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ОглавлениеNachdem man sie eingelassen hatte, zeigten Nat und Angus ihre Ausweise, Nat schloss ihren Mantel in einem Schließfach ein, und sie traten durch eine aus drei Flügeln bestehende Sicherheitstür. Sie bestand aus schusssicherem Glas und war zusätzlich mit Gittern versehen, die in demselben hellen Rot gestrichen waren wie das Eingangstor. Dann passierten sie die Hauptkontrolle, eine Sicherheitsschleuse mit Metalldetektor, woraufhin sie vor einer weiteren versperrten Tür standen, die eine weibliche Bedienstete aufschloss und aufzog. Sie begrüßte Angus mit unverhohlenem Feixen.
»Hi. Schöner Anzug.« Sie war eine Afroamerikanerin mit großen braunen Augen. Sie sah schlank und fit aus in ihrer blauen Uniform. Eine Strähne schwarzen Haars lockte sich wie ein glänzender Angelhaken vor ihrem Ohr. »Schon gehört? Jerry Garcia ist tot.«
»Ich mag ihn immer noch.« Angus grinste. »Darf ich bekannt machen? Tanisa Shields – Natalie Greco, meine Kollegin.«
»Hallo.« Tanisa gab Nat die Hand, aber ihr Blick ließ Angus nicht los. »Da können Sie noch was lernen, Holt. Diese Frau weiß, wie man sich anzieht.«
»Aber ich mag meinen alten Pullover. Er bringt mir Glück«, sagte Angus, und Tanisa schnaubte.
»Yeah. Sie können von Glück sagen, dass ich ihn nicht in Brand setze.«
Nat war froh, dass sie sie bei ihrer Kabbelei nicht einbezogen. Sie hatte sich heute Morgen fünfmal umgezogen, hatte zuerst etwas Nonnenmäßiges, dann ein Zeltkleid, dann Daunenweste mit Jeans favorisiert und sich endlich für einen Hosenanzug aus braunem Tweed entschieden. Dazu trug sie eine weiße, perfekt sitzende Bluse und einen altmodischen Seidenschal. Hank hätte dieses Outfit gefallen, aber er war schon am frühen Morgen ins Büro aufgebrochen, sodass er weder von ihren Kleidern noch von ihrem heutigen Gefängnisbesuch etwas erfahren hatte. Letzterer hätte ihm wahrscheinlich weniger gefallen.
»Sie sollten sich auch von Ihrem Bart trennen.« Tanisa kicherte. »Sieht aus, als würde Ihnen ein verdammter Pudel am Kinn kleben.« Sie ließ krachend die Gittertür hinter ihnen ins Schloss fallen und verschloss sie dann wieder mit einem großen, groben Schlüssel.
»Ich liebe Frauen in Uniform«, sagte Angus, aber Nat lachte nicht.
Jetzt bin ich hier eingesperrt.
Tanisa drehte sich auf der gummibesohlten Ferse ihrer Arbeitsschuhe um und führte sie in einen breiten Gang, der offenbar an der gesamten Länge des Gebäudes, dem Stamm des T, entlanglief. Ein schwarzer Aufseher lehnte an der Wand und begrüßte Angus mit einem Nicken. Die untere Hälfte der Wand bestand aus minzgrünen Betonziegeln, die obere aus schusssicherem Glas, sodass man in die Räume hineinblicken konnte, die an den Gang grenzten. Der gebohnerte Zementfußboden hatte einen trüben Schimmer, und die Luft fühlte sich heiß und trocken an, überhitzt.
»Anhalten.« Tanisa hielt sie mit ausgestrecktem Arm zurück, und Nat spürte, dass ihr Körper Spannung aufbaute. Eine Reihe roter Glühbirnen an der Decke flammte unvermittelt auf.
»Was ist los?«, fragte Nat, und Angus wandte sich zu ihr.
»Am Ende des Ganges ist ein Zellenblock, und immer wenn die Gefangenen hier durchgeführt werden, gehen die roten Lichter an. Warten Sie einen Moment.«
»Gut.« Nat wechselte einen Blick mit dem Bediensteten, der ihr aufmunternd zuzwinkerte. Gleich darauf schlurfte eine Gruppe Gefangener in weißen T-Shirts und locker sitzenden blauen Hosen diskutierend und lachend vorbei. Sie waren weit weg, aber einige erkannten Angus und winkten ihm zu, und er winkte zurück.
»Meine Kinder«, sagte er weich.
Tanisa kicherte. »Dann brauchen Sie eine neue Familie.«
Angus sagte zu Nat: »Nur in Filmen essen und trainieren alle Häftlinge gemeinsam. In Wahrheit gibt es verschiedene Zellenblöcke, und nur die Gefangene eines Zellenblocks machen diese Dinge zusammen. Das Gebäude hier wird gerade renoviert, weil neue Zellenblöcke gebaut werden müssen.«
Nat nickte. Immer mehr Gefangene drängten in den Gang, und die roten Lichter brannten.
Angus fuhr fort: »Es wird versucht, die Bewegungen zwischen den Zellenblöcken auf ein Minimum zu reduzieren und Mitglieder von Gangs auf verschiedene Blöcke zu verteilen. Hier sind die meisten Gangmitglieder Latinos, danach kommen Weiße und Afroamerikaner.«
»Ich hab nicht gewusst, dass es so viele Latinos in Chester County gibt.« Nat hatte immer geglaubt, hier auf dem Land lebten hauptsächlich Weiße, aber als sie jetzt die Gefangenen beobachtete, erkannte sie, dass das ein Irrtum war.
»Sie kommen von Mexiko hier herauf, um auf den Pilzfarmen und den Reiterhöfen zu arbeiten. Manche Gangs sind äußerst gewalttätig. Tja, die Sitten von East L. A. haben sich auch in Chester County verbreitet.« Angus tätschelte ihre Schulter. »Aber machen Sie sich keine Sorgen. Diese Leute sind im Vollzugsbereich untergebracht, dem sogenannten Zellenblock A am Ende des Gangs, weit weg von unserem Unterrichtsraum.«
Ein Glück.
»Das hier ist das Büro, wo man die Neuzugänge erfasst und den Papierkram für die Gefangenen erledigt.« Angus zeigte nach links. »Und dort ist unser Unterrichtsraum. Daneben ist die Krankenstation, dahinter sind noch einige zusätzliche Hafträume, die zeitweilig von Kranken belegt werden, wenn es in der Krankenstation nicht genügend Betten gibt.«
»Schreiben Sie heute einen Test über das alles?«, fragte Tanisa, und Angus lächelte.
»Wie geht’s übrigens Ihrem Sohn?«
»Besser, danke.« Tanisa senkte ihren Arm, als keine Gefangenen mehr in Sicht waren und hinter den letzten Gefangenen der Gruppe die Gittertür verschlossen worden war. Die roten Lichter gingen aus. »Okay, Sie können.«
»Hier entlang, Natalie«, sagte Angus, und sie gingen ein paar Schritte den Gang hinunter. Dann betraten sie einen leeren Raum, dessen Betonziegelwände bis auf halbe Höhe weiß gestrichen waren; darüber war wieder schusssicheres Glas. Weiße Plastikstühle standen unregelmäßig verteilt an einem weißen Plastiktisch, an der Wand hing eine weiße Plastiktafel, auf der mit schwarzem Filzstift zu lesen stand: MEINE HANDLUNGEN; darunter zeigte ein Pfeil auf das Wort: KONSEQUENZEN. Es war so klischeehaft, dass Nat es kaum glauben konnte.
»Ich hole sie.« Tanisa drehte sich um und ließ die Tür offen. »Bis gleich.«
»Wenigstens ist es warm genug hier«, sagte Nat, nachdem sie gegangen war, nur um etwas zu sagen. Die Luft im Raum war noch heißer als im Gang, und sie roch vage nach Desinfektionsmitteln und Männerschweiß. Sie verstand, warum die Gefangenen nur Unterhemden trugen, und bereute im gleichen Moment die Wahl des Tweed-Anzugs. Tweed passte eher zu einem Hochsicherheitsknast.
»Das hängt mit der Renovierung zusammen. Entschuldigung.« Angus zog seinen dicken Seemannspullover über den Kopf, und sein Pferdeschwanz lockerte sich. Er warf den Pullover auf den Tisch. »In Teilen des Gebäudes hat man Wände herausgerissen. Die Räume sind offen, und der Thermostat reagiert mit Hitze. Das ist schon den ganzen Winter so.«
»Tanisa bewacht uns während des Unterrichts, oder?«, fragte Nat, aber in diesem Moment kamen die Gefangenen durch die offene Tür herein – etwa fünfzehn Männer in T-Shirts, blauen Arbeitshosen und Turnschuhen. Alle Formen, Farben und Größen von Männern waren vertreten. Es gab Schnurrbärte, Brillen, Halstattoos und ein, zwei goldene Halsketten. Alle waren ungefähr im gleichen Alter, um die dreißig.
»Guten Morgen, meine Herren«, sagte Angus mit einem Lächeln und trat zum Kopf des Tisches. »Wie geht es Ihnen?«
»Gut«, antwortete ein dünner Häftling, der sich auf den ersten Stuhl neben ihm setzte. Die anderen antworteten ebenfalls »gut«, oder »wie immer«, mit spürbarer Herzlichkeit, während sie um den Tisch herumgingen und ihre Plätze einnahmen.
»Dann bis später«, sagte Tanisa, und nachdem sie den Raum verlassen hatte, kam niemand anders, um sie zu ersetzen, was Nats Frage doch noch beantwortete.
Hilfe! Sie und Angus würden in der nächsten Stunde nicht bewacht sein, und die Gefangenen trugen keine Handschellen. Auch das hätte sie nicht geglaubt, wenn sie nicht im Begriff gewesen wäre, es selbst zu erleben. Angus krempelte die Ärmel seines Holzfällerhemds hoch, und Nat hielt ihre Papiere vor die Brust und schwitzte durch zwei Lagen Stoff und eine behelfsmäßige kugelsichere Weste hindurch. Sie vermied es, die Gefangenen direkt anzusehen, die ihrerseits keinen Blickkontakt mit ihr suchten. Die meisten hatten die Köpfe gesenkt und wirkten unterwürfig wie Studenten, die ihren Text nicht gelesen hatten. Noch nie in ihrem Leben.
Angus rieb die Handflächen aneinander. »Meine Herren, ich dachte, es ist Zeit für eine kleine Programmänderung. Sie brauchen mal was anderes als immer neue Probleme der persönlichen Lebensführung.«
Sie kicherten, und Nat machte sich bereit.
»Das hier ist Professor Natalie Greco, sie unterrichtet einen Kurs im Fach Rechtsgeschichte an unserer Uni. Es geht in diesem Kurs und in dem Vortrag, den sie uns heute halten wird, um Recht und Gerechtigkeit. Ist das etwas, wozu Sie eventuell eine ganz persönliche Meinung haben?«
»Ich wette, die wollen Sie nicht hören!«, rief ein schwergewichtiger Häftling, und alle lachten.
»Na gut. Dazu später. Aber bevor wir anfangen – ich sehe zwei neue Leute hier.« Angus deutete auf das andere Ende des Tisches, wo zwei Gefangene saßen; der eine stämmig und tätowiert, der andere schlanker und mit einer Brille, deren Rahmen mit Klebestreifen zusammengehalten wurde. »Tut mir leid, kenne ich Sie beide?«
»Kyle Buford«, antwortete der Stämmige. Obszöne blaue Tätowierungen bedeckten seinen überentwickelten Bizeps.
»Pat Donnell«, sagte der Mann mit der zerbrochenen Brille.
Angus zog die Brauen zusammen. »Wer hat Ihnen erlaubt, heute hier zu sein? Ich kann mich nicht erinnern, Ihre Unterlagen bekommen zu haben.«
»Keine Ahnung«, antwortete Buford, und Donnell nickte. »Sie haben uns nur gesagt, wir können heute anfangen. Wahrscheinlich standen wir einfach oben auf der Liste.«
»Ich werde das prüfen. Willkommen erst einmal. Würden Sie jetzt so gut sein und sich Professor Greco einzeln vorstellen? Wir machen es heute wie bei den Pfadfindern.«
Die Gefangenen lachten erneut, dann bildeten sie eine Reihe, und sie hörte ihre Namen, ihre Stimmen und nahm ihr Lächeln wahr, was ihre Nervosität linderte und auch ihnen guttat. Aus anonymen Häftlingen wurden Menschen. Sie sahen auf einmal ganz anders aus, ihre Augen schienen heller zu werden, ihre Köpfe hoben sich, und dann saßen sie am Rand ihrer Stühle, als hätten sie eine neue Identität. Sie dachte daran, dass Angus gesagt hatte, er behandle die Gefangenen als Individuen, und die Wirkung war deutlich zu sehen.
»Bevor ich es vergesse. Noch kurz zu einer leidigen Geschichte. Erinnern Sie sich, dass wir letzte Woche über das Problem der Staphylokokkeninfektion gesprochen haben?« Angus schwieg, und alle nickten. »Ich habe dem Gefängnisleiter geschrieben, und er sagt, dass es keine Verlegungen wegen MSRA geben wird.«
»Aber man kann von diesem Zeug sterben!«, murrte ein Häftling.
»Tut mir leid, etwas anderes habe ich nicht erfahren.« Angus hob warnend einen Arm. Der Stoff seines Holzfällerhemds war am Ellbogen fast durchgescheuert. »MSRA ist eine verbreitete bakterielle Infektion in Gefängnissen. Übrigens auch in Krankenhäusern und Schulen. Es wird aber niemand woanders hingebracht. Das hier ist das neueste Gefängnis im Landkreis. Kein anderes ist so sauber wie dieses.«
»Und zwar deshalb, weil ich es putze!«, rief ein jungenhafter Gefangener, an dessen Hals ein goldenes Kruzifix hing. Alle lachten, selbst Nat.
Angus fuhr fort: »Die beiden Todesfälle hat es in Allegheny County gegeben. Hier sind die Bedingungen weit besser. Waschen Sie sich sooft wie möglich die Hände. Der Gefängnisleiter hat angeordnet, dass Leute mit offenen Wunden sofort ins Krankenrevier kommen. Sie müssen es nur einem Aufseher melden.«
»Was sind wir Ihnen dafür schuldig?«, fragte der Gefangene mit dem Kruzifix, und wieder gab es allgemeines Gelächter.
»Nichts, und bitte, geben Sie mir nicht die Hand.« Angus steckte die Hände in die Taschen, was zu noch mehr Heiterkeit führte. Der magere Häftling neben ihm hob vorsichtig den Arm.
»Darf ich eine Frage stellen, Angus?«
»Natürlich. Bitte.«
»Kommt Damian heute nicht?« Der Mann war so dünn, dass sein Brustbein aus dem V-Ausschnitt seines Unterhemds herausstach. »Ich habe ein paar Sachen für mein Gnadengesuch aufgeschrieben. Er sagte, er wollte es sich ansehen.«
»Tut mir leid. Damian ist krank. Geben Sie es mir, ich sorge dafür, dass er es bekommt.« Angus nahm den braunen Hefter, den der Gefangene ihm über den Tisch schob, öffnete ihn und blätterte die mit der Schreibmaschine geschriebenen Papiere durch. »Sieht gut aus, Jim. Sehr schön. Sie hatten einen Pflichtverteidiger bei Ihrer Verhandlung, oder?«
»Einen Fickverteidiger!«, unterbrach Buford, der tätowierte Muskelmann.
O Gott. Nat erstarrte.
Angus sah stirnrunzelnd auf. »Das reicht, Kyle. Wir haben heute einen Gast.«
»War ja nur Spaß, Mann.« Buford sah zur Seite. Seine rötlich geäderten, blauen Augen heischten bei seinen Mitgefangenen Beifall.
»Wir machen hier keine solchen Späße«, entgegnete Angus scharf. »Sie sind neu, aber Sie müssten eigentlich wissen, wie es hier läuft. Was Sie vor einem Bediensteten nicht sagen würden, sagen Sie auch hier nicht. Bitte entschuldigen Sie sich bei unserem Gast.«
»Schon gut«, sagte Nat, die dagegen war, die Sache breitzutreten. »Alles okay.«
»Sind Sie bereit anzufangen?«
Sicher nicht. »Klar.« Nat trat vor, während Angus ihr Platz machte. Sie legte die Mappe mit ihren Notizen vor sich auf den Tisch, fühlte sich aber nicht mutig genug, die Blätter herauszuholen. Was sie zu sagen hatte, konnte sie auswendig, aber sie fürchtete, aus dem Konzept zu geraten, wenn Buford weiterhin Löcher in sie starrte.
»Dann also vielen Dank«, begann sie, »dass ich die Gelegenheit erhielt, heute vor Ihnen sprechen dürfen. Bevor ich anfange, möchte ich Ihnen eine Frage stellen. Hat irgendjemand den Kaufmann von Venedig gelesen?«
Alle Gesichter vor ihr schienen auf einmal zu erschlaffen. Kaum verwunderlich. Am Ende des Tisches kicherte Buford und schüttelte den Kopf. Angus verschränkte die Arme und warf ihm einen zornigen Blick zu.
Ein Häftling hob die Hand. »Ich glaube, wir haben es mal in der Highschool gelesen. Es ist von Shakespeare, oder?«
»Ja.« Nat lächelte. Dann kam ihr eine bessere Idee. »Noch eine Frage: Hat einer von Ihnen schon mal den Namen Shylock gehört?«
»Ist das nicht so ein Typ gewesen, der Geld verliehen hat?«, fiel ihm ein anderer ins Wort, und dann hoben sich weitere Hände rund um den Tisch. Sie wollten wirklich lernen, dachte Nat, man musste nur herausfinden, wie man sie erreichen konnte.
Buford streckte seinen illustrierten Arm in die Höhe. »Ich find’ diese Lehrerin so was von geil«, sagte er und brach in Lachen aus.
»Schluss jetzt.« Mit grimmigem Gesichtsausdruck trat Angus vor. »Sie fliegen raus, und ich werde dafür sorgen, dass –«
Plötzlich brach eine Sirene vor der Tür in ohrenbetäubendes Geheul aus. Nat zuckte vor Schreck zusammen. Angus machte einen großen Schritt zur Tür, um nachzusehen, was los war. Die Gefangenen am Tisch verfielen in hektische Aktivität. Sie sprangen auf und schoben sich drängelnd zur Tür, während Rufe laut wurden: »Totalsperre!« »Los, los!« »Beeilt euch, es ist Totalsperre!« An der Tür entstand ein wildes Durcheinander.
Aus den Lautsprechern ertönte eine krächzende Stimme: »Achtung, Achtung! Totalsperre! Totalsperre! Alle Gefangenen begeben sich unverzüglich in ihren Zellenblock!« Der Bedienstete, der vor der Tür des Unterrichtsraums gestanden hatte, rannte den Gang hinunter.
»Was ist los?«, rief Nat in heller Panik.
»Bleiben Sie in meiner Nähe!« Angus packte sie und zog sie zur Seite, während die Gefangenen sich ungeordnet durch die Tür schoben.
»Bewegen Sie sich, Lady!«
»Los, los!«
»Wir müssen hier raus!«
Plötzlich wurde Nat gestoßen. Es war ein Gefühl, als hätte ein Lastwagen sie angefahren. Kyle Buford. Er drängte sich an sie. Die Wucht seines Körpers warf sie zurück, nahm ihr den Atem. Sie versuchte, ihm zu entkommen, aber da war er ihr schon ganz nah, so nah, dass sie seinen Atem riechen konnte. Dann merkte sie, dass Buford nicht versuchte, zur Tür zu kommen. Er versuchte, zu ihr zu kommen.
Sie schrie, als er sie mit beiden Armen umfasste, sie drückte und quetschte. Sie stolperte und fiel, stieß mit Kopf und Rücken auf den Zementboden. Schmerz durchzuckte sie, und sie war wie erstarrt, als Buford sich auf sie stürzte. Tränen des Entsetzens quollen ihr aus den Augen, und sie schnappte nach Luft. Sein Körper war tonnenschwer. Sie konnte nicht glauben, was passierte. Es war das reine Chaos. Alles ging viel zu schnell, als dass man es hätte verstehen können.
Angus packte Buford an der Schulter, doch der Gefangene wirbelte herum und hieb ihm seinen Ellbogen ins Gesicht, was ihn. wanken und stolpern ließ. Nat ballte die Fäuste und schlug zu. Buford griff in ihr Haar und stieß sie auf den Boden. Ihr Kopf explodierte in rasendem Schmerz. Ihre Fäuste öffneten sich und fielen zurück. Buford war auf ihr, versuchte, sie zu küssen, schob seine Zunge in ihren Mund.
Nein, bitte nicht!
Sie schlug um sich, verlor dann aber das Bewusstsein. Weit weg heulte die Sirene, und der Lautsprecher meldete sich aus einer anderen Welt, in einer anderen Zeit. Angus warf sich erneut auf Buford, doch Buford ließ sein Opfer nicht los. Er gebärdete sich wie ein wütender Köter, klammerte sich an ihr fest, riss ihre Bluse auf.
O Gott! Nein!!!
Er war jetzt bei ihrem BH, packte ihre Brüste. Sie spuckte, schlug ihm ins Gesicht, dann verließ sie erneut die Kraft. Sie konnte nicht wach bleiben. Sie konnte ihn nicht dazu bringen aufzuhören. Ihr wurde schwarz vor Augen.