Читать книгу The Arrangement: Liebe trotz Vertrag - Lia K. Harry - Страница 12
Kapitel 9
ОглавлениеChristopher
Ich sehe ihr nach, wie sie sich weiter vom Restaurant entfernt, und kann nicht aufhören zu grinsen. Mit ihrem Mundwerk wird sie mich an den Rand des Wahnsinns treiben, aber das ist es wert. Sie ist die erste Frau, die mir begegnet ist, die sich mir nicht zu Füßen wirft, die sich nicht von meinem Charme einwickeln lässt und die mir Paroli bietet, wo immer sie nur kann.
In einem Punkt hat sie recht. Sie ist kein Kätzchen, sondern eine Löwin, die ich unbedingt zähmen möchte. Fuck! Ich will sie. Seit ich sie an jenem Abend wiedergesehen habe, will ich sie für mich haben. Ich denke, es wird ein langer und steiniger Weg, bis ich sie so weit habe, aber zum Schluss wird er sich lohnen. Dessen bin ich mir ganz sicher.
Zurück in meiner Wohnung gehe ich durch den Wohnraum zum Balkon, setze mich auf die Bank, lege die Beine auf den Tisch und denke über ihre Worte nach. Sie ist nicht der Typ, der für eine kurze, heiße Affäre benutzt werden möchte. Layla ist der Typ Frau, der begehrt, geliebt und verehrt werden will. Wenn ein Mann so eine Frau an seiner Seite hat, sollte er alles tun, was in seiner Macht steht, um sie für immer bei sich zu behalten.
Leider bin ich nicht so ein Mann. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder eine Frau so nahe an mich heranlassen kann, da die Wunden von damals noch sehr tief sind. Aber ich will sie in meinem Bett haben, und das jede Nacht. Wenn es möglich ist, sogar für immer.
Abrupt setze ich mich gerade hin. Moment mal! Es kann doch nicht sein, dass ich das gerade gedacht habe. Ich schüttele den Kopf, um diesen Gedanken schnell wieder loszuwerden. Noch nie habe ich mit einem meiner … wie nannte sie meine One-Night-Stands doch gleich, „Schmusekätzchen“ … in meinem eigenen Bett Sex gehabt. Das ist eine Regel, die ich mir selbst auferlegt habe, denn Frauen haben das Gefühl, dass sie „mehr“ haben können, weil sie in meinem Bett waren. Der Typ für „mehr“ bin ich aber nicht. Einmal habe ich den Fehler gemacht und eine Frau aus meinem Bekanntenkreis mit nach Hause genommen. Sie dachte, sie wäre etwas Besonderes, und stellte Besitzansprüche. Als ich ihr sagte, dass es nie wieder vorkommen würde und sie nur ein Abenteuer für eine Nacht gewesen ist, ging sie wie eine Furie auf mich los.
Ich will meinen Spaß haben, solange ich kann. Eines Tages wird sowieso alles vorbei sein. So in dreißig oder vierzig Jahren.
Aber genug von mir. Kommen wir zurück zu Layla und ihrem frechen Mundwerk, das ich gern mit einem Kuss zum Schweigen bringen würde, und zwar jedes Mal, wenn sie den Mund öffnet. Was ich ebenfalls bemerkt habe, ist, dass ihr Körper anfängt zu beben, wenn ich sie berühre. Ein ganz klares Zeichen dafür, dass mein Charme nicht einfach so an ihr vorübergeht. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie mit ihren Gedanken woanders ist, wenn ich vor ihr stehe. Ich schmunzele vor mich hin. Sie ist auf dem besten Wege, schwach zu werden.
Ich gähne und strecke mich. Ich werde jetzt ins Bett gehen. Morgen möchte ich nämlich zur Gerichtsverhandlung gehen und Layla dabei zusehen, wie sie arbeitet, um festzustellen, ob sie im Gerichtssaal genauso schlagfertig ist, wie sie sich mir gegenüber gibt. Vorher muss ich aber dringend noch etwas besorgen.
Layla ist bereits im Gerichtssaal, als ich eintrete. Ich bleibe stehen und betrachte sie. Sie sieht umwerfend aus. Business-Anzug, die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Perfekt, um ihn um meine Hand zu wickeln und ihren Kopf nach hinten zu ziehen, ihren Hals dabei zu entblößen und mit Küssen zu bedecken. Notiz an mich: Ich sollte darauf bestehen, dass sie ihre Haare immer so trägt.
Ich gehe den Gang zwischen den Bänken entlang, bis ich ganz vorn ankomme. Sie steht mit dem Rücken zu mir und unterhält sich mit einem Kerl, der anscheinend der Anwalt der Gegenpartei ist. Er ist fast so groß wie Layla, hat einen leichten Bauchansatz, Bart und Halbglatze. Ich würde ihn auf Mitte vierzig schätzen.
Hinter ihm sitzt William Jones. Wer kennt ihn nicht? Er ist einer der reichsten Männer in Texas. Ich habe einmal mitbekommen, wie sich mein Vater bei einem Abendessen mit einem Freund über Jones und seine Affären unterhalten hat.
Der Kerl verstummt urplötzlich und deutet mit seinem Kopf auf mich. Layla dreht sich um, reißt ihre braunen Augen auf und starrt mich durch ihre Brille hinweg an. Die von damals war groß und rund, hatte einen dicken Rahmen und passte überhaupt nicht zu ihr. Aber die, die sie heute aufhat, ist kleiner, rahmenlos, eckig und macht sie irgendwie sexy. „Chris? Was machst du hier?“
Ich bedeute ihr mit einer Kopfbewegung, dass ich sie unter vier Augen sprechen möchte. Wir entfernen uns ein Stück von dem Kerl, der mich komisch anguckt. Damit ich den Anwesenden hier das Gefühl der Vertrautheit zwischen uns übermitteln kann, greife ich nach ihrer Hand, die sie mir, Gott sei Dank, nicht entzieht. Ganz im Gegenteil. Ich denke, sie mag das. Irgendwie.
„Ich bin hier, um meine zukünftige Frau zu unterstützen“, flüstere ich.
„Sicher! Ich brauche keine Unterstützung. Und erst recht nicht von dir. Ich bin kein kleines Mädchen, Chris.“ Wir stehen so nah beieinander, dass ich ihren warmen Atem an meinem Gesicht spüren kann.
„Nun, Jones ist nicht gerade ein unbekannter Mann in Texas und …“
„Ooh! Natürlich“, fällt sie mir ins Wort. „Die Reporter, die draußen warten. Richtig. Sie müssen uns zusammen sehen und fotografieren.“ Sie schürzt ihre Lippen und nickt leicht dabei. Mit einer Hand nimmt sie ihre Brille ab, steckt den Bügel in den Mund und knabbert daran.
Sie so zu sehen, macht mich an. Grundgütiger! Was stellt diese Frau mit mir an? Ich rücke etwas näher an sie heran, sodass mein Körper ihren fast berührt, greife nach ihren Haaren und lasse sie durch meine Finger gleiten. „Aah! Wie ich sehe, hast du auch ein Gehirn in deinem hübschen Kopf, das arbeiten kann, und besitzt nicht nur ein reizvolles Äußeres.“
„Ein Wunder, nicht wahr? Im Gegensatz zu deinem arbeitet meines jedenfalls auf Hochtouren.“
Mit ihrer kecken Art bringt sie mich zum Schmunzeln, und langsam gefällt es mir, sie noch ein wenig mehr zu reizen.
Ihre Augen schauen über meine Schulter, und da ich ein neugieriger Mensch bin, folge ich ihrem Blick. Fünf Damen kommen herein und setzen sich in die letzte Reihe. Eine von ihnen nickt Layla zu und sie erwidert die Geste. Vielleicht sind es Kolleginnen aus der Kanzlei.
„Herrschaften? Können wir beginnen?“, hören wir die Stimme des Richters, während er sich auf seinen Platz setzt.
Layla geht zu ihrem Stuhl, der sich neben dem von Mrs. Jones befindet, wendet sich an den anderen Anwalt und wünscht ihm viel Glück, bevor sie sich neben ihre Klientin setzt. Es hat sich richtig gehässig angehört. Ich denke, Layla hat bestimmt ein Ass im Ärmel, und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass die fünf Damen etwas damit zu tun haben.
Die Verhandlung beginnt, und Layla ist die Erste, die zu Wort gebeten wird. Sie erhebt sich und erklärt dem Richter, wie lange das Paar verheiratet war und dass sie das Vermögen zusammen erwirtschaftet haben. Mrs. Jones war eine treue, aufopfernde Ehefrau und Mutter. Sie hat die drei gemeinsamen Kinder großgezogen, während ihr Ehemann bis spät abends im Büro saß und sich nicht nur auf die Arbeit gestürzt, sondern sich auch mit seinen Sekretärinnen befasst hat. Bei Familienfeiern und den Geburtstagen seiner Enkelkinder war er nie anwesend, weil er sich lieber mit seiner Geliebten traf. Zum Schluss geht sie zum Richter und reicht ihm einen Zettel mit den Forderungen ihrer Klientin.
Mit einem Mal wird mir klar, dass ich, obwohl es immer Differenzen gab und mit Sicherheit geben wird, einen tollen Vater habe. Er hat nie irgendeinen unserer Geburtstage verpasst, war an jedem Feiertag anwesend. Die Schulferien haben wir immer gemeinsam verbracht, solange ich auf der Highschool war. Meine Mutter hat sich nicht ein einziges Mal benachteiligt gefühlt und meine Schwester behandelte er wie eine Prinzessin.
Verloren in den Erinnerungen an meine Kindheit, bemerke ich nicht, dass Layla auf dem Weg zu ihrem Platz neben ihrem Stuhl stehen bleibt. Sie sieht mich an und legt den Kopf etwas schief.
Ich sehe ihr in die Augen und stelle mir vor, wie die nächsten sechs Monate mit ihr wohl aussehen werden. Sie wird jeden Tag in meiner Wohnung sein, wird mich zu Veranstaltungen begleiten, wir werden zusammen essen gehen. Sie opfert sechs Monate ihres Lebens, um mir ein gutes Image zu verpassen. Und ich will sie in mein Bett kriegen. Ich bin so gefangen in ihrem Blick, dass ich nur höre, wie Jones’ Anwalt laut zu sprechen beginnt.
„Euer Ehren, Miss Elias hat eine wundervolle Rede gehalten, aber wenn mein Mandant nicht so vertieft in seine Arbeit gewesen wäre …“ Layla murmelt etwas vor sich hin, was ihn dazu zwingt, für einen Moment innezuhalten. „… dann hätte Mrs. Jones nicht das Leben gehabt, welches sie bisher geführt hat.“
Erneut hält er inne und sieht Layla von der Seite an, was mir zeigt, dass sie wieder etwas gemurmelt hat. Er räuspert sich und wendet seinen Blick wieder dem Richter zu. „Mr. Jones“, fährt er fort und legt beide Hände auf sein Herz, „war und ist ein wundervoller, liebevoller Vater. Er ist ein angesehener Mann und hat ständig dafür gesorgt …“, er stoppt erneut, da Layla plötzlich zu husten anfängt.
Ich gluckse in mich hinein.
„Miss Elias? Geht es Ihnen gut?“, fragt der Richter. „Möchten Sie ein Glas Wasser?“
„Nein, Euer Ehren. Es geht schon, vielen Dank.“
„Dann fahren Sie fort, Mr. Prescott.“
Jones’ Anwalt holt tief Luft, sieht Layla misstrauisch an, öffnet seinen Mund, doch bevor er etwas sagen kann, meldet sich Layla zu Wort: „Kann ich Sie kurz sprechen, Herr Kollege?“
Prescott schaut zu Jones, dann rüber zum Richter und wieder zu Jones. „Einen Moment bitte, William.“ Er wendet sich zu Layla, streckt seinen Arm aus und bedeutet ihr, zum Richterpult zu gehen.
Layla schwingt die Beine zur Seite und steht mit einer Eleganz auf, die mich dazu bringt, den Atem anzuhalten. Sie legt ihre Brille auf den Tisch und geht voran, gefolgt von Prescott. Als sie vor dem Richter stehen, schaut dieser sie an, die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Er schaut mal den einen, mal den anderen Anwalt an und hat einen sehr strengen Gesichtsausdruck. „Was geht hier vor?“
„Euer Ehren, Miss Elias hier unterbricht mich ständig, und zwar mit Absicht“, sagt Prescott leise, aber immer noch gut hörbar, und schlägt mit der Faust auf das Richterpult.
„Mr. Prescott!“, ermahnt ihn der Richter.
„Tut mir leid, Euer Ehren.“
Der Richter beugt sich nach vorn und beginnt, mit beiden Anwälten zu reden. Dann sieht es so aus, als ob Layla das Wort ergreifen und sich an Prescott wenden würde. Sie scheint ihm etwas zu erklären, woraufhin er schwer zu atmen beginnt und seine Augen von Sekunde zu Sekunde größer werden. Er stützt die Hände in die Hüften und strafft die Schultern, hebt dabei provozierend das Kinn. „Sie bluffen doch nur!“
Laylas Blick gleitet durch den Saal und bleibt an der letzten Reihe hängen, wo sich die fünf Damen befinden. Jetzt wird mir klar, welche Rolle sie spielen. Sie sind Beweise.
Prescott schaut ebenfalls in die gleiche Richtung, und sobald er merkt, dass Layla auf die Aussagen dieser Damen zählt, presst er die Lippen zusammen, schließt die Augen und ich höre ihn fluchen.
Layla steht da, hält ihren Kopf leicht geneigt, sagt wieder etwas zu ihm und dann erscheint ein siegessicheres Lächeln auf ihrem Gesicht.
Yeah, Baby. Zeig’s dem Kerl. So arbeitet ein Anwalt. Ich lehne mich zurück und lege meine Ellbogen auf die Rückenlehne der Bank. Schultern zurück, Brust raus. Ich bin stolz auf diese Lady.
Prescott trottet zu Jones und klärt ihn anscheinend darüber auf, was Layla vorhat. Sein Mandant reißt die Augen auf, schluckt schwer, fasst an den Kragen seines Hemdes und zieht daran. Langsam wandert sein Blick zur letzten Reihe.
Layla dagegen ist die Ruhe in Person. Sie geht zurück an ihren Platz, setzt sich und hält die Hand ihrer Mandantin fest in ihrer. Nun habe ich die Gelegenheit, mir ihr Profil noch mal anzusehen. Sie hat hohe Wangenknochen und eine kleine Nase, deren Spitze abgerundet ist. Endlos lange Wimpern schmücken ihre Augen. Ihre einzelnen Gesichtspartien sind symmetrisch, was sie besonders attraktiv erscheinen lässt. Es ist mir einfach unmöglich, meine Augen von ihr zu nehmen.
Nach ein paar Minuten heißer Diskussion steht Prescott auf und verkündet dem Richter, dass sie die Forderungen der Gegenpartei doch akzeptieren.
„Die Scheidung ist in vier Wochen rechtskräftig“, verkündet der Richter nach ein paar Minuten. „Die Sitzung ist beendet.“
Die Menge erhebt sich und klatscht. Layla steht lächelnd auf, wendet sich mir zu und fällt mir um den Hals. Für einen kurzen Augenblick versteife ich mich, lege aber trotzdem meine Arme um sie und drücke sie fest an mich. Die Berührung ihres Körpers lässt mein Herz höherschlagen.
Ich grinse, senke meinen Kopf in ihre Halsbeuge und streiche mit meinen Lippen über ihre Haut. Verdammt, ist sie weich, und sie riecht so, wie im Restaurant. Nach Rosen. Ich genieße diesen Moment, denn wer weiß, wann ich wieder die Gelegenheit dazu haben werde.
Plötzlich verspannt sie sich. Ihre Umarmung lockert sich, bis sie sich von mir wegdrückt.
Bitte nicht, Baby. Es war gerade so schön, dich zu spüren. Meine Finger gleiten über ihre Oberarme zu ihren Händen, über ihre Finger, und für ein paar Sekunden habe ich das Gefühl, sie wollte mich festhalten.
Ich lächele sie an, lege meine Hand auf ihre Wange und streiche mit dem Daumen über ihre Unterlippe. Sie schnappt nach Luft und zittert. Ihr Blick begegnet meinem und mein Herz setzt ein paar Schläge aus.
„Glückwunsch“, flüstere ich ihr zu. „Ich … Ich warte draußen.“
Ihre großen braunen Augen starren mich an. Sie nickt mir zu, und ich gehe nach draußen, um auf sie zu warten.