echter Sensationsfund

Im Frühjahr des Jahres 1996 nahte die Woche meines größten mutmaßlichen Triumphes als Archäologe. Nach jahrelanger Vorbereitung hatte unser Institut eine Vereinbarung mit der tunesischen Antikenbehörde für ein Forschungsprojekt in Dougga treffen können – es liegt ca. 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Tunis und wird gern als das Pompeji Nordafrikas bezeichnet. Wir erhielten die Erlaubnis, mehrere wichtige Gebäude aus der Zeit der Numider und Römer (300 v. bis 300 n. Chr.) zu untersuchen.


Die so genannten Karyatiden auf der Athener Akropolis zählen zu den berühmtesten archäologischen Objekten der Welt – wir werden ihnen in diesem Buch noch begegnen

Im Laufe der Forschungsarbeiten wurde uns gestattet, mitten im Hof des Concordiatempels eine Grabung durchzuführen – eine geradezu spektakuläre Perspektive. Die Stelle schien vielversprechend, denn der Platz lag direkt oberhalb einer Ansammlung von Mauerzügen vorrömischer Wohnhäuser. Wir vermuteten also in der Tiefe ähnliche Strukturen aus Stein, Fußböden mit Mosaiken, dazu Keramik, Knochen, Münzen. Neue Erkenntnisse zur nur wenig erforschten numidischen Architektur erwarteten uns. Geplant war eine Schnittgrabung von zwei Metern Breite und 16 Metern Länge. Ihre Position war sorgfältig mit einem Theodoliten eingemessen, danach das Gelände sorgfältig von Unkraut befreit worden. Die endgültige Tiefe ließ sich nicht bestimmen und sollte am felsigen Boden enden.

Man muss sich den Beginn eines solchen Vorgangs in etwa vorstellen wie den Stapellauf eines neuen Schiffes, Sektflasche inklusive. Die gesamte Gruppe stand in feierlichem Ernst um zwei tunesische Grabungsarbeiter und mich versammelt und wartete auf das Startzeichen. Dann endlich war es soweit, die Hacken und Schaufeln trugen das Erdreich im abgesteckten Bereich in Schichten von jeweils 20 Zentimetern ab; auf diese Weise arbeiteten wir uns von Nord nach Süd vor, kehrten zum Ausgangspunkt zurück und begannen mit der nächsten Lage. Das Erdreich wurde durch ein Sieb geschüttet, damit kein noch so kleiner Fund übersehen werden konnte. Es tauchten ein paar Scherben auf, ab und zu der Ring einer Getränkedose oder ein Fetzen Plastik. In 50 Zentimetern Tiefe endlich zeichnete sich scheinbar die obere Kante einer Mauer ab, mehrere Steine bildeten eine gerade Linie. Das Team schien also mit seiner Vermutung richtig gelegen zu haben, dass sich hier alte numidische Häuser verbargen!

Wir setzten unsere Arbeit fort, trugen weiteres Erdreich ab, mussten zu unserer Enttäuschung feststellen, dass der angebliche Mauerzug aus drei zufällig aneinandergereihten Steinen bestand, und – ich will es kurz machen – fanden bis zum gewachsenen Erdreich … nichts. Absolut nichts.

Archäologie kann fies sein. Aber auch unglaublich faszinierend – auf den folgenden Seiten werden Sie vielen Facetten begegnen: Lassen Sie sich überraschen!

Archäologie. 100 Seiten

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