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Kapitel 2
ОглавлениеLayla
Mit der Aktentasche in der Hand laufe ich durch den Gang des Gerichtsgebäudes, um pünktlich zur Scheidungsanhörung zu kommen.
Im Verhandlungszimmer angekommen, sehe ich, dass Eva Jones, meine Mandantin, bereits anwesend ist. Ihr gegenüber sitzen ihr Noch-Ehemann und sein aufgeblasener Anwalt. So einen ekelhaften Mann habe ich noch nie kennengelernt.
Samuel Prescott. Klein, dicker Bauch, Halbglatze und ein Schleimer. Er denkt, er könnte mich mit seinem finsteren Blick einschüchtern, damit wir die Vermögensforderungen aufgeben. Da ist er bei mir aber auf dem falschen Dampfer. Ich werde dafür sorgen, dass sein Mandant für seine Untreue bezahlt.
„Ah! Da ist sie ja“, ertönt Prescotts tiefe Stimme.
„Eva, Mr. Jones.“ Ich mache eine kurze Pause und sehe meinen Kollegen an. „Herr Kollege.“ Meine Augen auf ihn gerichtet, nicke ich ihm zu, und er antwortet mit der gleichen Geste.
„Miss Elias. Ich freue mich, dass Sie es noch pünktlich geschafft haben.“
Prescotts arrogante Art lässt mich das Gesicht verziehen. Ich hole den Ordner mit den Scheidungsunterlagen aus meiner Aktentasche, lege sie sorgfältig auf den Tisch und hebe meinen Blick, um Prescott anzusehen. Er ist bekannt dafür, ein knallharter Verhandlungspartner zu sein. Dass ich aber auch einer bin, weiß er noch nicht. Ich bin nicht umsonst von der Anwaltskammer als beste Anwältin des Jahres geehrt worden. Mein verehrter Kollege und ich kennen uns von einigen Empfängen, die unser Bürgermeister in den letzten zwei Jahren gegeben hat.
„Ihre Mandantin besteht weiterhin auf fünf Millionen und außerdem das Haus in den Hamptons?“ Ein Hauch von Empörung schwingt in Samuels Stimme mit.
„Warum nicht, Herr Kollege? Immerhin waren sie fast fünfunddreißig Jahre verheiratet. Sie haben das Vermögen zusammen erwirtschaftet, und da erwarten Sie, dass sie sich mit einer Million zufriedengibt?“, erwidere ich. „Fünf und das Haus oder wir sehen uns vor Gericht wieder.“
„Sind Sie sicher, dass Sie das wollen?“ Prescott lehnt sich nach vorn und legt die Hände ineinander. Seine Augen fixieren mich, versuchen, mich weiter einzuschüchtern. „Eine Schlammschlacht in der Öffentlichkeit?“
„Ich habe keine Angst, Herr Kollege. Und vor Ihnen erst recht nicht.“
„Das wird ein harter Kampf, Frau Kollegin.“
Oh! Er droht mir. Langsam rücke ich näher an den Tisch, meine Augen auf ihn gerichtet. „Ich verspreche Ihnen, wir machen es kurz und schmerzlos. Immerhin ist Ihr Mandant fremdgegangen. Und das mehrmals.“
Mein Blick huscht rüber zu Mr. Jones, den die ganze Diskussion nicht zu interessieren scheint, denn er spielt mit seinem Handy herum. Anscheinend ist er sich sicher, dass sein Anwalt alles zu seiner Zufriedenheit regelt.
Prescott schnaubt, schüttelt den Kopf und schürzt die Lippen. „Ihre Mandantin ist auch nicht unschuldig, Miss Elias. Sie hat sich für ihren Mann keine Zeit mehr genommen.“
„Ach, wirklich? Sie hätte sich die Zeit genommen, wenn ihr Ehemann zu Hause gewesen wäre und sich nicht mit seiner Geliebten vergnügt hätte.“ Ich beiße die Zähne zusammen, atme laut aus und meine Augen verengen sich. Wie kann er es wagen, ihr die Schuld für das Scheitern der Ehe in die Schuhe zu schieben? Sie hatte keine Affären. Er war derjenige, der sich mit jüngeren Frauen eingelassen hat.
Gerade als Prescott den Mund aufmacht, um weiterzusprechen, meldet sich Mr. Jones zu Wort. „Eva. Warum tust du das? Denk an unsere Kinder. Sie wären am Boden zerstört, wenn wir uns trennen.“
Oh! Jones tut so, als würde er alles bereuen, damit wir die Schlinge um seinen Hals nicht enger zuziehen.
„Unsere Kinder haben selbst Kinder, William. Ich bin nicht diejenige, die unsere Ehe zerstört hat. Das warst du mit deinen ständigen Seitensprüngen, die du noch nicht mal zu verheimlichen versucht hast“, stellt sie verbittert klar.
Wie können Männer ihre Ehefrauen betrügen, und das auch noch so offensichtlich? Wenn mein Mann so etwas wagen sollte, würde ich ihn sofort vor die Tür setzen. Jones versucht, die Kinder ins Spiel zu bringen, damit sie die Scheidung zurückzieht und er glimpflich davonkommt. So könnte er sie weiter betrügen und würde nicht einen Teil seines Vermögens verlieren.
„Tut mir leid, William. Ich habe dir so oft vergeben, aber irgendwann ist Schluss. Ich kann das nicht mehr. Miss Elias hat recht. Entweder ich bekomme das, was ich fordere, oder wir klären das vor Gericht.“
Jones und Prescott sehen sich an, wenden sich von uns ab und flüstern sich gegenseitig etwas zu. Plötzlich setzt sich Prescott gerade hin, ballt die Hand zur Faust und reißt die Augen auf. Jones tätschelt seinen Arm, woraufhin sich Prescott wieder nach vorn beugt. Sie flüstern wieder miteinander und ich nehme ein leises „Das werde ich nicht zulassen“ wahr.
Wir werden zu keiner Übereinkunft kommen. Ich sehe uns schon vor dem Richter stehen. Falls es dazu kommen sollte, wäre es sogar möglich, dass Mrs. Jones mehr bekommt als das, was wir jetzt beanspruchen. Ich weiß, dass er ungefähr vierzig Millionen Dollar bei verschiedenen Banken und mehrere Aktienanteile an diversen Firmen hat. Außerdem hat er hier in Houston ein Penthouse, das Haus in den Hamptons und ein großes Ferienhaus in Florida. Sollte der Richter ihr die Hälfte zusprechen, dann würde ich mit meinen dreißig Prozent Honorar ein hübsches Sümmchen bekommen. Dann könnte ich damit ein kleines Haus in San Antonio kaufen und einrichten, damit meine Mutter dort leben kann.
Ich schaue auf die Uhr. Je länger die zwei sich unterhalten, desto ungeduldiger werde ich. Mit den Fingernägeln trommele ich auf der Tischplatte herum.
„Also gut, Eva.“ Jones dreht sich zu uns herum. „So leicht gebe ich mich nicht geschlagen. Wir sehen uns vor Gericht wieder.“ Diese Aussage von Jones scheint seinem Anwalt nicht besonders zu gefallen, denn er lässt den Kopf sinken. Er hat wohl auf eine außergerichtliche Einigung gehofft. Für ein paar Sekunden hält Jones den Blickkontakt zu seiner Frau. Doch ihre Miene bleibt steinhart, woraufhin er aufsteht und den Raum verlässt.
„Na dann, Herrschaften“, verkündet Prescott. „Ich werde schnellstmöglich einen Termin bei Gericht beantragen.“ Er steht auf, packt seine Unterlagen ein und kommt um den Tisch herum. Als er neben mir steht, erhebe ich mich und reiche ihm die Hand.
„Ich freue mich schon darauf, Sie vor Gericht zu erleben, Frau Kollegin. Mir wurde schon berichtet, dass Sie nicht gerne verlieren, und ehrlich gesagt freue ich mich darauf, der Erste zu sein, der Sie in die Knie zwingen wird.“
„Freuen Sie sich nicht zu früh, Herr Kollege.“
Prescott verlässt den Raum und Eva steht auf. Sie stellt sich neben mich. „Danke für Ihren Einsatz.“
Sie wirkt erleichtert, dennoch sehe ich die Tränen in ihren Augen. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht so einfach ist, eine Ehe, die so lange gehalten hat, mit einem Schnips zu beenden.