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„Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht“ (Oscar Wilde)

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„Komm, lass uns zum Neckar gehen. Die Sonne scheint, ich hab die Gitarre dabei und du hoffentlich noch deinen Songtext im Kopf. Wir jammen ein bisschen.“ Nick zahlte die beiden Getränke, und Rebecca war von seinen Worten einfach nur noch verzaubert.

Sie kannte diese ungezwungene Art nicht mehr, seit sie achtzehn Jahre alt gewesen war, und Nick wusste, wie man in den Tag hinein leben konnte, ohne sich dem Alltagsstress und der dazu gehörigen Hektik auszusetzen. Sie fing an, diese Art zu genießen, und ließ sich einfach mitreißen.

Kurze Zeit später saßen Rebecca und Nick am Neckar-ufer auf der Wiese, viele junge Leute um sie herum und Rebecca kam sich auf einmal vor, als wäre sie selbst noch eine junge Studentin, die noch keine Familiensorgen und Eheprobleme hatte.

Die Zeit verging viel zu schnell und das Jammen mit Nick war fantastisch. Rebecca sang, wie sie in den letzten Jahren nicht mehr gesungen hatte. Früher war sie in einer Schulband, und ihr Musiklehrer meinte immer, sie würde es mal zu was bringen, eine gute Sängerin werden, so richtig im Showbusiness. „Aber daraus wurde bis jetzt nichts“, dachte Rebecca, als sie gerade auf ihre Armbanduhr schaute. „Mein Gott, ich hab ja völlig die Zeit vergessen ... Ich muss nach Hause, Till kommt gleich heim vom Fußballtraining, er hat keinen Schlüssel ... Sorry, ich muss mich verabschieden, Nick!“

„Komm, ich nehm dich mit. Bin mit dem Fahrrad hier, du kannst dich auf den Gepäckträger setzen, musst nur die Gitarre irgendwie festhalten.“ Nick sprühte mit seinem jungenhaften Charme nur so um sich und Rebecca konnte nur einfach Ja sagen ...

Auf dem Fahrrad kam sie sich vor wie ein Teenager, der Wind wehte leicht durch ihre langen blonden Haare, die Sonne schien ihr ins Gesicht, und sie klammerte sich an Nicks Bauch, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor, weil ihr doch der große Gitarrenkoffer auf dem Rücken schwer zu schaffen machte.

Till stand schon vor der Haustür, total verschwitzt und schmutzig vom Fußballspielen. „Hey Mama, ich warte schon eine halbe Stunde, keiner ist da, und ich muss mal ganz dringend auf Klo ...“, motzte Till keuchend mit hochroten Kopf. Eigentlich wollte Till nie Fußball spielen, wegen seines Asthmas, aber Martin bestand darauf, dass sein Sohn Fußball spielte.

Rebecca bedankte sich bei Nick und fragte ihn, ob er Lust hätte, noch etwas mit ihr zu trinken. Sie war gerade so in Feierlaune, nach dem schönen Tag am Fluss.

Till rannte erst einmal ins Badezimmer, und Nick nahm die Einladung dankend an.

„Der Rest der Familie trudelt sowieso erst spät abends ein, wobei Annika gar nicht nach Hause kommt, sie schläft heut bei ihrem Freund.“

„Und Stina? Was macht sie so am Wochenende, hat sie auch einen Freund?“, wollte Nick wissen.

„Ach nein, das hat noch Zeit, sie ist mit Umweltprojekten und Tierschutz sehr beschäftigt, geht auf Demos und versucht, die Welt zu retten ...“

Nick gefiel die Einstellung von Stina.

Nachdem Till mit Essen und Trinken versorgt war, setzte er sich in seinem Zimmer vor den PC, und Rebecca holte zwei kühle Bier aus dem Kühlschrank. Sie setzten sich auf die Terrasse und unterhielten sich angeregt über alles Mögliche ... „Kein Wunder, wenn man Philosophie studiert, da hat man wohl immer was zu sagen“, ging es Rebecca irgendwann durch den Kopf.

„So, jetzt muss ich aber langsam auch mal los. Hab heute Abend noch ein paar Übungsstunden mit meinen Jungs, wir haben in zwei Wochen unser erstes Konzert hier in Heidelberg, im Schwarz-Weiß-Café. Hast du Lust hinzukommen?“

„Meinst du nicht, ich bin dafür zu alt? Die denken dann alle, was wohl die Mutti da will ...“ Rebecca konnte sich mit dem Gedanken schlecht anfreunden.

„Ey Quatsch, du bist doch noch voll klasse drauf und siehst auch echt mal locker zehn Jahre jünger aus. Ich würd mich freuen ... Außerdem kannst du dann ein bisschen Blut lecken, und wer weiß? Vielleicht stehst du auch schon bald auf der Bühne mit deinem Song ... Ich finde ihn nämlich echt korrekt!“ Nick hatte wieder sein charmantes Grinsen im Gesicht, und Rebecca fühlte sich in ihre Jugendzeit zurückversetzt.

Warum sollte ich nicht auch den Sprung ins Ungewisse wagen? „Was mein Mann kann, das kann ich schon lange ... Nicht nur er sollte sich hier vergnügen ... Apropos, wo bleibt der eigentlich?“ Rebecca vernahm ein leicht sarkastisches „Hungergefühl“ im Kopf. Sie malte sich aus, wie ihr Ehegatte staunen würde, wenn sie auf einer Bühne stünde mit einer Band aus vier jungen Typen und ihr als Sängerin. Er würde nicht mehr aufhören mit dem Staunen ... Ach, wäre das eine gelungene Retourkutsche.

Rebecca hatte neue Pläne, und dieses Mal wusste sie ganz genau, wie diese auszusehen hatten und dass sie sich nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lassen würde.

Als Nick so an der Haustür stand und sich verabschiedete, fiel Rebecca zum ersten Mal auf, dass er einen Kopf kleiner war als sie. Aber sein Charme und seine Ausstrahlung hatten das die ganze Zeit verdeckt. Wie sich seine Haare wohl anfühlen würden, und seine Lippen? Er war noch so jung und lässig drauf.

Rebecca fing an zu träumen, wurde aber schnell wieder herausgerissen aus ihrer Traumwelt, als Till die Treppe heruntergepoltert kam und irgendetwas Unwichtiges brüllte, was er gerade unbedingt bräuchte ...

„Also, wir sehen uns im Chat und demnächst beim Konzert, ich zähle auf dich, Summer of Love ...“ Nick zwinkerte Rebecca zu und schwang sich sportlich auf sein Rad.

Summer of Love und ein großes Sonnenblumenfeld

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