Читать книгу Das Geheimnis der Menora - Lionel Davidson - Страница 5
ОглавлениеIch kam im Norden heraus, wohlgemerkt, im Norden, und wandte mich nordwärts: mit zehn Männern, zwanzig Lasttieren und dreißig Tagesrationen.
Wir aßen spärlich, und jeder hoffte, mit einem Rest seines Proviants zurückzukehren. Zweifellos hatten alle noch das frühere Mal in Erinnerung, als sogar Vogeldung als Nahrung gehandelt werden mußte – zehn Schekel für ein Viertel, wie die Geschichte überliefert und wie betont werden muß.
Wir marschierten nachts, die Fracht gleichmäßig aufgeteilt: Jedes Tier trug hundert Kilogramm, bei einer Gesamtlast von zweitausend Kilo, alles in Barren, ein geheimes Gut.
Was den Rest betraf, so trugen die Unteroffiziere das OEED und die Feldwebel die Ausrüstung. Die gemeinen Soldaten trugen das Werkzeug: Schaufeln, Hacken und Brechstangen.
Nach einhundertfünf Kilometern, wohlgemerkt, erreichten wir den Ort und vergruben das OEED. Aus Gründen strengster Geheimhaltung nahmen an dieser Operation nur die gemeinen Soldaten und ich selbst teil. Andere Zeugen gab es nicht. Und hier liegt es: In einer Tiefe von, genau gesagt, zwei Metern, gut verschnürt, bedeckt mit einer Schicht blauer Marmorbrocken und mit Holzbohlen gesichert: Die Vorkehrungen entsprachen den gesondert erteilten schriftlichen Anordnungen.
Die Barren liegen anderswo; ohne dergleichen Vorkehrungen wurden sie, entsprechend den gesondert erteilten Anordnungen, auf verschiedene Orte verteilt.
Nach all der Mühe kehrten wir um, genauer gesagt: ich, zwei Offiziere, zwei Unteroffiziere, zwei Feldwebel und vier gemeine Soldaten. Bei der ersten Rast riefen die Offiziere und Unteroffiziere die Soldaten paarweise beiseite und erwürgten sie.
Beim nächsten Halt, während der Fütterung der Tiere, wurden die beiden Feldwebel getrennt zur Arbeit geschickt und von den zwei Unteroffizieren gemeinsam erwürgt. All dies geschah vorschriftsmäßig mit Stricken, und das Begräbnis fand mit allen dazugehörenden Ehren statt.
Nachts im Lager, während sie schliefen, waren die beiden Unteroffiziere an der Reihe. Die Offiziere, die dies zu zweit erledigten, töteten sie mit Messern; alles geschah den Vorschriften entsprechend, mitsamt Begräbnis und dazugehörenden Ehren.
Die beiden Offiziere waren vereidigt. Sie trifft keinerlei Schuld.
Sobald die Arbeit getan war, brachen wir das Lager ab und marschierten weiter. Gegen Mitternacht jedoch wurden wir im Dunkeln überrascht und zum Anhalten gezwungen: Ein berittener Trupp, ein größerer Trupp war aufgetaucht. Ihr Anführer – ein Hauptmann, wie unsere eigenen Offiziere feststellten – war eindeutig vom Nordkommando und legte uns ordnungsgemäß unterschriebene Befehle vor, mit denen wir ersucht wurden, ihn zu seinem Hauptquartier zu begleiten.
Sollte ich falsch gehandelt haben, dann aus Gründen mangelnder Kenntnisse und um die Sicherheit zu gewährleisten. Niemand hatte mich davon unterrichtet, daß das Nordkommando an diesem Unternehmen beteiligt war, und ich konnte mir wahrhaftig keinen Grund denken, warum dieses Kommando beteiligt sein sollte. Der junge Offizier konnte mir auch keinen nennen. Überdies lauteten seine Anweisungen, unser ganzes Unternehmen, die Fracht und die Männer, seien dem Nordkommando zu übergeben, was inzwischen gar nicht mehr möglich war, dabei war doch alles genau den Vorschriften gemäß ausgeführt worden.
Deshalb weigerte ich mich, die Autorität des jungen Offiziers anzuerkennen, und wurde unverzüglich unter Arrest gestellt. Und so marschierten wir weiter, bis wir um zwei Uhr nachts eine Biwakstelle zwischen Felsen erreichten, wo wir das Lager aufschlugen.
Der junge Offizier verhielt sich äußerst korrekt, ihn trifft keine Schuld. Er verlangte nicht von mir, bei den gemeinen Soldaten zu schlafen, obwohl er natürlich Wachen für mich aufstellte. Die Wachen ihrerseits erwiesen mir allen Respekt und gestatteten mir, während der Nacht hinter einen Felsen zu gehen, wo die Tiere lagen, um meine Notdurft zu verrichten. Ich kletterte hinauf und entkam.
Sie schlugen sogleich Alarm und verfolgten mich, doch meine genaue Kenntnis dieses schwierigen Geländes ermöglichte mir, ihnen zu entkommen. Im Schutze der Dunkelheit verfolgte ich eine ganz einfache Strategie: ich stieg wieder hinab, jagte die Tiere in eine Richtung und machte mich selbst in die andere davon.
Die Verfolgung wurde ordnungsgemäß durchgeführt, niemand ist dafür zu tadeln. Von einem hochgelegenen Versteck aus beobachtete ich das Geschehen. Gegen Mittag wurde die Verfolgung abgeblasen, die Männer kehrten zurück, brachen das Lager ab und machten sich auf den Weg.
Ich hatte weder Nahrung noch Wasser.
Ich wartete die Dunkelheit ab, ehe ich mich rührte.
Die Strapazen hatten mich geschwächt, ich stürzte und brach mir den Arm. Der gesplitterte Knochen trat durch das Fleisch.
Ich hatte Fieber, und mein Zustand verschlechterte sich. Ich sah keinerlei Möglichkeit zurückzukehren, also wandte ich mich in Richtung der Wasserstelle, wo die Leute mich kannten.
In geschwächtem Zustand stieg ich hinab, voller Angst, angegriffen zu werden. Sie hatten Wachtposten aufgestellt, aus Furcht vor Partisanen.
Ich blieb liegen, bis ich mich sicher fühlte, und betrat heimlich die Siedlung. Ich bewegte mich auf ein Licht zu und sah zu meiner Freude, daß es die alte Parfümerie war. Der Wachposten dort achtete auf den Kessel.
Er kannte mich von früher, ein guter Kerl, nicht ungebildet, und genau der Richtige. Ich beschwor ihn, mich einzulassen, und er ließ mich ein. Wenn ich etwas Ungesetzliches getan habe, so trifft ihn keine Schuld.
Er hat gesagt, ich sollte es aufschreiben, an dem Tag, an dem er stirbt, damit sie es erfahren. Es war vier Tage, nachdem er gekommen ist, am 22. März, da ist er gestorben. Er hat gesagt, er würde mir sagen, was ich tun soll, wenn ich ihn beerdige, hat er aber nie getan. Er phantasierte, und so habe ich ihn nachts in den Blütenkorb gelegt und oben hinter der Quelle begraben.
Ich sagte ›Friede deiner Seele‹ und ›Gott sei dir gnädig‹. Er war ein guter Mensch, ein Priester.
Er ließ nicht zu, daß ich Hilfe holte, als sein Arm zu stinken anfing, er verbot mir, es irgend jemandem zu erzählen, aber ich sagte es dem Priester, der bei mir das Blumenöl holt, und der hat gesagt, ich hätte, als ich ihn beerdigte, die richtigen Worte gesprochen, und das hoffe ich sehr, allerdings ist er kein richtiger Priester.
Ich habe, was er geschrieben hat, ein zweites Mal abgeschrieben, ich habe mein Bestes getan. Er hat gesagt, er würde mir sagen, was ich damit tun soll. Ich habe eins zu den Curtains gebracht, zweihundert Meter hoch, zu dem Felsen, den man von hier aus nicht sehen kann, dem abgewandten. Es liegt im ersten Loch, wenn man vom Gipfel herunterkommt. Das zweite habe ich weiter unten, am Fuß des Abhangs versteckt, unter dem Weg, den man geht.