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Yacht der Sünde - 4. Kapitel

»Da bist du ja!« Jason strahlte bis an die Ohren, als sie das Deck betrat. Er war gerade dabei, lange Taue sorgfältig aufzuwickeln.

»Wir legen gleich ab. Bleib hier oben und sieh dir das an, Antoine ist ein Meister, trotz seiner Jugend. Ich war erst skeptisch, dass wir so einen jungen Skipper bekommen, aber wie er mit dem Boot umgeht ...«

Jasons Schwärmerei war kindisch, und Emma schnaufte verächtlich. Was war schon dabei, wenn man so ein ungehobelter französischer Junge war, der sicherlich schon als Kind die ersten Segel gehisst hatte? Wahrscheinlich hatte er nicht einmal eine Schule besucht, geschweige denn, eine richtige Ausbildung genossen.

Sie setzte sich auf die Liegefläche hinter dem Steuer und beobachtete den Skipper, der an den Segeln herumfummelte, während Jason sich hinter das Steuer stellte und verzückt an einigen Instrumenten spielte. Warum nur konnte er sich nicht einfach für eine Modelleisenbahn erwärmen wie alle anderen Männer seines Alters auch?

Sie schloss die Augen und genoss die Wärme der Sonnenstrahlen auf der Haut. Über ihrem Kopf kreischten ein paar Möwen, und es herrschte reger Betrieb im Hafen. Auf vielen Booten waren Menschen dabei, Vorbereitungen für ihren Segeltörn zu treffen. Am Kai standen einige junge Frauen mit Sonnenbrillen und Kopftüchern und plauderten angeregt auf Französisch.

»Antoine hat gesagt, dass wir auf der Tour Delfine sehen werden!«, rief Jason lauter als nötig, was Emma zu einem missbilligenden Stirnrunzeln veranlasste.

»Ich bin nicht taub«, fauchte sie und sah auf das Meer hinaus, auf dem in einiger Entfernung weiße Segelboote wie Nussschalen schwammen.

»Tu es prêt, Jason?«, rief der blonde Junge von vorn, und ihr Mann nickte und strahlte dabei mit der Sonne am blauen Himmel um die Wette.

»Ready to go!«, antwortete er und startete den Motor. Der Geruch von Diesel stieg Emma in die Nase, und sie keuchte.

»Um Himmels willen!«, rief sie gegen das laute Motorgeräusch. »Ich dachte, wir segeln!«

»Natürlich, aber wir müssen doch erst mal auf See, bevor wir die Segel setzen können«, rief Jason. Das Geschrei an Bord war nicht gerade romantisch. Hoffentlich würden sie sich nicht die ganze Zeit über so anbrüllen müssen.

Das Boot tuckerte sanft durch das Hafenbecken, vorbei an einigen großen Ausflugsschiffen, imposanten Yachten und kleinen Sportbooten. Emma streckte die Beine aus und genoss die Brise, die durch ihr Haar fuhr und die Locken fliegen ließ. Immer kleiner wurde der Kai am Ende, immer kleiner die Menschen darauf, die bald nur noch wie Spielzeugfiguren aussahen.

Sie sollte sich mit Sonnencreme einreiben, bevor sie hier schutzlos verbrannte. Ihre Haut war sehr englisch, hell und mit winzigen, kaum sichtbaren Sommersprossen übersät, die sich schon jetzt nach einer Woche in Südfrankreich verdunkelt hatten und immer dunkler wurden.

»Geht es dir gut?« Die klare, helle Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Irritiert sah sie sich um. Der Junge stand direkt hinter ihr und lächelte breit. Seine Oberlippe wölbte sich mit einer tiefen Einkerbung über der eigentlich viel zu vollen Unterlippe, die schneeweißen Zähne blitzten in der Sonne. Seine gebräunte Haut glänzte, und in den tiefgrünen Augen konnte sie sich förmlich spiegeln.

»Alles in Ordnung«, brachte sie hervor und warf einen hastigen Seitenblick auf Jason, der noch immer fröhlich am Steuer stand und ihr den Rücken zukehrte.

»Wir werden einen schönen Trip haben«, sagte Antoine und legte den Kopf in den Nacken. »Das Wetter wird halten, mindestens für die nächsten Tage. Wir können gemütlich und ruhig segeln. Ich werde dir die Delfine zeigen, und wenn du magst, auch noch mehr.« Emma blinzelte verwirrt.

»Du versuchst hier nicht gerade, mich anzumachen, im Beisein meines Ehemanns, oder?«, fragte sie scharf, aber leise genug, dass Jason sie nicht hören würde. Der Hafen und die Kaimauer waren jetzt so weit entfernt, dass sie sie nur noch erahnen konnte. Vor ihnen lag der blaue Horizont, die Weite des Meeres, ohne Ziel, ohne ein sichtbares Ende.

Antoine grinste.

»Du bist eine schöne Frau«, sagte er leise und hockte sich neben sie. Unwillkürlich zog sie die Beine an sich und rutschte ein Stück ab. »Wäre es nicht verwerflicher, wenn ich es nicht versuchen würde?«

Sie schnaubte. »Du bist ein Junge. Ein ungebildeter, kleiner Junge. Ich möchte nicht weiter von dir belästigt werden, sonst werde ich Jason darüber informieren.«

Sanft strich er mit den Fingerkuppen über ihren nackten Arm, dessen Härchen sich sofort wie elektrisiert aufstellten. Seine Hände waren rau, geprägt von der harten körperlichen Arbeit auf diversen Segelbooten. Er roch nach Schweiß, Meersalz und Sonne.

»Antoine? Ich denke, wir können jetzt die Segel setzen!«, rief Jason, ohne sich zu ihnen umzudrehen. Der Junge richtete seine dunkelgrünen Augen auf Emma und antwortete, ohne den Blick von ihr zu lösen.

»D’accord, Jason!« Mit einem eleganten Schwung sprang er auf und kletterte zum Mast, wo er damit begann, die Segel zu ordnen.

Emmas Herz raste. Was war nur in den Jungen gefahren? Er kannte sie doch gar nicht, und er wusste, dass sie mit ihrem Mann auf dem Boot war. Aber seine Flirtereien hatten sie nicht kalt gelassen. Zwischen ihren Schenkeln fühlte sie Hitze, die nicht unbedingt nur von der erbarmungslos glühenden Sonne kam. Wann hatte Jason ihr eigentlich zuletzt gesagt, dass sie schön sei?

Rasch kehrte sie den Männern den Rücken zu und streckte die Beine wieder aus, während sie auf das Meer hinter sich starrte.

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