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Boksee, 21. 4. 2011

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Das Treffen aller Mitglieder der Hofgemeinschaft Keim und Sprosse fand unter dem Dach der Terrasse, die an der Rückseite des Haupthauses angelegt war, allabendlich statt. An diesem Gründonnerstabend konnte jedoch keine rechte Freude über den erfolgreich abgewickelten Auftrag, die Sprossenlieferung an den Hamburger Großmarkt, aufkommen. Zu tief saß allen noch der Schock in den Gliedern, wie ihre Freundin Marie vor ein paar Tagen brutal aus dem Leben gerissen worden war.

Vor allem Jan war seit Maries Tod nicht mehr wiederzuerkennen. Clara sah seinen Gemütszustand mit gemischten Gefühlen. Sie trauerte genauso wie er um Marie, die ihr eine gute Freundin und Mitarbeiterin gewesen war. Bei Jan schien das tragische Ereignis aber in eine andere Richtung zu wirken. Anstatt sie enger zusammenzuschweißen, hatte Maries Tod eine Krise in ihrer Beziehung aufbrechen lassen, die unter der Oberfläche schon eine Weile gegärt hatte. Jan hielt Distanz zu ihr und entgegen seiner sonstigen Art hielt er sich auch bei der Hofversammlung schweigsam zurück und schaute niemanden länger als nötig an.

Gewöhnlich war er es, der als Geschäftsführer die neuen Abschlüsse vor versammelter Mannschaft verkündete. Da er aber beharrlich schwieg, ergriff Clara das Wort. Die Bestellung von dreihundert Kilogramm Sprossen, die fristgemäß rausgegangen war, hatte den Hof für eine Zeit vor dem wirtschaftlichen Ruin gerettet. Das musste wenigstens gesagt werden. Schließlich ging das Leben weiter und die Existenz von einer Familie und fünf einzelnen Mitgliedern der Gemeinschaft hing davon ab.

„Marie hätte sich sehr gefreut, diesen Tag mitzuerleben“, sagte Clara unter Tränen. „Sie hat bis zu ihrem letzten Tag mit uns an dem Auftrag, der unseren Hof gerettet hat, gearbeitet“.

Alle murmelten und nickten zustimmend, aber keiner fand ein offenes Wort, um Clara zu unterstützen. Zu sehr spürten alle die Krise, die Maries Tod in der Beziehung zwischen Jan und Clara aufgerissen hatte. Als Clara sich im Meer des Schweigens, das auf ihre Worte folgte, nach Jan umdrehte, war er gegangen. Nach einer Weile meinten die anderen, es sei doch recht spät geworden und alle müssten morgen wieder früh raus. Die Hofversammlung löste sich auf. Clara blieb allein an dem großen runden Tisch, der von vielen leeren Stühlen umgeben, wie ein Symbol ihrer Einsamkeit wirkte. Clara wusste nicht, was sie falsch gemacht haben konnte.

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