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Kiel, 1. 5. 2011

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Als Harald nach seinem überstürzten Abgang vom Bauernhof schließlich spätabends bei sich zu Hause angekommen war, konnte er nur noch ins Bett fallen. An diesem Sonntagmorgen kreisten seine Gedanken immer noch um die gleiche Sache. Sein Körper tat ihm an den verschiedensten Stellen weh, Jan hatte ihm Prügel versetzt, wie er sie noch nie in seinem Leben bekommen hatte. Aber das Fieber seiner Eifersucht ließ den Schmerz in den Hintergrund treten. Für ihn war klar, Jörg hatte sich an Marie herangemacht. Zu dumm, dass Jörgs Visitenkarte auf dem Hof geblieben war. Harald konnte sich gut vorstellen, dass Marie dem großtuerischen Gehabe seines Chefs nichts entgegensetzen konnte. Oder wollte? Wahrscheinlich hatte er sie damit beeindruckt. Jörg Puster wusste doch, wie man naive junge Frauen um den Finger wickelt.

„Das war dein Boss? Der war doch ganz nett ...“, hatte Marie gesagt, nachdem ihr Jörg damals im Institut begegnet war.

Ganz nett! Sollte er morgen ins Institut gehen und dem netten Jörg alles auf den Kopf zusagen? Alles, dessen er sich so sicher war? Er hatte keinen Beweis dafür, dass Jörg Marie mit EHEC angesteckt hatte. Selbst wenn es so gewesen wäre, für sich gesehen, war es Körperverletzung mit Todesfolge. Fahrlässige Körperverletzung, denn eine Absicht würde man Jörg kaum unterstellen können.

Dass Jörg mit ihr ins Bett gegangen war, würde niemanden aufregen, schließlich waren beide erwachsene Menschen. Ähnliche Geschichten hatten sich in der Gruppe bestimmt schon abgespielt und keiner hatte darüber je ein Wort verloren. Am Ende wäre er es, der seine Sachen packen und die Gruppe verlassen müsste. Niemand würde auch nur ein Wort zu seiner Verteidigung verlieren.

Und dann? Dann müsste er sich eine neue Doktorarbeit suchen, wenn ihn nach dem Rauswurf überhaupt noch jemand nahm. Da müsste er schon weit weg von Jörgs Einfluss sein und der reichte sogar bis ins Ausland. Im Grunde genommen war es beruflicher Selbstmord, wenn er Jörg offen wegen dieser Geschichte bezichtigte.

Vielleicht war es besser, vorsichtiger zu sein. So zu tun, als ob nichts wäre und abzuwarten, bis er vielleicht doch den Beweis dafür bekam, dass Jörg mit Maries Tod etwas zu tun hatte. EHEC war keine Geschlechtskrankheit, aber hochinfektiös. Die Ansteckungsgefahr war bei Kontakt mit anderen immer gegeben, aber noch viel mehr, wenn dieser intim war.

Harald hatte schon eine Idee, wie er vorgehen konnte, methodisch und genau. Möglich, dass er Jörg eines Tages die Rechnung für sein verantwortungsloses Verhalten präsentieren konnte. Nachdem er Marie für immer verloren hatte, gab es niemanden mehr in dieser Stadt, der ihm einen Rückhalt, einen Sinn geben konnte. Harald schlief unruhig in dieser Nacht, sah Marie im Traum als ein Spiegelbild im Wasser, das verschwand, als er nach ihr rief.

EHEC-Alarm

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