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Freitag und Samstag verstrichen, es kam der Sonntag. Um elf saß ich über meinen Frühstückskrümeln, rauchte und schrieb gerade, als das Telefon klingelte.

»Hallo?«

»Caspar?«

»Ich sehe mal nach, ob er noch da ist«, sagte ich im Tonfall eines Mitbewohners, der zufällig gerade hereingekommen ist. »Ich habe gehört, wie er hinunterging.«

»Schon gut, mein Bester.«

Er hängte ein, bevor ich es tat.

Dieser schlaue Hund. Was konnte er im Schilde führen? Alles mögliche; sehr wahrscheinlich hatte es mit Jordanien zu tun. Es ärgerte die Israelis ungeheuer, einen Großteil ihrer alten Schriften in Jordanien verstreut zu wissen, außer Reichweite und, zumindest für einen nicht sehr reichen Staat, unbezahlbar. Sie konnten natürlich nicht ohne Mittelsmänner kaufen. Hin und wieder schafften sie es über eine internationale Agentur, an etwas zu gelangen; aber auch das erwies sich als teuer, wenn es keine Schenkung war, eine von dreißig Schillingen pro Quadratzentimeter aufwärts. Sie mußten sich vergewissern, was sie kauften und was sonst noch verfügbar war. Leute wie Uri mußten sich über die internationale Gerüchteküche auf dem laufenden halten. Sollte er das doch zu einer passenderen Zeit tun.

Ich war um halb zwei zum Essen verabredet und ging um eins los, um einen Aperitif einzunehmen. Um drei war ich wieder zurück, irgendwie unruhig. Ich warf einen Blick in das Buch, um zu sehen, ob jemand angerufen hatte.

13.10 Gespräch für Dr. Laing, ein Herr.

13.15 Gespräch für Dr. Laing, eine Dame.

Welche Dame? Welcher Herr? War nichts hinterlassen worden? Warum gab es keine weiteren Einzelheiten? Heiliger Zorn überkam mich. Die Handschrift von Mrs. Lewin! Ein ewiger Kampf. Die einfältige Mrs. Lewin, die nie etwas notierte, hielt wohl gerade ihr Mittagsschläfchen. Ich suchte sie auf.

»Mrs. Lewin!«

»Hm? Was? – Was ist los?«

Ich mäßigte mein lautes Hämmern.

»Ich hoffe, ich störe Sie nicht, Mrs. Lewin.«

»Wie? – Einen Augenblick.«

In ihrer muffigen Bude quietschte und raschelte es. Meine Wut verrauchte glücklicherweise.

»Ich sah gerade, daß ein paar Anrufe für mich angekommen sind.«

»Ja. Ich komme schon.«

»Und ich finde die hinterlassenen Nachrichten nicht.«

»Einen Augenblick. Ich bin sofort ...«

»Deshalb fragte ich mich natürlich, wo Sie sie hingelegt haben mögen.«

Die Tür öffnete sich. Mrs. Lewins aschgraue Wangen zuckten noch vom Zurechtrücken der falschen Zähne. Sie wirkte grimmig.

»Es gab keine!« sagte sie.

»Keine Nachrichten?«

»Nein. Ich habe gefragt. Der Mann sagte, es sei nicht wichtig. Er war Ausländer.«

»Und die Dame?«

»Auch sie nicht. Sie wollte nichts hinterlassen!« keifte Mrs. Lewis. Angst, Selbstmitleid und Wut rangen miteinander, und sie drückte ihre zitternde Hand an die Brust.

»Hat sie ihren Namen genannt?«

»Nein. Den wollte sie mir nicht sagen!«

Wenn dieser Trampel sie auch nicht danach fragte; sicher war sie in Gedanken schon bei ihrem verdammten Nickerchen gewesen.

»Haben Sie vielleicht die Stimme erkannt?«

»Nein! Es war keine von denen, die sonst ...«

Elizabeth also. Ganz sicher war es Elizabeth.

»Nun, es tut mir leid, Sie belästigt zu haben, Mrs. Lewin. Es ist nur so, daß ich ein dringendes ...«

»Derart an die Tür zu hämmern! Ich dachte, das Haus stünde in Flammen. Gerade war ich dabei einzunicken!«

Während ich wieder hinaufging, hörte ich, wie ihre Tür zuknallte.

Elizabeth. Wieso rief mich Elizabeth um ein Uhr fünfzehn an? Vielleicht sollte ich sie jetzt lieber anrufen. Das tat ich. Niemand meldete sich.

Hm. Frustration lag in der Luft. Der alte Adam würde bald ein wütendes Geheul ausstoßen. Aber schließlich hatte das Mädchen keine Nachricht hinterlassen. Das bedeutete wahrscheinlich, daß sie wieder anrief. Aber wann? Sicherlich vor vier Uhr, der verabredeten Zeit. Jetzt war es Viertel nach drei.

Ich nahm mir den »Observer« und vertiefte mich ins Lesen. Es schien sich um einen langen Artikel über das Fechten zu handeln. Das Telefon klingelte. Ich fiel fast aus dem Sessel, als ich danach griff.

»Hallo?«

»Caspar?«

Mein Atem ging heftig. »Du bist heute ein besonders hartnäckiger Schuft.«

»Immer ganz der Alte. Wie geht es dir?«

»Bin schwer krank.«

»Wo fehlt's denn?«

»Habe mir ein Bein gebrochen.«

»Ich komme und heitere dich auf.«

»Ich will gerade ausgehen. Tanzen.«

»Hör mal, mein Lieber«, sagte Uri, immer noch freundlich, aber mit einem Unterton, der deutlich machte, daß der Spaß vorbei war, »du bist um vier Uhr zu Hause.«

»Ich werde um vier nicht zu Hause sein.«

»Du hast keine Verabredung mit Lady Lulu.«

»Ich habe doch eine Verabredung mit Lady Lulu.«

»Die hast du nicht«, sagte Uri.

»Wie bitte?«

»Ich hab' sie angerufen. Sie mußte weg. Wenn sie es nicht bereits getan hat, wird sie dich noch anrufen.«

»Was, zum Teufel ...«

»Caspar. Alter Freund«, sagte Uri, und seine Stimme senkte sich um eine volle Freundschaftsoktave. »Würde ich dir das antun, wenn es nicht um eine Sache von äußerster Dringlichkeit ginge? Sei vernünftig. Und sei zu Hause − um vier. Ich rufe gerade aus einer Telefonzelle an. Ich werde dich mit einem Wagen abholen, mit dem ich dich nach London bringe. Du kannst um neun wieder zurück sein, wenn du das möchtest. Du vergibst dir nichts, hast aber viel zu gewinnen. Das ist mir jetzt sehr ernst.«

Das will ich für dich auch hoffen, dachte ich wütend.

»Caspar«, sagte er nach kurzer Pause.

»Ja.«

»Tut mir leid, Caspar. Aber, wie man so schön sagt, diese Sache ist wichtiger als wir beide zusammen. Du wirst sehen.«

»Also gut.«

»Ich überlaß es dir, du sagst mir dann, was ich tun kann.«

»Das kann ich dir auch sofort sagen. Fahr zur Hölle.«

»Ja, mein Lieber. Bleib, wo du bist. Bis um vier dann.«

Das Geheimnis der Menora

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