Читать книгу Summer of Love und ein großes Sonnenblumenfeld - Lina Nordmeer - Страница 12
Ein Gästezimmer ist manchmal sehr viel wert
ОглавлениеMartin kam jeden Abend erst spät nach Hause, und Rebecca zog ins Gästezimmer um. Dort standen ihr PC, ihre Gitarre und ein Ausziehsofa, auf dem sie seit einer Woche schlief.
Sie konnte die Vorstellung nicht mehr ertragen, dass ihr Ehemann eine Geliebte hatte und von ihr die Vorstellung, sie sei ein naives Dummchen.
Rebecca war zu verletzt und zu stolz, ihren Mann darauf anzusprechen, sie wollte ihm nur gern eine Abreibung erteilen, an der er noch Jahre zu knabbern hätte.
An einem Abend saß sie wieder mal vor ihrem Chat und philosophierte mit Nick, als plötzlich Martin angetrunken vor ihr stand und provokant fragte, was sie eigentlich da dauernd im Internet zu suchen hätte.
„Glaubst du etwa, ich wäre zu dumm oder zu naiv dafür?“, platzte es aus Rebecca heraus.
„Wie bitte? Was soll das denn heißen?“ Martin hatte nicht mit so einer Antwort gerechnet. Er war von seiner Frau gewohnt, dass sie jedem Ärger aus dem Weg ging und sich eher ruhig verhielt.
Rebecca biss sich auf die Zunge und erwähnte nichts davon, dass sie vom Verhältnis ihres Mannes und seiner Sekretärin wusste, auch wenn es ihr sehr schwerfiel.
„Warum schläfst du nicht mehr bei mir im Schlafzimmer?“, fragte Martin. Er wollte alles und konnte es nicht ertragen, dass seine Frau sich langsam, aber sicher immer mehr auf den Pfad der Selbstverwirklichung begab und ihn dazu immer weniger brauchte.
Er wollte sich alles herausnehmen dürfen, verlangte aber von Rebecca, dass sie kleinlaut und stillschweigend alles zuließ. Martin war es schon immer gewohnt, dass er auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen musste. Er war der Sohn eines Mercedes-Autohaus-Besitzers, der einzige Sohn und Nachfolger, und hatte die Aufgabe, alles besonders gut und erfolgreich weiterzuführen. Diese Rolle war ihm in die Wiege gelegt worden, und so führte er sich auch zu Hause bei seiner Frau und seinen Kindern auf.
„Was hätte ich davon, neben dir im Bett zu liegen? Neben einem nach Alkohol stinkenden Mann, der dazu noch schnarcht und mich sowieso nicht mehr anrührt?“ Rebecca trieb es bei diesem Satz die Tränen der Wut in die Augen. Was bildete sich Martin eigentlich noch alles ein? Dass sie ihn auf Knien anbetete und noch dafür dankte, dass er sie betrog, noch dazu auf solch eine eklige Art und Weise?
Das war zu viel für Martin, er stand drohend mit wutverzerrtem Gesicht vor ihr und hob seine Hand.
„So redest du schon mal gar nicht mit mir!“, platzte er heraus. „Bleib doch in deinem Mauseloch, da passt du auch hin. Du bringst doch sowieso nichts auf die Beine, dazu hast du ja nur noch die Kinder und den Haushalt im Kopf ... Bilde dir bloß nicht zu viel ein, du dürres, viel zu groß geratenes Muttertier!“ Martin wurde gemein und beleidigend.
Rebecca fing an zu schreien, sie schrie so laut, dass es selbst ihr in den Ohren wehtat. „Raaaaaaaaaaaus! Lass mich in Ruhe und geh mir aus den Augen!“
Sie schubste ihn aus dem Zimmer und verriegelte die Tür hinter ihm, dann rutschte sie mit ihrem Rücken an der Tür hinunter und sackte völlig in sich zusammen. Es tat so weh, sie weinte und schluckte dabei all ihre Trauer und Wut hinunter.
Jetzt war wirklich der Moment erreicht für eine Veränderung. So konnte und wollte sie nicht mehr weitermachen in ihrem Leben.