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Nat schloss die Wohnungstür auf und betrat ihr Wohnzimmer. Noch nie hatte sie sich mehr gefreut, nach Hause zu kommen, obwohl sie schon immer sehr häuslich gewesen war. Liebevoll ließ sie ihren Blick über die beigefarbene Couch mit den vielen Kissen und den dazugehörenden Sesseln schweifen, die genau auf den quadratischen Sisalteppich passten. Weiches, indirektes Licht strömte vom Fenster in den Raum. Wenn man dort stand, hatte man einen herrlichen Blick auf den Schuylkill River. An den Wänden waren Bücherregale aufgereiht, ein literarischer Schutz gegen die Außenwelt. Auf einem Teaktischchen an einem Ende der Couch befand sich ein Stapel Romane, die sie sich zu lesen vorgenommen hatte; auf dem Tischchen am anderen Ende lagen die weniger wichtigen Bücher. Neben diesen Stapeln hatte so oft ein Becher gestanden, dass sich ein kreisförmiger Umriss in den Lack gegraben hatte wie ein Ehering.

Sie ließ ihre Handtasche auf den Boden fallen, streifte die Schuhe ab und tappte den Gang entlang zu dem gekachelten Bad, das gerade groß genug war für eine kleine Badewanne, Toilette, Sockelwaschbecken und zwei Not-Romanstapel : einer über der Toilette, der andere auf dem Boden neben der Wanne. Es waren meistens Taschenbücher, die nicht so leicht untergingen.

Sie drehte den Hahn auf und ließ das Wasser einlaufen, während sie Tanisas Jacke auszog. Dabei sagte sie sich, dass sie nicht vergessen dürfe, die Jacke zurückzugeben, und versuchte, nicht an Blut oder letzte Worte zu denken. Sie zog sich die zerrissene Bluse und den BH aus, ohne bei der Erinnerung daran zu verweilen, wie sie kaputtgegangen waren, dann schlüpfte sie aus ihrer Hose und der Unterwäsche und betrachtete den Taschenbuchstapel neben der Badewanne. Josephine Tey, Wilkie Collins, Dorothy Sayers – vertraute Namen, aber sie brauchte etwas, was ihre Stimmung hob. Als sie nach der neuen Janet Evanovich griff, fiel ihr Blick auf das Bild ihres nackten Körpers im Spiegel, und sie ließ das Buch fallen. Hässliche Kratzer verliefen kreuz und quer über ihre Brüste und ihren Bauch. Die Ränder der Wunden waren rot und geschwollen. Es sah aus wie die Spuren eines blutigen Rechens.

Buford. Seine Nägel. Seine Hände. Auf mir.

Sie holte ein Stück Seife und einen weißen Waschlappen und begann, sich gründlich zu waschen. Das Wasser war noch kalt, aber sie konnte nicht warten, bis es heiß wurde. Die Kratzer taten weh, und sie schrubbte fester, an allen Stellen, wo seine Hände gewesen waren, und die Schmerzen und das kalte Wasser waren wie ein Desinfektionsmittel. Sie hörte nicht auf, bis ihre Haut an der Brust so rot war, dass sie die Kratzer nicht mehr sehen konnte, dann nahm sie ein weiches weißes Handtuch und tupfte sie trocken. Das Handtuch versteckte die Wunden, auch vor ihr selbst.

Aber erst nach einem Schaumbad und zwei langen Kapiteln fühlte sie sich wieder einigermaßen normal. Beim Haarewaschen war sie vorsichtig gewesen wegen der Beule an ihrem Hinterkopf; dennoch hatte es hinter ihren Schläfen wieder zu pochen begonnen. Als sie die Wunden versorgt hatte, zog sie T-Shirt, Kaschmirpullover und Jeans an und ging in das Gästezimmer, das gleichzeitig ihr Arbeitszimmer war.

Die Wände waren voller Bücher, eine Sammlung von Kriminalromanen in kostspieligen Erstausgaben, einschließlich des Gesamtwerks von Erle Stanley Gardner. Nat war eine leidenschaftliche Sammlerin. Mit Bleistift geschriebene Namen und Preise oder blaue Stempel auf einem Vorsatzblatt erregten sie. Sie besuchte gern Bibliotheksverkäufe und liebte es, alte Bücher zu erstehen, in die frühere Bibliotheksbenutzer noch eigenhändig ihre Namen geschrieben hatten. Zufrieden ließ sie ihren Blick über die Reihe verblasster Jugendbücher streichen, in denen die berühmte Teenager-Detektivin Nancy Drew Kriminalfälle aufklärte. Heute würde sie selbst ein wenig Detektivin spielen. Sie setzte sich an ihren Computer und suchte im Telefonverzeichnis von Pennsylvania den Namen »Ron Saunders«.

Es gab zwölf Einträge. Sie prüfte jeden einzelnen und verwarf die Adressen, die zu weit weg lagen. Zwei waren aus kleineren Städten, die ihr nichts sagten; eine war in Pocopson. Roselawn Lane Nummer 524. Sie erinnerte sich an ein Schild mit dem Namen dieses Ortes vor einer Abzweigung auf dem Weg zum Gefängnis. Dort hatte der Beamte vielleicht gewohnt. Auch die Telefonnummer war angegeben.

Während sie die Daten las, versuchte sie sich vorzustellen, was dort in diesem Augenblick vor sich ging. Saunders hatte eine Frau, vielleicht Kinder. Familienangehörige und Freunde wären da, um ihr Beileid auszudrücken. Ein Haus der Trauer. Sie hatte eine Botschaft zu überbringen, und als Trost konnte sie lediglich erklären, dass sie es versucht hatte, aber den Mann nicht hatte retten können. Das Telefon stand neben dem Computer. Sie zögerte. Nahm den Hörer ab.

Beschönigen Sie nichts.

Sie legte den Hörer wieder hin.

»Liebling? Alles okay mit dir?« Hank kam geräuschvoll durch die Tür, mit flatterndem Mantel und Paul im Schlepptau. Am Abend hatte er sie zurückgerufen, und sie hatte ihm von dem Aufstand erzählt; daraufhin hatte er sein Geschäftsessen verschoben und war direkt nach Hause gekommen. Er öffnete die Arme, als er sie sah. »Ein Aufstand? Im Gefängnis?«

»Hallo, Baby.« Nat legte ihr Buch hin, stand von der Couch auf und ging ihm bis zur Mitte des Raumes entgegen, wo er sie in die Arme nahm und an sich drückte. Sein Mantel war beruhigend rau und enthielt noch die Frische des Winterabends draußen. Sie sank in seine Arme und fühlte sich sicher, als sie die mit Zigarrenrauch vermischte Nachtluft einsog.

»Was hast du in einem Gefängnis gemacht? Soll das ein Witz sein?«

»Ich habe einen Vortrag gehalten, und dann brach ein Aufstand aus.«

»DU MEINST DIESEN AUFSTAND AUS DEN NACHRICHTEN?« Paul stützte die Hände auf die Hüften und stand mit offenem Mantel da. Er trug einen italienischen Anzug mit bedruckter Seidenkrawatte und einen Ausdruck maximalen Entsetzens, den er gewöhnlich nur bei verpatzten Spielzügen eines Baseballmatchs zeigte.

»Seit wann hältst du Vorträge im Knast?« Hank hielt sie auf Armeslänge von sich und betrachtete entgeistert die Wunde auf ihrer Wange. Sie hatte – laut Anweisung des Sanitäters – das Heftpflaster gelöst, damit die Haut Luft bekam. »Baby, wer hat dich geschlagen? Einer von diesen Verbrechern?«

»Das ist eine lange Geschichte.« Nat hatte nicht vor, ihm in Anwesenheit ihres Bruders zu erzählen, was Buford mit ihr gemacht hatte. Sie ließ ihn los und strich sich das Haar hinters Ohr, damit es nicht mit der Desinfektionslösung in Berührung kam. »Gestern Nacht hatte ich vor, dir zu sagen, dass ich hinfahre, aber ich bekam keine Gelegenheit dazu.«

»WER HAT DICH DA HINGESCHICKT? HABEN DIE NOCH ALLE TASSEN IM SCHRANK?«

»Es gehört zum Ausbildungsprogramm einer Freien Hochschule. Ich bin mit dem Leiter des Studienprogramms hingefahren, und könntet ihr jetzt bitte aufhören, so zu brüllen?«

»ICH BIN ERKÄLTET. MEINE OHREN SIND ZU.«

»Du redest immer so laut, Paul.«

»SO BIN ICH EBEN. WAS IST DAS, FREIE HOCHSCHULE? DA GEHEN DOCH NUR ARME LEUTE HIN.«

Nat gab auf. »Die Freie Hochschule gehört zu unserer Fakultät. Mein Kollege Angus Holt führt sie.«

»UND WO, ZUM TEUFEL, HAT ER SICH HERUM-GETRIEBEN, ALS MAN MEINE SCHWESTER ZUSAM-MENGESCHLAGEN HAT? ICH SOLLTE IHN MIR MAL VORKNÖPFEN! WAS IST DAS ÜBERHAUPT FÜR EIN NAME: ANGUS!«

Hinter Nats Schläfen begann es wieder zu hämmern. Sie hatte gewusst, dass es so kommen würde, wenn Hank mit Paul zusammen heimkam. Ihre Brüder waren immer entschieden überfürsorglich gewesen, weil sie offenbar glaubten, nur ihnen selbst komme das Recht zu, ihr Prügel zu verpassen.

Hank strich ihr zärtlich übers Haar. »Wo waren die Wachmänner, Baby?«

Es waren keine da. »Sie waren mit anderen Sachen beschäftigt. Keiner ist schuld.«

»NATÜRLICH IST JEMAND SCHULD!« Paul zeigte mit dem Zeigefinger. »UND ZWAR DIESER TYP VON DER FREIEN HOCHSCHULE! ODER DER LEITER VON DIESEM KNAST! WIR SOLLTEN IHN VERKLAGEN!«

Nat vermied es, die Augen zu verdrehen. »Gute Idee. Vor allem jetzt, wo ich auf die Festanstellung warte.«

»SIE HABEN DICH NICHT VERDIENT, WENN SIE DICH DA HINSCHICKEN. DAS LASSEN WIR UNS NICHT GEFALLEN.« Paul öffnete sein Handy, und Nat las seine Gedanken.

»Ruf bloß nicht Dad an.«

»WARUM NICHT?« Paul tippte schon die Nummer. »ER WIRD GLEICH EINEM VON DEN JURISTEN BESCHEID SAGEN.«

»Ich bin selber Juristin, und ich werde niemanden verklagen. Bitte, Paul, hör auf damit.«

»ZU SPÄT ER IST SCHON TOTAL AUS DEM HÄUSCHEN. ER WILL, DASS DU NACH HAUSE KOMMST«

»Ich bin zu Hause. Ich wohne nämlich hier, weil ich inzwischen volljährig geworden bin.«

»Sprich mit deinen Eltern, Liebes«, sagte Hank und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Sie machen sich Sorgen. Ich habe auch schon mit ihnen gesprochen.«

»Wer hat sie da mit reingezogen?«, rief Nat wütend. Sie hatte auf ein ruhiges Abendessen und ein gutes Gespräch gehofft, aber diese Idee musste sie sich nun abschminken. »Ich habe nicht sie angerufen. Sondern dich. Und warum hast du sie angerufen, bevor du mit mir gesprochen hast?«

»Sei nicht albern.« Hank drückte ihr das Telefon in die Hand. »Bitte. Rede mit ihnen. Es dauert nur ein paar Minuten.«

»SAG IHNEN, DASS ES DIR GUT GEHT. DAD IST WIRKLICH BEUNRUHIGT. ER LIEBT DICH.«

»Ich habe ihnen gesagt, dass wir anrufen, sobald wir hier sind.« Hank sah schuldbewusst aus, aber in Nat stieg wieder Ärger auf. Sie würde ein weiteres Schaumbad brauchen, um sich von all der Liebe und Fürsorge zu erholen, die man ihr angedeihen ließ.

»Dad?«, sagte sie in das Handy.

»Was, zum Teufel, ist passiert?« Die Stimme ihres Vaters klang wie ein Echo von Paul, aber vielleicht war es auch umgekehrt. »Es heißt, es gab einen Aufstand im Gefängnis. Warst du da, als das passierte? Was hattest du dort überhaupt zu suchen?«

»Mir geht es gut. Ich habe nur eine Schramme auf der Backe.«

»Eine Schramme! Ist sie genäht worden? Mit wie vielen Stichen? Du hast einen guten Schönheitschirurgen, hoffe ich.«

»Es musste nicht genäht werden.«

»In welches Krankenhaus haben sie dich gebracht? Sag nicht, dass du in einem dieser Notlazarette in Philly gewesen bist, in denen sie nur wissen, wie man Gewehrkugeln herausoperiert.« .

»Ich war in keinem Krankenhaus. Ich musste nicht genäht werden. Es ist nur eine kleine Schramme.«

»Im Gesicht gibt es keine kleinen Verletzungen. Du willst doch keine Narbe, oder? Du bist doch kein Junge.«

Oh, bitte! »Dad, es wird keine Narbe geben.«

»Ich werde die Schönheitschirurgin deiner Mutter anrufen. Frau Dr. Steingard, vom Club. Sie ist die Beste. Wenn du gleich losfährst, kannst du in einer Stunde in ihrer Praxis sein. Es ist in Paoli, Lancaster Avenue, im gleichen Gebäude wie der Zahnarzt. Wir warten dort auf dich.«

»Dad, mir geht es gut. Bitte ruf diese Frau nicht an.«

»Deine Mutter ist schon ganz krank vor Sorge, erst Paul, und jetzt du. Nur wenn du zu dieser Ärztin gehst, wird sie heute Nacht schlafen können. Wir warten da auf dich, und dann kannst du mit Hank nach Hause fahren und gemütlich zu Abend essen.«

»Dad, hör zu. Ich muss Schluss machen. Ich brauche keinen Arzt. Grüße an Mom. Bis bald.« Nat gab ihrem Bruder das Handy zurück. »Ich werde jetzt nicht dorthin fahren.«

Paul sagte ins Telefon: »KEINE SORGE, DAD. WIR BRINGEN SIE SCHON DAZU, DASS SIE KOMMT. BIS DANN.«

»Warum sagst du so was?« Nat explodierte. »Ich werde nicht dorthin fahren!«

»GLAUBST DU NICHT AUCH, DASS SIE FAHREN SOLLTE?« Paul sah Hank an, der sich hilfesuchend an Nat wandte.

»Liebes, es tut doch nicht weh. Es ist eine Spezialistin. Sie untersucht dich, und wenn du nicht genäht zu werden brauchst, kannst du gleich wieder gehen.«

»Es geht nicht ums Nähen.« Nat hatte das Gefühl, laut schreien zu müssen. »Es geht darum, dass mir nichts fehlt.«

»SIE SIND SCHON UNTERWEGS. UND DIE ÄRZTIN AUCH. ES GEHT EINFACH NICHT, DASS DU JETZT NICHT HINFÄHRST.«

»Liebes?«, sagte Hank mit schiefgelegtem Kopf. »Tu deinen Eltern den Gefallen. Sicher ist sicher.«

»GENAU«, fügte Paul hinzu.

Nat unterdrückte einen Seufzer. Manchmal gefiel es ihr, dass Hank so gut in ihre Familie passte, und manchmal gefiel es ihr nicht. An den Tagen, in denen sie in Gefängnisrevolten verwickelt war, gefiel es ihr überhaupt nicht.

»Na gut«, sagte sie und holte ihren Mantel.

Um Mitternacht kamen sie von der Greco Show in ihre Wohnung zurück, vollgestopft mit Essen und erschöpft. Hank war schon ins Bett gegangen, und Nat hatte noch im Bad zu tun. Sie brauchte Zeit, um allein sein zu können. Die Strahler über dem Spiegel machten den kleinen Raum sehr hell, und in ihrem Licht untersuchte sie noch einmal die berühmte Schramme. Sie sah noch genauso aus wie vor vier Stunden, nachdem die Hand der besten Schönheitschirurgin der westlichen Vorstädte Philadelphias sie ausgiebig betastet und noch einmal mit Desinfektionsmittel besprüht hatte.

Nat spürte, dass sich Ärger wie ein Knoten in ihrer Brust zusammenzog. Sie griff nach der elektrischen Zahnbürste, Hanks Weihnachtsgeschenk, und drückte auf Start, was die rotierende Bewegung der summenden Bürste in Gang setzte. Ihr ganzer Mund summte und vibrierte, und sie sehnte sich nach ihrer guten alten Lowtech-Zahnbürste. Nach dem Lärm, den die Grecos veranstaltet hatten, brauchte sie Stille.

Beim Essen hatte sie ihnen eine klinisch gereinigte Version dessen, was im Gefängnis passiert war – das heißt, der ersten und der letzten halben Stunde –, vorgesetzt, was sie mehr als genug beschäftigt hatte. Außerdem hatte sie eine Klage gegen die Juristische Fakultät der University of Pennsylvania, das Justizministerium, die Regierung von Pennsylvania und zwei Kongressabgeordnete verhindert. Sie schaltete die elektrische Zahnbürste aus und steckte sie in die Halterung zurück, auf der sich schon eine dünne weiße Zahnpastakruste gebildet hatte, und dann konnte sie die Sache nicht länger hinauszögern. Sie zog ihren Kaschmirpullover und das T-Shirt aus, und als sie nur noch den weißen Spitzen-BH anhatte, betrachtete sie noch einmal die Kratzer auf ihrer Brust.

Der Anblick war nicht mehr ganz so schockierend wie beim ersten Mal, aber es sah immer noch grausig aus. Rote Striemen zogen sich kreuz und quer über ihre Haut, und auf dem Stoff des BHs zeigten sich überall Flecken getrockneten Bluts. Sie zog den BH aus und schlüpfte in das weiche Sweatshirt, das an der Tür hing. Als sie das Bad verließ, suchte sie immer noch nach Worten, mit denen sie Hank von Bufords Attacke erzählen konnte. Früher oder später würde er die Kratzer sehen, und sie war nicht ganz sicher, wie er reagieren würde – oder wie sie reagieren würde, wenn sie sich das nächste Mal liebten. Sie glaubte, nicht übermäßig traumatisiert zu sein; dennoch war sie froh, dass sein Geburtstag hinter ihr lag.

Sie betrat das Schlafzimmer, das nur von einer kleinen Halogenleuchte auf Hanks Nachttisch erhellt wurde. Er lag mit bloßem Oberkörper mit dem Rücken zu ihr, und in der Silhouette erkannte man die kräftige Muskulatur seiner Schultern, die Kurve seines Bizeps und die erotische Verjüngung der Umrisslinie zur Taille hin. Er hatte schon einige Freundinnen gehabt, bevor sie sich kennenlernten, und Nat war nicht entgangen, dass ihr Vater einigermaßen überrascht war, als er Hanks Zuneigung zu seiner Tochter entdeckte. Sie glitt hinter ihm ins Bett und begann ein behutsames Zehenspiel.

»Hank?«, fragte sie und hörte tiefes Atmen. Sie setzte sich auf und beugte sich über ihn. Seine Augen waren geschlossen, und er atmete mit offenem Mund in das Daunenkissen. Sie hatte nicht den Mut, ihn zu wecken, und der Gedanke, ihm von Buford zu erzählen, war auch eher abschreckend. Ein langer Tag lag hinter ihr, da war geringe Konfliktbereitschaft entschuldbar. Sie rollte sich auf den Rücken, zog die Decke hoch und sah auf die Uhr auf dem Nachttisch – 00:23. Vor zwölf Stunden hatte sie in einem Rettungswagen gesessen und mit dem Sanitäter gesprochen.

Voll daneben.

Nat versuchte, nicht mehr daran zu denken. Es war zu spät, um Ms Saunders anzurufen.

Mit einem unbehaglichen Gefühl drehte sie sich zur Seite und griff nach einem Buch.

Stummer Verrat

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