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8. Kapitel
ОглавлениеBea schmeckt der Fencheltee plötzlich sehr bitter, und ihr ist übel. Dabei ist Fenchel doch süß und gut für den Magen. Frau Böckelkamp findet sie ebenfalls ungenießbar. Nach allem, was sie inzwischen so gesagt hat. Bea schluckt.
»Ich muss jetzt gehen. Sophie hatte Recht. War keine gute Idee, herzukommen!«
Madame Zara spielt mit ihren verbliebenen Plätzchen. »Es war die beste Idee, die Sophie seit langem hatte.«
Bea runzelt die Stirn. »Es war nicht Sophies Idee, sondern meine. Ich bin für den Irrsinn zuständig in unserer Freundschaft.«
Zara schüttelt den Kopf. »Was Verrücktheiten betrifft, hat Sophie viel mehr Talent als Sie. Sie muss diese jugendliche Seite ihres Wesens endlich ausleben, um erwachsen zu werden.«
Bea runzelt die Stirn. »Warum haben Sie ihr all diese Sachen erzählt von einem Unfall, der Reise übers Wasser, dem anderen Leben und so? Ich meine, Sie sollten Sophie doch einfach zu ihrem Ehemann zurückbringen!«
Zara lupft die Augenbrauen. »Sollte ich das?«
»Ja, verflucht noch mal.«
»Würde das denn etwas ändern? Sophie will Veränderung, und sie wird sie bekommen – nur anders, als sie denkt.«
Bea schüttelt den Kopf, als säße ein lästiger Hornissenschwarm darin. »Sie können doch Sophie nicht in ihr Unglück rennen lassen. Die Ehe von ihr und Leonhart war immer gut, fantastisch, wunderbar, ich meine ...«
Zara wischt unsichtbare Kekskrümel vom Tisch. »Warten Sie ab, was passiert. Es ist auch zu Ihrem Besten. Denken Sie daran, der richtige Mann wird Ihnen praktisch vor die Füße fallen. Nehmen Sie ihn. Er ist der Mann, den Sie brauchen.«
Das kann nur Leonhart sein, denkt Bea und macht eine abwehrende Handbewegung. Ihre Glitzerreifen klimpern. Musste sie diese Dinger anziehen? Jetzt macht sie lauter alberne Geräusche, die nicht zum Anlass passen. Ganz so, als würde man Knackfrösche, Signalhupen und Trillerpfeifen mit zu einer Beerdigung nehmen.
Sie räuspert sich. »Das kann ich nicht tun. Ich kann doch nicht einfach ... Es ist ihr Mann. Egal, wie sie über ihn herzieht. Sie haben sich einmal sehr geliebt. Ich könnte nicht einfach, nicht einfach so mit ihm glücklich sein.«
Madame Zara schweigt und starrt zur Decke. Zara hat die Audienz beendet. Bea springt auf, als habe es zum Unterrichtsschluss geklingelt, und bringt ihren Stuhl zu Fall. Noch mehr alberne Geräusche. Eilig greift Bea nach ihrer Tasche, sieht Zaras versteinerte Miene und stolpert zur Tür.
Draußen im Garten holt sie tief Luft und verschluckt sich fast bei dem Anblick, der sich ihr bietet. Da stehen – nein, schwanken – zwei Gestalten. Sophie und Leonhart scheinen sich um den Zaun zu streiten. Keiner lässt los, jetzt verkrallen sie sich ineinander. Das muss schief gehen und geht schief, der Zaun bricht weg. Dann schreit Sophie ganz laut.
»Leonhart!«
Und nochmal: »Leonhart!«
Bea rennt los, springt über den Zaun. Macht direkt neben Leonhart Halt. Dann ist alles still bis auf das fröhliche Vogelzwitschern. Bea sieht Sophies Rücken, sie hat ihr Gesicht ganz eng an Leonharts Brust gedrückt und schluchzt. Aber Bea kann nur an eins denken: Leonhart liegt mir zu Füßen.