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liebespfeil eisenbahn

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Die heisere Dampfpfeife ist zum Schweigen gebracht worden, und die dicken schwarzen Rauchwolken der Lokomotiven haben sich zerstreut, aber die Geschichte von meinen Großeltern und dem Liebespfeil Eisenbahn hat überlebt. Meine Tanten haben dafür gesorgt, sie so weiterzugeben, wie sie sie von ihrer Mutter und voneinander gehört haben, all die Jahre lang. Die Geschichte kann sogar meine Mutter erzählen, lieber als die ihrer eigenen italienischen Verwandtschaft, die sich niemals durch Triumphe der Liebe ausgezeichnet hat. Meine Mutter und meine Tanten erzählen sie und manchmal sogar mein Vater, mit Varianten: dass beide aus Beit Jala stammten, wo sie sich nie begegnet waren, dass sie der gleichen Glaubensrichtung angehörten und sogar einen gemeinsamen Nachnamen hatten (mein Großvater war der Cousin seiner zukünftigen Schwiegermutter, sie hatte einen ausrangierten Meruane in ihrem Stammbaum), dass mein Großvater mit seinem künftigen Schwager in die Schule gegangen war und all das nicht gereicht hatte, um in den Clan aufgenommen zu werden. Meine Großmutter Milade oder Maria sollte einen aus dem engeren Kreis heiraten. Das Stammesgesetz (wie mein Vater es ausdrückte) sprach sich für einen der vielen Sabajs aus, ihre Nachbarn in Chile. Meine Großmutter hatte einen Bewerber, der zwar keine Reichtümer besaß, dafür jedoch mit etwas Land gesegnet war. Kurz bevor Maria meinen Großvater kennenlernte, schaffte sie sich diesen Sabaj vom Hals. Dieser Teil der Geschichte entzückt meine ledige Tante, meine Tante-die-Erstgeborene, die sich an dem Punkt vielleicht mit ihrer Mutter identifiziert: Milade oder Maria hielt es für angebracht, diesem Sabaj mitzuteilen, er sei zu alt für sie und außerdem hässlich, so hässlich, dass man einen Schreck bekomme, wenn man ihn bei helllichtem Tag sehe. Denken Sie nur, wie wird das erst sein, wenn ich Ihnen nachts begegne, sagte sie. Damit war das Werben beendet. Meine Großmutter blieb ledig, im beunruhigenden Alter von fünfundzwanzig Jahren. Bald ist der Zug abgefahren, sagten oder flüsterten die anderen. Aber sie stieg in letzter Minute in den Waggon, und aus eigener Überzeugung, wie ihre Kinder und meine Mutter beharrlich erzählen. Ausgerechnet auf einem Bahnsteig sahen sie sich zum ersten Mal. Auf dem nicht mehr existierenden Bahnhof von Llay-Llay. Sie stieg dort um nach Santiago, in Begleitung ihres Bruders, mit dem sie Geschenke für die Frauen der Familie kaufen musste, in die er hineinheiraten sollte. Dem Bruder war mein Großvater aufgefallen, als er aus dem Zug kam, um ebenfalls umzusteigen, allerdings war Isa oder Jesús oder Salvador in die entgegengesetzte Richtung unterwegs: nach Süden. Mein Großvater war so alt wie sie, oder sie war ihm um ein, zwei Jahre voraus oder auch nur einen Monat, das ließ sich niemals klären. Und er sollte behaupten, um die Sache noch zweifelhafter zu machen und sie zu ärgern, er habe meine Großmutter allein auf dem Bahnhof angetroffen, meine Großmutter mit ihrem langen krausen, geflochtenen Haar, in der Hand einen Weidenkorb, aus dem sie lauwarme Sandwichs anbot, im Pulk der anderen Verkäufer, die die Reisenden bedrängten. Großvater behauptete, Maria habe mit ihm geflirtet, ihm das Schinken- oder Mortadella-Brötchen für einen Sonderpreis angeboten, und so habe alles angefangen. Und mein Vater, wie zuvor der seine, lacht beim Erzählen. Er lacht schallend und für sich allein über diese Bosheit, die seine Mutter so wütend machte. Vielleicht fürchtete sie, jemand könnte diese Version ihrer Begegnung glauben. Und wenn schon, denke ich, mag sie doch eine Straßenverkäuferin gewesen sein wie so viele Araber damals. Da fällt mir auf, dass Schweigen eingetreten ist. Mein Vater ist es leid, die Geschichte zu wiederholen, die wir bereits kennen, oder er hat beim Fahren nichts weiter hinzuzufügen. Vielleicht lenkt ihn auch ein Straßenschild ab. Er verstummt, neben ihm meine Mutter, abwesend oder dösend, ihre nackten Füße auf dem Armaturenbrett. Meine Brüder sitzen neben mir, jeder blickt aus dem Fenster. Wir sitzen so wie immer, wenn wir zusammen sind, wie früher, bei unseren Ausflügen. Abgelenkt auf der kurvenreichen Straße, mit dem Kopf irgendwo anders.

Heimkehr ins Unbekannte

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