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Die Akropolis von Athen

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Die mitten in Athen auf einem Felsen aufragende Akropolis kann auf eine wechselvolle, dramatische Geschichte zurückblicken. Besiedelt war der Ort vermutlich seit der Jungsteinzeit. Im 2. Jahrtausend v. Chr. thronte hier der Herrscher über Athen und die Umgegend, der Berg wurde zur Festung ausgebaut. In archaischer Zeit verlor die Akropolis diese Funktion und wurde zu einem heiligen Bezirk umgestaltet. Die heute das Bild wesentlich prägenden Tempel entstanden ab der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. unter Perikles. Die Akropolis wurde im Laufe der Geschichte von Römern bzw. Byzantinern, Franken und Osmanen okkupiert, dabei durch weitere Bauten ergänzt oder in den bestehenden umfunktioniert. Mit der Unabhängigkeit Griechenlands 1832 erhielt der Ort endlich den Status einer archäologischen Stätte. Die Gebäude aus byzantinischer, fränkischer und osmanischer Zeit wurden rigoros abgetragen, wobei man vor dem Dilemma stand, historische Hinterlassenschaften zu vernichten, um die klassische Akropolis weitestgehend freizulegen und zu rekonstruieren. Die Tatsache, dass bei diesen Arbeiten sehr viele Statuen aus archaischer Zeit und, beim Abtragen der Festungsmauer, gleich ein ganzer klassischer Tempel der Nike zurückgewonnen werden konnten, mag diese Vorgehensweise entschuldigen.

Das berühmteste Gebäude der Akropolis ist der Parthenon, ein monumentaler Tempelbau, errichtet anlässlich des Sieges über die Perser. Seine wechselvolle Geschichte ist symptomatisch für viele antike Gebäude, sein Untergang und seine Wiederauferstehung ebenso. Der Tempel hatte die Wirren der Spätantike recht gut überstanden, wurde im 6. Jahrhundert in eine Kirche umfunktioniert, im Mittelalter in eine Moschee. Im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen mit der Republik Venedig nutzte man den Bau als Munitionslager. Prompt jagte 1687 ein Soldat das herrliche Gebäude mit nur einer Gewehrkugel in die Luft. Damit nicht genug. Später verhielt sich der britische Diplomat Thomas Bruce, der siebte Earl of Elgin, wenig diplomatisch. Als Gesandter am Hof des Sultans des osmanischen Reiches holte er die Erlaubnis ein, Grabungen zu wissenschaftlichen Zwecken durchführen zu dürfen. Diese nutzte er dann, um im beginnenden 19. Jahrhundert durch illegales Abtransportieren von Kunstwerken seine privaten Sammlungen aufzuhübschen. Nicht wenige Teile des Parthenons (und des Erechtheions sowie des Nike-Tempels) bot er dem British Museum zum Kauf an, wo man sie noch heute besichtigen kann. Seitdem streiten Griechenland und England über die Rückgabe der Stücke. Lord Elgin allerdings erfuhr die gerechte Strafe für sein rücksichtsloses Verhalten, das schon Zeitgenossen heftig kritisierten: Seine Frau brannte mit einem anderen durch, er selbst starb völlig verarmt.

Die Geschichte des Parthenon ist damit aber nicht zu Ende. Im Zuge von Restaurierungsmaßnahmen in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts, bei denen man ungeeignetes Material zum Klammern der Blöcke verwendete, wurde der Marmor weiter geschädigt. Seit nun fast 40 Jahren läuft ein aufwendiges Programm, um nicht nur den Parthenon, sondern alle Gebäude der Akropolis bestmöglich zu konservieren, Fehler früherer Maßnahmen zu korrigieren und das gesamte Areal vollständiger aufzubauen als jemals zuvor in der Neuzeit.

Archäologie. 100 Seiten

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