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Nach Einbruch der Dunkelheit landete ich in einer Boeing zusammen mit einer Ladung zionistischer Glaubenseiferer, auf die bereits ein Empfangskomitee wartete: Die Aussichtsterrassen waren überfüllt, hinter den Absperrungen standen sie dicht an dicht, Arme, Fähnchen, Hüte wedelten zum Willkommen. Das Getöse von allen Seiten hielt noch an, als ich durch die Zollkontrolle kam; ganze Sippen redeten auf hebräisch, jiddisch, deutsch und amerikanisch durcheinander. Eine Gruppe bärtiger Alter war offenbar nicht gekommen, um jemanden zu empfangen, sondern um eine weitere Spielart der Schöpfung zu bewundern, und produzierte sich zugunsten des Allmächtigen, indem sie das erst kürzlich komponierte Gebet für Luftreisen deklamierten (Nähme ich die Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, selbst dort ...).

Ein wunderliches Volk. Wie war sie damals entstanden, diese Verbindung zwischen dem unsichtbar Liebenden und dem Auserwählten Volk? Und wie konnte sie sich auf all ihren verschlungenen Pfaden über all die Jahrhunderte erhalten, obwohl er sie so schmählich im Stich gelassen hatte? Treue, eine großartige Eigenschaft.

»Dr. Laing?« Ein kleiner Kerl mit der Statur eines Affen war von einem Plymouth gesprungen, der im warmen Halbdunkel abgestellt war.

»Ja.«

»Schalom. Ich nehme Ihre Tasche. Zum King David Hotel, ja?«

»Stimmt.«

»Was ist denn das? Ein Mantel? Glauben Sie, in Israel schneit es?«

Natürlich schneite es in Israel, wenn auch nur gelegentlich. Aber das gehörte zum Spiel. In dieser Art würde noch mehr kommen. Man mußte das Gelobte Land einfach lieben, und zwar ziemlich wortreich, wenn man dort war.

Glücklicherweise war die Vaterlandsliebe des Taxifahrers genauso groß wie die Lust, mir zu zeigen, was in seinem Plymouth steckte. Nur vierzig Minuten und 60 Kilometer später waren wir in Jerusalem. Wir rollten die Jaffa Road hinab zur King David Street. Er bog in die Hotelzufahrt ein.

»Na, wie war die Fahrt, Caspar?«

»Rasant, Chaim.« Die Freundschaft war gediehen.

»Gute Straßen, was?«

»Die besten.«

»Es war mir ein Vergnügen«, sagte er, und ich dachte, er würde hinzufügen, »mit Ihnen Geschäfte zu machen.« Jeder Kontakt in Israel, sei es zu einem Schuhmacher oder zu einem Streichholzhändler, nimmt den Charakter eines Handels an, dessen Bedeutung sehr hoch eingeschätzt wird. Statt dessen zog er eine Karte hervor. »Hier. Wenn Sie mich wieder brauchen sollten.«

»Wieviel macht es?«

»Nichts. Ist schon bezahlt.«

Der Handel war besiegelt. Wir gaben uns die Hand. Ich ging hinein.

Das King David Hotel, bekannt durch Film und Literatur, war ebenfalls ziemlich bevölkert. Ich machte mich auf den Weg zur Rezeption, doch bevor ich dort angekommen war, trat eine Gestalt aus einer Gruppe auf mich zu.

In seinem gewohnten Umfeld sah er jünger, entspannter aus. Sein Schnurrbart wirkte weniger militärisch und seine krumme Nase freundlicher.

Lächelnd sagte er: »Schalom, schön, Sie zu sehen. Ich wußte, daß Sie kommen würden, mein Freund.«

Wenn das stimmte, dann war es ein klarer Fall von Zweitem Gesicht, denn ich selbst war mir dessen nicht sicher gewesen. Den ganzen langweiligen Tag über war mir nicht klargeworden, warum ich es tat. Aber jetzt war es geschehen.

Das Geheimnis der Menora

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