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Fohlenspiele

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Wochen vergingen. Wirru war größer geworden und schon ein wenig selbständiger. Von Tag zu Tag wurde es heißer. Die ersten Sommerregen fielen, und das Schmelzwasser aus den Bergen begann die trockenen Flußtäler zu füllen. Längst hatte Wirru seinen Schmerz vergessen und die Schwellung an seinem Bein. Er setzte seine Hufe jetzt vorsichtiger, wenn er in steiniges Gelände kam. Auf grasigen Ebenen aber tollte er übermütig.

Inzwischen war auch das kleine Hengstfohlen der Leitstute herangewachsen: Sarru, ein ziemlich kräftiger Bursche. Mitunter reizte er Wirru. Die Balgereien zwischen den beiden Junghengsten sahen manchmal recht gefährlich aus. Aber noch war alles nur Spiel, noch konnten sie mit ihren Milchzähnen nicht richtig zupacken; die Bisse blieben harmlos. Und meist unterwarf Sarru sich Wirrus Führung.

Von den westlichen Höhenzügen trieben dunkle Wolken heran, verdeckten die Sonne. Die Hitze war erträglicher an diesem Morgen, der sonst heiße Wüstenwind ein wenig kühler. Ausgelassen galoppierte Wirru an der Spitze der beiden Fohlen rund um die grasende Herde.

Erst als Senja nicht mehr mitkam und schnaufend zurückfiel, kehrte Wirru um und lief zu ihr. Zärtlich beknabberte er ihr den Hals und die Schultern. Sie schob ihren kleinen Kopf unter seinen Bauch, als suche sie dort nach Milch. Aber es war nur Müdigkeit. Wirru spielte aufmerksam mit den Ohren. So standen sie eine Weile dicht beieinander.

Der kleine Hengst Sarru wälzte sich ein Stück entfernt mit allen vier Beinen strampelnd im Gras, scheuerte sich das Fell. Mit einemmal sprang er auf und näherte sich den beiden. Offenbar schien Sarru ihr zärtliches Beieinander nicht zu gefallen. Er stellte sich auf die Hinterhufe und ging mit quietschendem Gewieher auf Wirru los.

Doch mit seinem scharfen Gehör hatte Wirru ihn längst bemerkt. Kurz bevor Sarrus Vorderhufe ihn trafen, schlug er nach hinten aus, versetzte ihm einen leichten Tritt vor die Brust. Verdutzt taumelte Sarru zurück, machte eine Kehrtwendung und preschte davon.

Im gestreckten Galopp sauste Wirru hinter ihm her, bog dann seitlich ab und versperrte ihm den Weg. Schnaufend standen die beiden sich gegenüber, Wirru mit hocherhobenem Kopf, Sarru mit seitlich zurückgehaltenen Ohren. Schaumflocken troffen von ihren Lippen. Jetzt hatten beide genug. Wirru berührte Sarru zur Begrüßung leicht mit der Nase und begann ihn versöhnlich zu beknabbern.

Wirru ging überhaupt sehr behutsam mit Schwächeren um. Er wehrte sich nur, wenn er angegriffen oder wenn ihm die Führung streitig gemacht wurde. Aber er war auch gleich wieder bereit zur Versöhnung.

In diesem Augenblick kam die kleine Stute herangetrabt. Senja fühlte sich alleingelassen und suchte die Gesellschaft der beiden. Nur lief sie eindeutig zu Wirru.

Sarru schnaubte und stieg wieder auf die Hinterhufe. Dann versuchte er ziemlich grob, die kleine Stute vor sich herzutreiben. Senja aber schlug geschickt einen Bogen und suchte bei Wirru Schutz.

Zögernd kam Sarru näher, wieherte kurz. Plötzlich spürte er einen harten Tropfen auf der Nase. Und dann noch welche, überall. Ein Regenschauer prasselte nieder, ließ die Steppe dampfen. Bei Regen hatte der kleine Hengst keine Lust zum Kämpfen. Sarru schüttelte sich und lief mit struppig-nassem Fell zu seiner Mutter.

Wirru, das Wildpferd

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