Читать книгу Ullisten Getrillum - Lara Elaina Whitman - Страница 7
Wurmpartikel
ОглавлениеNach einem kurzen Telefongespräch, das Major Eleanor Hunt über eine gesicherte Verbindung mit ihrem Vorgesetzten geführt hatte, nahmen sie den nächsten Flug über die geostationäre Orbitalstation Nord, zurück in die USA. Ein paar Stunden später saß Major Eleanor Hunt im Hauptquartier der CIA in Langley Virginia, ihrem Vorgesetzten, General Ter Valkenbrecht, Leiter der Special Forces ENU gegenüber, der sich mit wachsender Sorge das Material auf dem PAD ansah, den der Kardinal der römisch-katholischen Kirche seinen Mitarbeitern mitgegeben hatte.
»Was halten Sie davon? Glauben Sie, dass das echt ist?« Er warf einen fragenden Blick auf die Majorin.
»Ich denke schon. Was für einen Grund sollte der Vatikan haben uns einen Fake unterzuschieben? Nein, da ist sicher was dran.«
General Ter Valkenbrecht legte den PAD vor sich auf den Schreibtisch. »Was sagt die Satellitenüberwachung? Haben wir da etwas Besseres als das hier?«
»Nur von dem einen Typen, nicht von den anderen Dreien. Das ist sehr seltsam, da diese Leute ganz offensichtlich zu einer sehr belebten Zeit mitten in Jerewan herumspaziert sind. Die müssen aufgefallen sein, so wie die Frau angezogen ist. So ziemlich jeder besitzt ein Visifon, aber es gibt nichts im Netz, einfach nichts. Auch keine Aufzeichnungen von den Überwachungskameras.« Major Eleanor Hunts Gesicht hatte einen besorgten Ausdruck angenommen.
»Und die Satellitenüberwachung?«
Major Eleanor Hunt schüttelte bedauernd den Kopf. »Zu der Zeit hatten wir keinen auf diese Zone ausgerichtet. Es gibt wichtigere Krisenherde. Wir müssen die Israelis fragen, die die Region unter Dauerbeobachtung haben. Aber beängstigend ist das schon, nicht wahr?«
General Ter Valkenbrecht stand auf und ging ein paar Schritte rastlos in seinem Büro im 16. Stock des vor einigen Jahren neu gebauten Gebäudes umher. Major Eleanor Hunt lehnte sich abwartend in ihrem Stuhl zurück. Sie war neugierig zu welchem Schluss der General kommen würde. Obwohl sie schon ein paar Stunden Zeit gehabt hatte darüber nachzudenken, war sie zu keinem vernünftigen Ergebnis gekommen, jedenfalls keinem, das ihr logisch genug erschienen wäre oder nicht ins Reich der Fantasie gehörte.
Der General setzte sich wieder und legte die ineinander verschränkten Hände vor sich auf den Schreibtisch, so als ob er seine Worte damit kanalisieren wollte. »Wir brauchen mehr Material, Beweise, die einer Überprüfung standhalten. Versuchen Sie diese Leute zu finden. Bis dahin hat der Fall Sicherheitsstufe TS.« Der General reichte ihr das PAD des Vatikans über den Tisch.
Die Majorin nickte ein wenig enttäuscht, aber was hatte sie erwartet. Was sollte er auch anderes sagen, bei den dürftigen Fakten, die sie zurzeit hatten? In weiser Voraussicht hatte sie bereits eine X-File eröffnet und den Sicherheitsstatus dafür beantragt. Sie nahm den PAD und steckte ihn in eine der Jackentaschen ihres Kostüms. Mit einem wortlosen Nicken zu Ter Valkenbrecht verließ sie das Büro.
Das neue Hauptquartier der CIA war ein schmuckloser Bürobau. Die Wände waren erstaunlicherweise dünn wie Papier, die Böden mit einem dunkelgrauen Kunstbelag überzogen, der die Schritte dämmte. Überall hingen Kameras an den Wänden, die Fenster und die Zwischentüren waren mit Sicherheitsglas ausgestattet. Den Wänden sah man nicht an, dass sie aus einem schallisolierenden und strahlungsabweisenden Material bestanden.
Eleanor Hunt lief mit gemessenen Schritten den langen Flur entlang. Sie wollte in die Abteilung für Computerspionage, einem Zweig der NSA, der sich im 4. Stock des CIA-Gebäudes eingenistet hatte. Die NSA hatte ihr Hauptquartier eigentlich in "Crypto-City" in Maryland, aber seit einigen Jahren arbeitete die Computerspionage mit der bereits 1978 gegründeten SCS eng zusammen und die hatten sich ebenfalls hier angesiedelt, nachdem ihr Gebäude in den Chaosjahren Opfer eines Tornados geworden war.
Das Überwachungssystem erkannte ihren im Nacken implantierten Chip und öffnete ihr automatisch die Türen. Sie nahm die Treppe hinunter in den vierten Stock, in dem die Abteilung ihre Räume hatte. Das ging schneller als mit dem Lift, der um diese Tageszeit ziemlich frequentiert war.
Im Gehen legte sie sich die nächsten Aufgaben zurecht, um die sie sich zuallererst kümmern musste. Zwei ihrer Leute waren bereits wieder nach Armenien unterwegs, das hatte sie schon vor dem Gespräch mit General Ter Valkenbrecht veranlasst. Sie mussten dringend mit den örtlichen Sicherheitsorganen in Jerewan sprechen, vielleicht gab es bessere Informationen von denen, als die die sie von den Vatikanleuten erhalten hatte. Mit den Israelis hatte sie bereits auf dem Weg zum Flugzeug in Rom gesprochen und die NRO, das National Reconnaissance Office, das für die Spionagesatelliten zuständig war, hatte sie ebenfalls bereits beauftragt eine Beobachtungszeit für die Region zur Verfügung zu stellen. Damit hatten sie zumindest zukünftig eigene Aufnahmen und mussten keine anderen um Gefälligkeiten bitten.
Ihr PAD vibrierte. Nach einem kurzen Blick darauf lächelte sie erleichtert. Der israelische Geheimdienst hatte die Aufnahmen an John Wilder übermittelt und der wollte einen Termin bei ihr. Vielleicht hatte er schon ein paar Ergebnisse. Das lief ja wie geschmiert, trotzdem hatte sie ein ziemlich ungutes Gefühl. Irgendetwas war faul an der ganzen Sache, irgendetwas hatten ihr die Kirchenmänner verschwiegen, das konnte sie deutlich fühlen. Dafür hatte sie schon immer ein gutes Gespür gehabt, deshalb war sie eine der erfolgreichsten Ermittlerinnen bei der CIA. Warum dieser seltsam primitive PAD, so wie es aussah hatte der keinerlei Netzzugang? Der Vatikan hatte doch seine eigenen Netzwerke, die mit dem Web verbunden waren, konnte also durchaus Informationen auf elektronischem Weg übermitteln. Auch die Art, wie der Sekretär des Kardinals die Mediawand bedient hatte, mit einer kabelverbundenen Steuerung, auch das war seltsam.
Major Eleanor Hunt wartete bis der Scanner des Sicherheitssystems ihre Daten identifiziert hatte und die Tür vom Treppenhaus zum Flur im 4. Stock freigab, in dem John Wilder sein Labor hatte. Mit einem leisen Zischen glitt die Tür seitlich in die Wand. Es war kurz vor Mittag und viele der Angestellten waren bereits auf dem Weg in die Kantine. Mit raschen Schritten folgte sie dem Flur, der in den Trakt für die "Hacker" führte. Sie war gespannt, was John Wilder zu diesem seltsamen PAD sagen würde, den sie in der Tasche ihrer Kostümjacke spürte.
John Wilder saß konzentriert vor dem großen Wandscreen und hatte etliche Dateien geöffnet, die er gleichzeitig zu bearbeiten schien. Sie verteilten sich in unregelmäßigen, sich überlappenden Datenfenstern über den gesamten Bildschirm. Die Majorin versuchte dem sich andauernd ändernden Informationsstrom zu folgen, aber es gelang ihr nicht, so rasch wanderten die Daten von einem Fenster in das nächste und zurück. Sie hüstelte leicht. John Wilder zuckte zusammen, er hatte sie nicht kommen hören.
»Mensch, hast du mich erschreckt!« Er fasste spielerisch an sein Herz und lachte.
»Hallo John, na, schon ein Stück weiter?«, fragte sie ihn kühl, sie war nicht zum Scherzen aufgelegt, nicht dieses Mal.
John Wilder zog überrascht eine Augenbraue hoch. So kannte er sie gar nicht, so angespannt. »Du bist aber ungeduldig. Ich habe die Daten doch erst ein paar Stunden.«
Er zeigte auf einen Stuhl mit Rollen, der in der Ecke des mit allem möglichen technischen Geräts und Computern vollgestopften Raumes stand. »Hol´ dir den und setz dich neben mich. Ich möchte dir etwas zeigen.«
Major Eleanor Hunt zog sich den Bürostuhl heran und setzte sich neben John Wilder. Jetzt war sie aber gespannt, was er zu berichten hatte. Erwartungsvoll sah sie ihn an.
»Du wirst dich wundern. Ich hätte es fast nicht gefunden. Es ist so genial und so perfide, kaum zu glauben. Hier, siehst du das da.« Er deutete auf eine lange Kolonne mit Nullen und Einsen.
Major Eleanor Hunt blickte verwirrt auf den Binärcode. Das sagte ihr rein gar nichts. Angestrengt betrachtete sie die immer wiederkehrende Folge der Zahlen. »Ich sehe nichts!«, sagte sie nach einer Weile irritiert.
»Genau, das ist es. Hier sollte eigentlich etwas sein, aber hier ist nichts, scheinbar! Schau!« John Wilder deutete auf eine Stelle in der Zahlenkolonne.
Major Eleanor Hunt verstand immer noch nichts. »Mach es doch nicht so spannend!«, stöhnte sie.
John Wilder grinste schelmisch. »Schon gut, ich sage es dir. Diese Stelle hier, hier sollten eigentlich zwei Einsen, gefolgt von einer Null stehen, aber die sind weg. Stattdessen habe ich das hier gefunden.« Er klickte mit dem Mauszeiger auf den Bildschirm.
In einem Popupmenü erschien eine Reihe fremdartiger Symbole, die nichts mit dem Code des Systemprogrammes zu tun haben konnten. Soviel konnte die Majorin erkennen, mehr aber auch nicht. Damit war ihr Wissen erschöpft.
»Und, was ist das?«
Das Grinsen auf John Wilders Gesicht erlosch. »Ich habe nicht die geringste Ahnung!«