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Kiel, 22. 4. 2012

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M. L. und der 16. März 1989, das waren Maries Initialen und ihr Geburtsdatum, hatte es in Haralds Kopf gedröhnt, als er wie im Fieber aus Sybilles Labor gerannt war. Zu viele Übereinstimmungen, um zufällig zu sein! Er musste jetzt unbedingt wissen, was mit ihr war. Wie oft hatte er versucht, sie in den vergangenen Tagen zu erreichen, aber es gab kein Lebenszeichen und ihr Handy blieb ausgeschaltet. Dieser Jan von ihrem Ökohof hatte gesagt, Marie sei krank. Das Erste, was Harald getan hatte, war, im städtischen Krankenhaus anzurufen. Schließlich kam der EHEC von der Patientin mit Maries Initialen von dort. Aber so sehr er sich bemühte und auf die Schwestern einredete, er bekam keine Auskunft und als offizieller Vertreter von Jörgs Labor anzufragen, hatte er sich nicht getraut.

Jetzt blieb ihm nur noch übrig, wieder den Biohof anzurufen. Er hatte es gestern Abend versucht, aber niemand hatte abgehoben. Er hoffte inständig, er würde auf jemanden anderes treffen, als auf diesen Jan, der ihn das letzte Mal so abgefertigt hatte. Wenn es wirklich Marie war, die im Krankenhaus an EHEC verstorben war, dann musste es eine Verbindung zwischen ihr und Jörg geben. Jörgs Stuhlprobe war EHEC-positiv gewesen. Sybille hatte gesagt, dass die EHEC von Jörg und der Patientin ähnlich waren. Er dachte an das zufällige Zusammentreffen zwischen den beiden, als Marie im Institut auf ihn gewartet hatte.

„Ne süße Freundin hast du dir da aufgegabelt, Harald!“, klangen ihm Jörgs Worte noch in den Ohren. Aufgegabelt! Wahrscheinlich hatte er sich mit Marie hinter seinem Rücken getroffen, um sie sich selbst einmal aufzugabeln. Eigentlich hatten die Unstimmigkeiten mit Marie seit der Zeit begonnen, als sie ihn im Institut abgeholt hatte. Jörg hatte Marie bestimmt in sein Bett gekriegt. Sie war von Jörg beeindruckt gewesen, das hatte er gleich gespürt. Jörg hatte gewusst, dass er EHEC-infiziert war. Wenn er Marie angesteckt hatte, war das nicht nur rücksichtslos, sondern kriminell. Harald fühlte, wie Eifersucht und Ohnmacht gleichzeitig von ihm Besitz ergriffen. Jetzt gab es kein Wenn und Aber mehr, nicht auf dem Hof anzurufen. Nachdem er es eine ganze Weile klingeln lassen und gerade auflegen wollte, meldete sich eine abgehetzt klingende Frauenstimme.

„Clara Schmidt, Hofgemeinschaft Keim und Sprosse“.

Harald war erleichtert, dass er diesmal an jemanden anderes geraten war. Nachdem er Clara von sich und Marie erzählt hatte, wurde ihre Stimme mitfühlend. Sie sagte, es täte ihr so leid, denn es war tatsächlich seine Marie gewesen, die im Krankenhaus verstorben war.

Hinter der anonymen Patientenakte, die er bei Sybille gesehen hatte, verbarg sich seine Freundin. Harald war wie versteinert. Es stimmte also. Jörg musste sich mit Marie getroffen und sie angesteckt haben. So groß konnte der Zufall gar nicht sein, dass beide unabhängig voneinander sich die gleiche EHEC-Infektion geholt hatten und …

„Komm uns doch mal besuchen“, hörte er Clara wie von weit entfernt sagen, „auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen.“

Harald wollte spontan ablehnen, aber ihm fiel ein, dass er in Maries Zimmer vielleicht etwas finden würde. Einen Beweis dafür, dass Jörg mit ihr zusammen gewesen war. Dann konnte sich Jörg nicht so einfach mehr aus der Sache herausreden.

Hastig erwiderte er: „Gerne! Ich hatte Marie vor einiger Zeit zwei CDs geborgt, vielleicht kann ich die bei der Gelegenheit auch wieder abholen?“

Clara versprach es und sie verabredeten sich für den Samstag nach Ostern auf dem Hof.

Harald überkam ein Hochgefühl, es seinem arroganten Chef endlich heimzahlen zu können. Aber es verflog schnell und machte dem Gefühl einer tiefen Verlorenheit Platz. Der winzige Funken Hoffnung, dass die Patientin mit den Initialen M. L. doch nicht Marie gewesen war, war erloschen. Er drückte sich ein Kissen in seine Augen, um seine Tränen nicht spüren zu müssen.

EHEC-Alarm

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