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Pferde als Schauspieler

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So, wie ich Houdinis stille Fähigkeiten erkannte und ausbaute, ge­hört es zu meinen wichtigsten Aufgaben, die Stärken eines jeden Pferdes zu erkennen, sie darin zu fördern und sie nicht dazu zu brin­gen, etwas zu tun, was ihnen nicht liegt oder keinen Spaß macht. Ich erkenne in der ersten Viertelstunde, ob Finder eine gewisse Aufgabe ausführen kann. Ich dränge ihn nie, weil ich seine Grenzen kenne. Das ist ein weiterer Grund, warum wir mehrere Pferde für dieselbe Rolle verwenden. Wenn das Pferd das, was für die Szene erforder­lich ist, gerne tut, ist seine Leistung viel besser.

Vermutlich ist Finder eines der berühmtesten Pferde überhaupt. Er ist unglaublich. Er rennt und ist verspielt. Solange er rennt und springt, geht es ihm gut. Lange stillzustehen fällt Finder genauso schwer wie meinem lebhaften Sohn. Finder ist kein geduldiges, stilles Pferd. Er hält es nicht aus, in einer Szene nichts zu tun, wäh­rend der Schauspieler eine Stunde lang seinen Dialog wiederholt. So was ist die reine Folter für ihn. Er wehrt sich mit allen Mitteln dage­gen. Stillzustehen ist schließlich nicht sein Job.

Ich helfe, Finders Persönlichkeit und seine Reaktionen für die Kamera einzufangen. Auch wenn manche das, was er tut, nicht als Schauspielern bezeichnen würden, habe ich festgestellt, dass er in Gegenwart anderer mit besonderem Eifer spielt. Er lässt mich Emo­tionen hervorrufen, die er dann zeigt, und seine Miene ist leicht zu deuten. Ich habe noch nie ein ausdrucksstärkeres Pferd gesehen. Er ist zwar von Natur aus glücklich, aber wenn seine Rolle es erfordert, handelt er auf kontrollierte Weise wild.

Finder vertraut mir hundertprozentig. Als wir die Szene in Ge­fährten filmten, in der er im Niemandsland gefangen zu sein schien, musste er starke Emotionen ausdrücken. Er musste das Weiße in den Augen zeigen und sie verdrehen, als hätte er Angst. Obwohl die Lage in Wirklichkeit nicht ernst war, fand die Szene im Schlamm, Wasser und Regen statt. Das gefiel uns nicht. Um es so aussehen zu lassen, als wäre er in Gefahr, mussten wir einander vertrauen.

Um sich beim Filmen mit Pferden entspannen zu können, müssen Schauspieler vor den Dreharbeiten viel Zeit mit den Tieren verbrin­gen. In Gefährten lernte der Schauspieler Jeremy Irvine die Pferde kennen, indem er sie striegelte und beim Ausmisten der Ställe half.

Finder ist es egal, ob der Schauspieler in einer Szene mit ihm spielt oder nicht. Während der Schauspieler Handlungen ausführt und Dialoge spricht, scheint es nur so, als würde das Pferd auf ihn reagieren. Ich bleibe im Blickfeld des Pferdes und lenke es. In Wahrheit hört es auf mich und nicht auf den Schauspieler.

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