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Geheimdienste

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Der Sekretär des Kardinalpräfekten der Glaubenskongregation, Benito della Scalci, bereitete den kleinen Konferenzraum vor, der unmittelbar an das Büro von Kardinal Stefano Tabori angrenzte. Lange überlegte er, ob es klug war so viele Leute hinzuzuziehen, vor allem Externe, die nicht einmal Katholiken waren, aber natürlich hatte seine Eminenz, der Kardinal, wie immer recht. Die Ereignisse in Armenien würden sie sowieso nicht mehr lange geheim halten können. Es wussten schon zu viele davon, auch wenn der Erzbischof der Provinz Sjunik sofort zu ihnen gekommen war und ihnen glaubhaft versichert hatte, dass es außerhalb der beiden Kirchen niemanden gab, der von den Ereignissen etwas mitbekommen hatte. Das wiederum glaubte Benito della Scalci keinesfalls, ja er hielt diese Einstellung sogar für ziemlich naiv. Immerhin hatte die Glaubenskongregation jahrhundertelang Erfahrung mit Dingen, die geheim gehalten werden mussten, weil sie verboten waren, weil ihr Gedankengut anders war und gegen die herrschende Meinung verstieß. Er fand es zutiefst beunruhigend, dass die Fremden es geschafft hatten in das gut gesicherte Netz der Glaubenskongregation einzudringen und sämtliche Informationen über sich zu löschen, regelrecht auszuradieren, ohne auch nur die geringste Spur zu hinterlassen. Nicht einmal die Geheimdienste der großen Nationen hätten das Zuwege gebracht.

Nun hatten sie nur noch ein paar Aufnahmen, vereinzelter ziemlich reißerisch geschriebener Reportagen irgendeines armenischen Käseblattes, deren Redaktion nicht so stark mit dem World Wide Web vernetzt war und das vor Ort noch eine gewöhnliche Druckerpresse für Papiererzeugnisse betrieb. Erstaunlich in der heutigen Zeit, war das doch ein eklatanter Verstoß gegen die Umweltcharta von 2070, aber wer würde das schon ahnden. Die Industrienationen hatten Bedeutenderes zu tun, als sich um jeden unwichtigen Kleinstaat zu kümmern, der sich nur bedingt an die Regeln hielt. Zum Glück glaubte diesen Pseudozeitungen sowieso keiner, nur die ewig gleichen Spinner, die angeblich schon einmal Außerirdische gesichtet hatten. Aber das war belanglos.

Der Sekretär schüttelte unwillig den Kopf. Wenn es nach ihm ginge, dann würde die Welt anders aussehen, aber es ging leider nicht nach ihm. Er seufzte verhalten und kontrollierte noch einmal das Mediensystem, das sie mittlerweile völlig von der Außenwelt abgeschottet hatten, aus Angst, dass auch ihre Aufzeichnungen verschwinden würden.

Aber andererseits, wären diese wenigen gedruckten Berichte nicht gewesen, hätte der Heilige Stuhl vielleicht zu der Annahme kommen können, dass sich die Glaubenskongregation da etwas eingebildet hatte und es lediglich als Werkzeug benutzten wollte, innerhalb der Kirche die Notwendigkeit ihrer Einrichtung zu rechtfertigen. Nicht auszudenken, wenn der Glaubenskongregation solche derart ketzerischen Gedanken nachgesagt werden würden. So hatten sie wenigstens ein paar gedruckte Bilder von den Fremden als Beweis gehabt.

Benito della Scalci betrachtete die Fotografien von der liederlich gekleideten Frau und den seltsamen Modelmännern. Diese Fotos waren alles, was sie hatten, der Rest war aus dem Xnet verschwunden und selbst von den Endgeräten gelöscht worden, wie auch immer die das gemacht hatten. Nur das Konterfei des anderen Fremden der sich Ramirez Estar nannte und dem sie nun schon eine Weile folgten, seit die armenischen Glaubensbrüder sie um ihre Hilfe gebeten hatten, war überall im Netz noch zu finden. Daraus schloss Benito della Scalci, dass der Mann nicht zu der anderen Gruppe gehörte, ja vielleicht sogar von denen gesucht wurde, aber das hatte er bisher für sich behalten. Es war nicht seine Aufgabe die Ermittlungen zu führen und er würde sich hüten, sich einzumischen. Das Thema war einfach nur noch beängstigend und sie mussten dringend etwas dagegen tun, aber alleine würden sie das nicht schaffen, dieses Mal nicht. Es war abzusehen, dass das zu einer der größten Krisen für die römisch-katholische Kirche seit Gedenken werden konnte.

»Der Kardinal hat wie immer recht«, mit diesem Gedanken beendete Benito della Scalci seine Grübeleien. Es war besser das Ganze nach den Vorstellungen von "wahren" Christen zu steuern, bevor das andere für sie taten. Noch konnten sie regulierend eingreifen und schließlich war es eminent wichtig, dass sie als Erste mit dem Fremden sprechen konnten, sobald sie ihn und die anderen drei Seltsamkeiten gefasst hatten.

Ein letztes Mal ließ er seinen Blick über den langen Tisch aus feinstem Kirschholz streichen, um zu prüfen, ob auch wirklich alles am richtigen Platz lag. Benito della Scalci war ein Perfektionist, manche bezeichneten ihn auch als Pedanten, aber das machte ihn so besonders wertvoll für seinen kirchlichen Vorgesetzten und es war der Grund gewesen, warum Kardinal Stefano Tabori ihn ausgewählt hatte. Das und sein Geschick dafür, Dinge unauffällig zu erledigen, die nicht für Jedermanns Ohren und Augen bestimmt waren.

Sein Visifon klingelte. Er zog es unter seiner Soutane hervor und hob nach einem kurzen Blick auf die Rufnummer ab.

»Ja? … Ich komme gleich. Ich hole sie persönlich.«

Die Gäste waren angekommen und durch den Sicherheitscheck an der Pforte gegangen. Benito della Scalci freute sich nicht besonders auf die Amerikaner, sie waren in seinen Augen allesamt Ketzer. In früheren Zeiten hätte die Kirche sie verbannt oder verbrannt und wenn es nach ihm ginge, dann würde nur das Kirchenrecht des Vatikanstaates gelten, in allen christlichen Ländern, aber das behielt er lieber für sich. Insgeheim beneidete er ein wenig die islamischen Staaten, die sich schon vor Jahrzehnten dazu bekannt hatten ihre Religion vor alles andere zu stellen, aber das würde er natürlich niemals laut sagen. Das war wirklich ein unpopulärer Gedanke. Selbst sein Kardinal hätte für derlei rückständiges Gedankengut kein Verständnis. Allerdings würde das so manches erleichtern, fand er. Das Verbrüderungsgetue mit der CIA zum Beispiel, diese Konferenz heute, die wäre dann nicht nötig gewesen.

Mit raschen Schritten ging er den langen Flur entlang, zur großen Treppe, die zum Haupteingang hinunterführte und eilte mit einem übertrieben freundlichen Lächeln auf die Gäste zu.

»Ich bin Benito della Scalci, Sekretär seiner Eminenz Kardinal Stefano Tabori. Herzlich Willkommen in unseren bescheidenen Räumen.«

Die drei Männer und die Frau sahen dem Geistlichen erstaunt entgegen, der mit ausgebreiteten Armen auf sie zustürmte. So einen herzlichen Empfang hatten sie nicht erwartet. Kurz schüttelten sie die dargebotene Hand, obwohl sie sich nicht sicher waren, ob das üblich war. Die mächtigen Mauern des alten Palastes in dem das Sanct Ufficium schon seit Jahrhunderten untergebracht war, waren beeindruckend. Die Wände schienen zu triefen von den tiefgreifenden Entscheidungen jener Zeit, die zwischen ihnen getroffen worden waren. Sie konnten den Einfluss, den die Glaubenskongregation innerhalb der katholischen Kirche hatte, förmlich riechen. Die CIA war immer gut informiert über das was auf der Welt vorging, und auch über das, was sich innerhalb der Mauern der allzu mächtigen römisch-katholischen Kirche tat.

»Ich bin Major Eleanor Hunt und das sind Leutnant Eric Stiegman und Leutnant Joe Falter.«

Die Frau hatte eine angenehme, wohlklingende Stimme. Trotzdem war Benito della Scalci etwas irritiert, dass ausgerechnet eine Frau die Ranghöchste in diesem Team war. Es brachte ihn ein wenig aus dem Takt, aber er fing sich schnell wieder.

»Bitte, folgen Sie mir.« Sagte er knapp und ging voran, die breite steinerne Treppe hinauf und dann den langen Flur entlang, bis zum Konferenzraum. Er verstand nicht, warum Stefano Tabori unbedingt in ihren allerheiligsten Räumen tagen wollte. Unten, neben dem Foyer gab es genug Konferenzräume, die allesamt ebenso gut geeignet gewesen wären und die sie auch vom Xnet hätten isolieren können.

Immerhin war die Frau schicklich gekleidet. Er warf einen verstohlenen Blick auf die drei Besucher, die ihm mit ernsten Mienen folgten. Die Majorin trug ein dunkelblaues Kostüm mit einem knielangen Rock und einer hochgeschlossenen, weißen Bluse. Ihre beiden Begleiter waren mit einem dunklen Anzug aus feinstem Tuch bekleidet, die Jacketts geschlossen über sauber gebügelten Hemden. Die "Virginian Farmboys", wie die CIA-Agenten auch oft scherzhaft genannt wurden, hatten offenbar Geld um sich so gut ausstatten zu können. Er vermerkte das in seinem Gedächtnis.

»Bitte, hier hinein.« Benito della Scalci wies mit einer knappen Geste auf die Tür zu dem Konferenzraum.

Major Eleanor Hunt nickte ohne die Miene zu verziehen. Ihr war sofort aufgefallen, dass der Sekretär des Kardinals ein Problem mit Frauen hatte. Aber was hatte sie auch anderes erwartet. Immerhin war die römisch-katholische Kirche ein reiner Männerverein und daran würde sich wohl in tausend Jahren nichts ändern. Nicht ihr Problem! Sie wollte nur wissen was so geheimnisvoll war, dass jemand von der CIA persönlich hierherkommen musste, in das Allerheiligste des Vatikanstaates.

Sie betraten den geschmackvoll eingerichteten Raum durch die mit Schnitzereien verzierte schwere Tür. Die Wände waren mit dunklem Holz getäfelt und mit erlesenen Möbeln ausgestattet. Hohe Fenster ließen Licht herein, das von schweren Vorhängen aus Samt gefiltert wurde. In einer der Wände war ein Mediensystem eingelassen, das keine Wünsche offenließ. Auf den ersten Blick erkannte sie, dass es das Neueste vom Neuesten war. Auch ihren beiden Begleitern war das aufgefallen, sie sahen etwas überrascht aus.

Benito della Scalci registrierte mit Genugtuung, dass die CIA-Abgesandten beeindruckt waren. Er wies auf die Plätze auf der linken Seite des großen Konferenztisches.

»Bitte nehmen Sie Platz. Die anderen Teilnehmer sind bereits auf dem Weg hierher. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«

»Für mich nicht, danke.« Major Eleanor Hunt schüttelte den Kopf. Auch ihre beiden Begleiter wollten ebenfalls nichts, sondern setzten sich schweigend auf ihre Plätze. Die Majorin setzte sich daneben, während Benito della Scalci noch einmal die Einstellungen des Mediensystems kontrollierte.

Wenige Minuten später ging die Tür auf und vier Männer in der Soutane eines Kardinals, erkennbar an der roten Paspelierung, strömten herein, gefolgt von Kardinal Stefano Tabori, der ebenfalls seine Soutane und Würdenzeichen trug. Eleanor Hunt sah interessiert zu, wie die Kirchenmänner ihre Plätze einnahmen und versuchte daraus eine Hierarchie abzulesen. Es war schwierig, ja fast unmöglich als Außenstehender die feinen Nuancen zu erkennen. Die Herren stutzten ein wenig, als sie die hübsche Frau mittleren Alters in dem eleganten Kostüm sahen, ließen sich aber sonst nichts anmerken. Sie deuteten eine kurze Verbeugung an und nahmen sofort ihre Plätze ein. Alles lief sehr diszipliniert ab. Kardinal Stefano Tabori setzte sich an das Kopfende des Konferenztisches gegenüber der Medienwand. Lächelnd wandte er sich den CIA-Leuten zu.

»Ich freue mich, dass Sie Zeit hatten zu kommen. Es ist überaus wichtig, dass wir uns abstimmen. Sie werden bald verstehen, warum.«

Nachdem er die anderen Teilnehmer vorgestellt hatte und nach ein paar weiteren Höflichkeitsfloskeln gab er seinem Sekretär einen Wink, der das Mediensystem einschaltete. Es war seltsam für den Kardinal, die manuelle Steuerung in den Händen seines Sekretärs zu sehen. Normalerweise hätte er das Menü über den Bewegungsmodus von seinem Platz aus steuern können, aber aus Angst, dass auch ein internes WLAN Opfer eines Angriffes werden konnte, hatten sie es vermieden es zu aktivieren und so musste der Sekretär ständig neben dem Informationssystem stehen bleiben, da das Kabel für die Steuereinheit nicht besonders lang war.

Benito della Scalci manövrierte geschickt durch das Menü. Er hatte natürlich vorher geübt, schließlich wollte er sich nicht blamieren. Eine Reihe kurzer Videosequenzen erschienen auf dem Bildschirm des Mediensystems. Benito della Scalci atmete erleichtert auf. Ihre Abschottungsmaßnahmen waren erfolgreich gewesen, die Aufzeichnungen waren noch da.

»Bilder sind besser als Worte, deshalb als Erstes die Aufnahmen, die wir von unseren Brüdern aus Armenien erhalten haben,« der Kardinal deutete auf den Bildschirm.

Major Eleanor Hunt beugte sich interessiert vor. Sie war ein wenig überrascht davon, dass das offensichtlich so moderne System keine Bewegungssteuerung hatte, sagte aber nichts dazu. Endlich würden sie erfahren, warum sie so dringend nach Rom hatten kommen müssen. Immerhin hätten sie das auch über eine Videokonferenz klären können, doch nach ein paar Minuten war ihr klar, warum der Kardinal ihr persönliches Erscheinen vorgezogen hatte. Mit angehaltenem Atem sah sie zu wie ein ziemlich großer Mann ein seltsames Flugobjekt mit blitzartiger Geschwindigkeit aus der Luft pflückte und es in seine Manteltasche steckte. Wenig später zog er die Hand wieder aus der Manteltasche heraus und warf etwas in die Höhe. Die Bewegungen des Mannes liefen im Zeitraffermodus ab. Eine heftige Detonation folgte, Autos wurden herumgeschleudert, prallten aufeinander. Es gab Verletzte. Ein Anschlag? Womit? Bevor sie etwas fragen konnte, ging der Film weiter. Die nächste Einstellung zeigte einen Lichtblitz in zehn Metern Höhe über einer Menge Menschen, die wie nach der Detonation einer Bombe auf den Boden geschleudert wurden, bis auf einen Mann in einem Ledermantel, der offenbar eine Frau beschützte, indem er sich über sie beugte und ihr die Augen zuhielt. Der Kerl schien der gleiche zu sein, wie auf der ersten Aufnahme. Die Frau konnten sie leider nicht erkennen, da die große Hand des Mannes, die außergewöhnlich lange Finger besaß, fast ihr ganzes Gesicht bedeckte. Chaos brach überall aus, die Menschen schienen blind zu sein und nichts zu sehen, nur der Mann und die Frau drängten sich durch die Herumtorkelnden und verschwanden schließlich in einer Seitengasse. Waren das Terroristen und hatten sie diesen Terroranschlag verübt, aber mit welcher Technologie. Tausende Fragen gingen ihr gleichzeitig durch den Kopf.

Der Kardinal beobachtete seine Gäste und ließ ihnen ein wenig Zeit, bevor er sprach. »Die Leute waren fast drei Wochen lang blind. Die Hospitäler hatten enorme Probleme die Menschen zu versorgen. Ihre Hornhaut war so geblendet, dass die Ärzte fürchteten, dass diejenigen, die sich in unmittelbarer Nähe zu dem explodierten Objekt befunden hatten, für den Rest ihres Lebens nichts mehr sehen würden.«

Major Eleanor Hunts Gehirn arbeitete fieberhaft. Was sollte sie zuerst fragen?

»Es ist gut, dass Sie uns darüber informieren«, sagte sie, um ein wenig Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. »Hat der große Mann etwas mit diesen … Anschlägen … zu tun? Und wo ist der Kerl?«

»Benito, könnten Sie bitte…«

Der Sekretär des Kardinals begann die Fakten vorzutragen. Das gab den CIA-Leuten Zeit sich etwas zu fassen. Eleanor Hunt hatte den Eindruck, dass auch zwei der Kirchenmänner das Material noch nicht gekannt hatten. Sie hatten den gleichen bestürzten Ausdruck im Gesicht, wie sie selber. Wer immer diese Waffen entwickelt hatte, konnte zu einem mächtigen Feind werden und es war keiner der westlichen Staaten, da war sie sich ziemlich sicher. Lediglich ein paar Wirtschaftssyndikate, die sich bereits in den Chaosjahren gebildet hatten und die viel Geld in Hochtechnologie investiert hatten, fielen ihr ein. Aber auch die waren von der CIA unterwandert und wurden permanent überwacht. Eine derartige Entwicklung wäre ihnen nicht entgangen, das war einfach unmöglich. Sie hatte keine Gelegenheit weiter darüber nachzudenken, denn der Kardinal gab seinem Sekretär einen Wink.

Major Eleanor Hunt zog überrascht die Augenbrauen hoch. Gab es da noch mehr Material? Die Geistlichen machten es aber spannend.

Auf der Medienwand erschienen ein paar statische Fotos, die offensichtlich aus gedruckten Zeitungen stammten. Der Majorin fiel die Kinnlade herunter, als sie die drei Gestalten sah. Nicht nur ihre beiden Begleiter gaben überraschte Geräusche von sich, auch einige der Kardinäle konnten Lautäußerungen nicht unterdrücken. Entgeistert starrten sie auf die Fotos, die eine üppige Riesenfrau in einem roten Lederkostüm zeigten und zwei grotesk gekleidete Männer, die in geringem Abstand hinter ihr standen.

Nachdem der Sekretär mit seinen Ausführungen fertig war, herrschte betroffenes Schweigen.

Major Eleanor Hunt fasste sich als Erste wieder und nutzte die Gelegenheit für ihre Fragen. »Haben Sie schon Nachforschungen anstellen können, wer diese Leute sind?« Sie war sich aber sowieso ziemlich sicher, dass die Kirche nicht wusste, woher die kamen, sonst würden sie heute nicht an diesem Tisch sitzen. Ihre Annahme war richtig, der Kardinal schüttelte den Kopf.

»Nun, das ist der Grund, warum wir Sie hergebeten haben. Wir wissen es nicht. Unsere … Informanten … konnten uns nicht weiterhelfen.«

Major Eleanor Hunt warf einen kurzen Blick auf ihre beiden Begleiter. Die hielten sich ziemlich zurück und verzogen keine Miene.

»Ich bin mir sicher, dass sie weitreichende Beziehungen haben. Sind wir die Ersten außerhalb ihrer Organisation, mit denen Sie darüber sprechen? Ich muss das wissen, bitte verstehen Sie mich nicht falsch.«

»Ich kann Sie beruhigen. Außer dem armenischen Geheimdienst und der armenisch-apostolischen Kirche weiß niemand etwas davon. Die Zeitungen haben über Anschläge berichtet und die üblichen UFO-Spinner auf den Plan gerufen, mehr nicht. Wir waren diskret.«

Eleanor Hunt hatte zwar keine Zweifel an der Diskretion der Kirchen, aber es war einfach schon zu viel passiert, als dass sich nicht auch noch andere dafür interessieren würden. Die Aufnahmen der Spionagesatelliten würden früher oder später sämtliche Geheimdienste auf den Plan rufen, frühestens dann, wenn die merkten, dass die CIA Ermittlungen anstellte. Es gab nicht viele Staaten, die das Knowhow hatten derartige Waffen zu entwickeln, wenn überhaupt.

»Der Mann, wo ist er jetzt? Haben sie ihn befragt?«

Der Kardinal schüttelte bedauernd den Kopf. »Noch nicht, unsere Leute suchen ihn noch.« Er sagte nicht, dass seine beiden Männer ihn in Jerewan verloren hatten. Der Kerl war wie vom Erdboden verschluckt, trotz der zahlreichen Überwachungskameras, die der nationale Sicherheitsdienst überall in der Stadt betrieb. Selbst über die Frau hatten sie nichts in Erfahrung bringen können. Es war so, als würde sie überhaupt nicht existieren und von den anderen Gestalten brauchte er erst gar nicht zu reden, über die gab es gewiss keine Akten.

Mit Bedacht beantwortete er deshalb die Frage der Majorin. »Wir sind sicher, dass wir ihn bald haben werden. Er kann nicht weit sein. Sobald wir ihn in Gewahrsam haben, bringen wir ihn hierher, nach Rom.«

Major Eleanor Hunt runzelte kurz die Stirn, hatte sich aber schnell wieder im Griff. Warum wollten die Kirchenmänner den Mann selber verhören. Dafür gab es Polizeiorgane, auch in Armenien. Was war der Grund dafür? Was hatten die ihnen verschwiegen?

Ullisten Getrillum

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