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Kiel, 3. 5. 2011

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Am Dienstag tauchte Harald kurz vor der Mittagspause in Sybilles Labor auf.

„Hier! Das ist für dich“, sagte Sybille, bevor er den Mund aufmachen konnte. „Der EHEC-Stamm, mit dem du arbeiten sollst.“

Harald schaute auf die neun Zentimeter große Petrischale, auf der die Bakterien in zahlreichen, rötlichen Kolonien auf dem Nährboden wuchsen. Seine Lippen pressten sich zu einem Strich zusammen, als er daran dachte, dass diese Dinger Marie umgebracht hatten, ohne dass ihr auch nur die geringste Chance verblieben war.

„Komm“, sagte Sybille sanft und legte ihm tröstend ihre Hand auf die Schulter. „Ich weiß, woran du denkst, aber du kannst deine Freundin nicht mehr lebendig machen. Aber jetzt kannst du doch herausbekommen, warum diese Bakterien so lebensgefährlich sind. Vielleicht findest du etwas, ein Gegenmittel. Das ist doch auch eine Möglichkeit, ihren Tod zu rächen. Übrigens, es sieht so aus, als ob deine Freundin nicht die Einzige war, die sich mit diesem EHEC infiziert hat. Morgen bekommen wir die ersten EHEC-Isolate von Patienten aus Brunsbüttel und Umgebung. Die Leute sind auch alle schwer krank!“

Aber sie sind nicht tot, dachte Harald verbittert und nahm den folgenschweren Inhalt ihres Satzes gar nicht richtig auf. Er stand unschlüssig im Labor herum, bis er sich traute, sie danach zu fragen. „Hast du eigentlich den EHEC-Keim von Jörg noch aufgehoben?“

Sybille hatte ihm schon wieder den Rücken zugewandt. Er hörte, wie sie sagte: „Ich glaube, ich habe das Röhrchen noch nicht entsorgt. Es muss da hinten am Fenster auf einem metallenen Reagenzglasständer stehen.“

Harald fand das Röhrchen, ein Barcode war aufgeklebt, mit Filzstift war die Nr. 17 auf dem Deckel vermerkt. „Die Nr. 17?“, fragte er.

„Habe ich dir aber nicht offiziell gegeben“, gab Sybille zur Antwort, ohne weiter auf seine Frage einzugehen.

Sie betrachtete angestrengt ihre Nährböden. „Ich muss jetzt weitermachen, hab viel zu tun. Ich melde mich, wenn die Proben aus Brunsbüttel da sind.“ Sie wollte, dass er jetzt ging.

Nachdem Harald mit der Petrischale und dem Röhrchen Nr. 17 in seinem Labor angekommen war, überlegte er, wie er seinem Verdacht durch Nachforschungen weiter erhärten konnte. Er stellte die beiden Proben einstweilig in den Kühlschrank. Jörg erwartete von ihm einfallsreiche Experimente, einen Forschungsplan, aber Harald wollte eigentlich nur wissen, ob der EHEC von Marie mit dem von Jörg identisch war. Das konnte er als Forschungsprogramm Jörg allerdings schlecht präsentieren.

Das Erste, was er mit den beiden EHEC-Bakterien machen wollte, war ein genetischer Fingerabdruck. Die DNA der beiden EHEC-Stämme auf ihre Ähnlichkeit vergleichen, in der Art, wie man es bei einem Vaterschaftstest machte. Wenn die Schnittmuster der beiden EHEC sich entsprachen, war das ein Hinweis auf ihre Verwandtschaft. Es genügte noch nicht als Beweis, aber als starker Hinweis. Für den endgültigen Beweis brauchte er die serologische Bestimmung. Genau wie Sybille konnte er die Bakterien nicht einfach an das Zentrallabor des RPI schicken, ohne dass Jörg davon Wind bekam. Jörg hatte einen guten Kontakt mit Frau Dr. Obst, der Leiterin des Zentrallabors. Er würde sofort erfahren, wenn Harald selbst Stämme dort hinschickte.

Es musste eine andere Möglichkeit geben, um diese Untersuchung zu erhalten. Harald erinnerte sich an eine Broschüre für Ärzte mit einer Liste von Laboratorien, die diagnostische Spezialuntersuchungen durchführten. Möglicherweise gab es noch woanders eine Stelle, die serologische Untersuchungen vornahm. Er wurde schnell fündig. Es gab so ein Labor am Institut für Lebensmittelkontrolle und Hygiene in Berlin. Die Kontaktadresse war ein Dr. Leonhard Schneider, mit Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Diesen Namen hatte er schon einmal gehört. Harald glaubte sich daran zu erinnern, dass Jörg ihn einmal bei einer Diskussion erwähnt hatte. Es hatte aber nicht so geklungen, als wenn er und Schneider Freunde waren.

Er überlegte Schneider anzurufen, um ihm eine Geschichte zu einem Bestätigungstest für ein serologisches Ergebnis aufzutischen. Aber am Telefon konnte Schneider vielleicht Fragen stellen, auf die er nicht vorbereitet war. Besser, er würde Schneider eine E-Mail mit dieser Anfrage schicken. Sollte Jörg davon Wind bekommen, konnte Harald sich immer noch herausreden, dass er Schneiders Adresse zufällig gefunden und den Patientenstamm sicherheitshalber noch einmal von dritter Seite serologisch bestätigen lassen wollte. Das klang unverfänglich.

Harald schraubte die Büchse mit den sterilen Impfösen auf und beimpfte zwei Versandröhrchen mit den EHEC-Stämmen. Wenn Schneider einverstanden war, würde Harald das Päckchen eigenhändig zur Poststelle des Instituts bringen, damit Jörg nicht von seinen Außenkontakten Wind bekam.

EHEC-Alarm

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